Hannover. Die Bahn schlägt vor, eine neue Trasse zwischen Hamburg und Hannover zu errichten. Doch das ist umstritten. Wie geht es weiter? Ein FAQ.
Die jahrzehntealte Debatte um die Bahnverbindung zwischen Hamburg und Hannover spitzt sich zu. Die Deutsche Bahn schlägt eine Neubaustrecke vor. Doch in Niedersachsen ist der Plan umstritten – zumal es vor zirka zehn Jahren bereits einen Konsens gegen den Neubau gab. Im Bundestag soll es noch dieses Jahr zu einer Entscheidung kommen.
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Doch zunächst ist am Sonntag ein Treffen von Bürgerinitiativen und Politik im Wahlkreis von Lars Klingbeil (SPD) in der Lüneburger Heide geplant. Der Bundesfinanzminister ist den Angaben nach verhindert, die Landesregierung wird Verkehrsminister Grant Hendrik Tonne (SPD) vertreten.
Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Streit um den Neubau.
Warum will die Deutsche Bahn eine neue Strecke bauen?
Die Bahn begründet den Plan mit der Überlastung der bestehenden Strecke. „Es sind derzeit 47 Prozent mehr Züge auf der Strecke, als diese pünktlich zu leisten vermag“, heißt es auf Anfrage. Die Pünktlichkeitsquote liege bei 56 Prozent. Das ist schlechter als im Gesamtnetz, wo die Quote 62 Prozent beträgt. Außerdem kalkuliert die Bahn, dass der Personen- und Güterverkehr zunehmen wird.
Wo soll die neue Trasse zwischen Hamburg und Hannover entlangführen?
Auf der Karte betrachtet macht die Bestandsstrecke – die über Lüneburg, Uelzen und Celle führt – einen Knick nach Osten. Die geplante Neubaustrecke soll direkter und eher senkrecht verlaufen, teils entlang der Autobahn 7. Kritiker sagen, der Abstand zur A7 sei größer als die Bahn suggeriert. Die angedachte Strecke führt durch den Heidekreis, den Landkreis Celle und die Region Hannover.
Rot eingezeichnet: die Vorzugsvariante der Deutschen Bahn. Orangefarben eingezeichnet: die bestehende Strecke.
© FMN | Jürgen Runo
Welche Folgen hätte ein Neubau auf die Natur?
Umweltschützer vom Nabu in Niedersachsen weisen darauf hin, dass das Projekt Naturlandschaften zerschneide. Flächen der Landwirtschaft, Moore und Waldgebiete gingen verloren, was Folgen für den Klimaschutz habe. Zudem bedrohe das Vorhaben Tiere wie den Kiebitz, die Feldlerche und den Kammmolch.
Was bedeutete ein Neubau für Fahrgäste?
Die Bahn verspricht: Züge sollen zuverlässiger verkehren, und die Fahrzeit soll sich verkürzen. Eine ICE-Fahrt zwischen Hamburg und Hannover werde 59 statt 79 Minuten dauern. Im Nahverkehr sollen mindestens Soltau im Heidekreis und Bergen im Kreis Celle besser an die Großstädte angebunden werden.
Wer ist gegen den Neubau?
Niedersachsens Landesregierung ist gegen den Neubau. Sie setzt auf den Ausbau der Bestandsstrecken, für die es 2015 bereits eine Einigung gab. Unterstützung bekommt Ministerpräsident Olaf Lies (SPD) von Klingbeil, Bundestagsabgeordneten der Region und Bürgerinitiativen. Auch der Naturschutzbund aus Niedersachsen lehnt den Neubau ab.
Ramelsloh im Januar 2023: Ein Protest-Kreuz steht auf einem Feld nahe der geplanten Neubaustrecke und einer bestehenden Trasse.
© dpa | Jonas Walzberg
Wer ist außer der Bahn für die Strecke?
Der Landkreis Lüneburg, der vom Ausbau der Bestandsstrecken betroffen wäre, lobt den Neubauplan. Aus Hamburg gibt es Unterstützung aus der Wirtschaft, die auf eine bessere Anbindung des Hafens hofft. Zu weiteren Befürwortern gehören der Fahrgastverband Pro Bahn, der Verkehrsclub Deutschland in Niedersachsen und Klimaaktivisten von Fridays for Future aus Niedersachsen.
Lüneburg im August 2023: Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Protestzugs der Klimabewegung Fridays for Future tragen Pappschilder mit den Aufschriften „Luisa“, „Wir brauchen einen“ und „Neubau-er“. Die Demonstration durch Lüneburg sollte unter anderem auf die Notwendigkeit der Bahn-Neubaustrecke zwischen Hamburg und Hannover aufmerksam machen.
© dpa | Georg Wendt
Was sagt das Bundesverkehrsministerium?
Das Bundesverkehrsministerium hat zunächst gelobt, dass die Bahn einen Vorschlag vorgelegt hat. Ist das als Zustimmung zu werten? Auf Nachfrage beteuert das Ministerium, es verhalte sich in der Debatte neutral.
Wer entscheidet über den Neubau?
Zunächst beschäftigt sich der Verkehrsausschuss im Bundestag mit dem Plan. Danach soll der Bundestag abstimmen, wobei eine einfache Mehrheit für einen Beschluss genügt. Das Verfahren nennt sich parlamentarische Befassung. Wann der Bundestag entscheidet, ist bislang nicht bekannt.
Wann könnte der Bau der Trasse beginnen?
Das ist unklar, aber vermutlich werden noch viele Jahre vergehen. Ein genaues Datum nennt die Bahn nicht. Erst nach einem positiven Beschluss im Bundestag solle die bestehende Planung detailliert ausgearbeitet werden. „Nach aktuellem Stand wird diese Phase über 2030 hinaus andauern“, heißt es von der Bahn. Den anschließenden Baubeginn könnten Klagen verzögern.
Wie teuer wäre der Neubau?
Das kann oder will die Bahn bislang nicht sagen. „Prognosen zum Kostenrahmen werden im Zuge der Parlamentarischen Befassung veröffentlicht“, antwortet das Staatsunternehmen.
Was passiert mit der Bestandsstrecke?
Die Bahn plant, die bestehende Strecke nächstes Jahr zu modernisieren. Unter anderem will sie die Bahnstationen in Stelle, Suderburg, Großburgwedel und Langenhagen Mitte 2026 erneuern. 2029 ist dann eine Generalsanierung geplant.
Hätte ein Neubau Folgen für Bremen?
Die Bahn sagt: Ja. Denn weniger Güterzüge aus Hamburg würden auf die Strecke zwischen Verden und Hannover verdrängt werden, was die Strecke zwischen Bremen und Hannover entlaste.
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dpa