Berlin und Brandenburg

Mehr als 100 Hotels aus der Region klagen gegen Buchungsportal „Booking.com“

Mi 13.08.25 | 16:04 Uhr | Von Juan F. Álvarez Moreno

Symbolbild:Auf einem Smartphone ist die App des Reiseportals Booking.com zu sehen.(Quelle:picture alliance/dpa/F.Sommer)

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Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 12.08.2025 | Bild: picture alliance/dpa/F.Sommer

Hotels durften ihre Zimmer lange nicht günstiger anbieten als auf „Booking.com“. Tausende Betriebe fordern nun Schadenersatz. Auch Hotels aus der Region machen mit – und erhoffen sich eine große Entschädigung. Von Juan F. Álvarez Moreno

Rund 100 Hotels aus Berlin und ähnlich viele aus Brandenburg haben sich an einer Klage gegen das Buchungsportal „Booking.com“ beteiligt. Diese Einschätzung teilte der Geschäftsführer des Hotelverbands Deutschland (IHA), Tobias Warnecke, rbb|24 auf Anfrage mit. Deutschlandweit hätten mehr als 4.000 Betriebe geklagt, in ganz Europa seien es mehr als 10.000.

Die Betriebe werfen dem weltgrößten Hotelbuchungsportal vor, sie über Jahre daran gehindert zu haben, günstigere Direktpreise anzubieten. Die Initiative wird von der europäischen Hotelallianz Hotrec und mehr als 30 nationalen Verbänden unterstützt – darunter der IHA.


Schadenersatzforderungen für fast zwei Jahrzehnte

Hintergrund ist ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom Herbst 2024, wonach sogenannte Bestpreisklauseln kartellrechtswidrig sind. Diese Klauseln hatten verhindert, dass Hotels ihre Zimmer abseits der Plattform, etwa auf der eigenen Website, günstiger anbieten durften. „Booking.com“ hatte im selben Jahr bereits die Klauseln abgeschafft. Begründet wurde der Schritt mit dem EU-Digitalgesetz „Digital Markets Act“.

„Fast zwei Jahrzehnte lang benachteiligten die Paritätsklauseln von ‚Booking.com‘ europäische Hotels erheblich im Wettbewerb“, sagte Warnecke. Der IHA-Geschäftsführer schätzt ein, dass die Hotels rund 30 Prozent der an „Booking.com“ der geleisteten Kommissionszahlungen zurückverlangen können. Laut einer Auswertung von Hotrec lag der Markanteil von „Booking.com“ bei den Online-Hotelbuchungen im Jahr 2023 in Deutschland bei 72,3 Prozent. Neuere Zahlen und detaillierte Angaben zu Berlin und Brandenburg liegen nicht vor.

Die Schadenersatzforderungen der Sammelklage beziehen sich laut Hotrec auf den Zeitraum von 2004 bis 2024. Die Teilnahme sei für Hotels kostenfrei und risikolos. „Die Sammelklage erfährt einen überwältigenden Zuspruch“, sagte IHA-Hauptgeschäftsführer Markus Luthe. Wegen der großen Resonanz sei die Anmeldefrist bis zum 29. August verlängert worden.


„Booking,com“: Plattform ein „freiwilliger Vertriebskanal“

„Booking.com“ weist zentrale rechtliche Argumente der Hotelverbände zurück – insbesondere die Auslegung eines EuGH-Urteils vom September 2024, wie das Unternehmen auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Die Plattform sei für Hotels ein freiwilliger Vertriebskanal. „Jeder unserer Unterkunftspartner kann seine Vertriebs- und Preisstrategie frei gestalten und seine Zimmer überall anbieten, wo er möchte“, teilte „Booking.com“ mit. Man unterstütze Hotels mit Marketing, Technologie und globaler Sichtbarkeit, darin liege der Mehrwert.

Der Hotel- und Gaststättenverband Brandenburg (Dehoga) warb dafür, dass sich möglichst viele Hotels der Klage gegen „Booking.com“ anschließen. Der Hauptgeschäftsführer der Dehoga Brandenburg, Olaf Lücke, sagte am Dienstag rbb24 Brandenburg Aktuell, viele kleine Hotels hätten möglicherweise gar nicht gewusst, dass sie benachteiligt worden seien. Hier müsse mal klare Kante gezeigt werden.


Schon Entscheidungen gegen Klauseln gefällt

Die Debatte um Bestpreisklauseln ist nicht neu. In Deutschland untersagte das Bundeskartellamt bereits 2013 dem Anbieter HRS die Praxis. 2015 folgten Verfahren gegen „Booking.com“ und Expedia. Und 2021 entschied auch der Bundesgerichtshof, dass Bestpreisklauseln von „Booking.com“ nicht mit dem Kartellrecht vereinbar seien.

In Berlin gab es im Mai 2025 laut Statistikamt Berlin-Brandenburg 462 Hotels, 67 Pensionen, neun Gasthöfe und 185 weitere Beherbergungsstätten. Im vergangenen Jahr besuchten 12,7 Millionen Menschen die Hauptstadt. In Brandenburg gab es demnach 491 Hotels, 206 Pensionen, 170 Gasthöfe und 627 weitere Beherbergungsstätten. 2024 kamen 5,4 Millionen Gäste nach Brandenburg.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 12.08.2025, 19:30 Uhr

Beitrag von Juan F. Álvarez Moreno