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Die Wartung des Wehrs sorgt für Streit. Während einige die Maßnahme unterstützen, warnen andere vor Gefahren für die Umwelt. Der Fischbestand könnte stark beeinträchtigt werden.
Drensteinfurt – Im Zuge der Werserenaturierung rückte auch die Wartung und Prüfung des Wehrs der Stauanlage in den Fokus. Diese soll nach Absprache zwischen Wasser- und Bodenverband, Unterer Wasserbehörde des Kreises und Stadt Drensteinfurt Anfang September erfolgen. Obwohl Adolf Graf von Meran und der Angelverein die Maßnahme begrüßen, gibt es erhebliche Unstimmigkeiten.
„Haben einfach nur Angst“: Wehrprüfung spaltet die Gemüter – Fischsterben befürchtet
Über die Notwendigkeit einer vertieften Prüfung herrscht Einigkeit. Die Bürgerinitiative und der Angelverein hatten sie seit Langem gefordert, da das Wehr seit seinem Bau Hochwasser und Überschwemmungen verhindert. Für Ulrich Bisping, Berater von Graf und Angelverein, ist die Überprüfung längst überfällig. „Sollte etwas passieren, droht Gefahr“, warnt er.
Die Stadt verweist auf wöchentliche Funktions- und Hydraulikölstandskontrollen durch Mitarbeiter sowie jährliche Wartungen durch Fachfirmen. Eine vertiefende Untersuchung gemäß DIN 19700 fand jedoch zuletzt vor 15 Jahren statt – damals im Zusammenhang mit dem Austausch eines Hydraulikstempels. Laut Unterer Wasserbehörde sollte sie alle 15 bis 20 Jahre erfolgen.
Kein Notdamm für die Absenkung geplant
Geplant ist nun eine Untersuchung ohne Errichtung eines Notdamms. „Laut wasserrechtlicher Vorschriften darf Wasser ohne Notdamm nicht abgelassen werden – es sei denn, die Untere Wasserbehörde erteilt eine Ausnahmegenehmigung“, so Bisping. Eine solche Genehmigung könne er nicht nachvollziehen. Am Wehr existiert seit den 1980er-Jahren eine Vorrichtung für einen Notdamm, deren Funktionsfähigkeit jedoch unklar ist. Das Ergebnis einer im Juli durchgeführten Taucher-Voruntersuchung liegt noch nicht vor, bestätigt auch der Graf von Meran.
Er erinnert zudem daran, dass das Wehr bereits 2009/2010 für drei Monate ohne Notdamm abgesenkt wurde. Später seien im Schloss Risse aufgetreten – vermutlich durch die veränderte Statik infolge des gesunkenen Wasserstands. Damals habe man ihm gesagt: „Beweisen Sie erst einmal, dass das Absenken des Wassers die Ursache ist.“ Zwar sei diesmal nur von drei Tagen die Rede, doch könnten sich Reparaturen leicht verlängern. Seine Zustimmung für das Befahren seiner Wiese mit schwerem Gerät will er nur geben, wenn ein Notdamm errichtet wird.
Wasser wird abgelassen: Fischbestand der Werse in Gefahr?
Auch der Angelverein warnt: Das Ablassen des Wassers gefährde den Fischbestand – viele Tiere würden fortgespült oder im Schlamm verenden. Betroffen seien auch Krebse und die auf der Roten Liste stehende Große Teichmuschel. Selbst bei schneller Wiederaufstauung dauere es Tage, bis die Werse gefüllt sei; bis zur Erholung des Fischbestands rechnen Vorsitzender Erhard Stratmann und Stellvertreter Peter Jeske mit mindestens einem Jahr.
Sehen das Vorhaben kritisch: Graf von Meran (von links), Peter Jeske, Erhard Stratmann, Ulrich Bisping an der Werse. © Mechthild Wiesrecker
„Das wird den Angelverein rund 50 000 Euro kosten“, schätzt Jeske. „Wir haben einfach nur Angst.“ Darum fordern Angelverein und Schlossbesitzer die Errichtung eines Notdamms – andernfalls erwägen sie eine Unterlassungsklage. „Sinnvoll wäre es gewesen, den Termin so abzustimmen, dass auch das Wehr an der Mühle zeitgleich geprüft werden kann“, so der Graf. Doch der beauftragte Zimmermann habe erst im Oktober Zeit.
Markus Söddemann, Geschäftsführer des Wasser- und Bodenverbands Werse-Drensteinfurt (WUB) sagt: „In Drensteinfurt wird aus einer kleinen Maßnahme eine Riesennummer gemacht. Wir sind kein politischer Verein, sondern ein kleiner Wasser- und Bodenverband, der Daseinsfürsorge leistet. Wir wollen niemandem schaden.“ Der Kreis Warendorf habe die Freigabe erteilt, alle Vorbereitungen seien getroffen. Mit Graf Meran sei abgestimmt, im Notfall mit schwerem Gerät auf die Wiese zu dürfen.
Wehr-Kontroverse: Kritik an andauernder Auseinandersetzung
Ein Notdamm werde nicht errichtet – er sei nur für länger dauernde Reparaturen gedacht und nicht so einfach umzusetzen, wie manche es darstellten. Bei einer plötzlichen Flutwelle bestehe zudem erhebliche Gefahr für den Prüfer. Ausdrücklich betonte er, dass die Vorrichtung funktionsfähig sei, so das vorläufige Ergebnis der Taucher, und sämtliches Material dafür bereitliege.
Der Angelverein habe keine Kooperationsbereitschaft gezeigt. Statt Gesprächen habe der WUB seitenlange Briefe mit Drohungen und Anklagen erhalten. „Es mischen sich Leute ein, die gar nicht betroffen sind. Das kenne ich aus anderen Regionen nicht.“ Der Angelverein könne mit Elektrobefischung einen Teil des Fischbestandes vorher einfangen und später wieder einsetzen. Für Markus Söddemann ist die Maßnahme ein Gewinn für die Werse. „Wenn Schlamm und Brackwasser von frischem Wasser durchspült werden, verbessert sich die Qualität. Die Natur baut sich schnell wieder auf.“ Die Werse fülle sich nicht allein durch Regen, sondern auch durch Wasser aus Ahlen – seit 300 Jahren werde das so praktiziert.
Ziel des Verbands sei, das Beste für die Betroffenen zu erreichen
Ein Problem sei jedoch die stark sanierungsbedürftige Wehranlage an der Mühle des Grafen. „Das Holz ist morsch. Ich habe angeboten, die Reparatur im Zuge der Maßnahme mitzuerledigen – sogar beim Holzbeschaffen zu helfen.“ Trotz aller Differenzen betont der Verband, Ziel sei, das Beste für die Betroffenen zu erreichen. „Ich glaube, es geht nicht mehr um die Sache, sondern darum, sie auszuschlachten – für wen auch immer“, sagt Söddemann. „Wir wollen eine funktionierende Lösung und keine endlosen Auseinandersetzungen.“
Das sagt die Untere Wasserberhörde des Kreis Warendorf: Die Sicherheitsprüfung am Wehr in Drensteinfurt liegt in der Verantwortung des Wasser- und Bodenverbandes (WaBo). Der Kreis Warendorf wurde nach eigenen Angaben frühzeitig informiert, hat die Arbeiten aber nicht beauftragt. „Der WaBo überprüft die Anlagen regelmäßig gemäß DIN 19700“, so Kreis-Pressesprecherin Kerstin Butz.
Eine besondere Genehmigung sei nicht nötig, die Arbeiten müssten jedoch angezeigt werden – was hier geschehen sei. Zum Taucherbericht könne der Kreis nichts sagen. Der Endbericht werde im September erwartet.
Stellungnahme des Kreises: Strenge Auflagen für Absenkung
Ob ein Notdamm errichtet wird, entscheide der Kreis nicht. Dem ausführenden Ingenieurbüro Sönnichsen & Weinert gab er aber fünf Auflagen: Der Wasserstand darf nicht schwallartig gesenkt werden, Pflanzen und Tiere müssen geschützt und der Angelverein informiert werden, die Gräfte von Haus Steinfurt dürfe nicht beeinträchtigt werden, der Zeitplan muss mindestens einen Tag vorher gemeldet werden. Sich ergebende zusätzliche Arbeiten, die ein weiteres Absinken der Werse erfordern, bedürfen der Zustimmung des Kreises. Ob die Notdamm-Balken vorhanden sind, ist dem Kreis nicht bekannt.
Ein weiteres heiß diskutiertes Thema in Drensteinfurt ist die Umgestaltung der Wagenfeldstraße. Nachdem die Stadt-Terrassen abgebaut wurden, heißt es es jetzt: Warten auf den Bürgerentscheid.