Berlin – Die durchschnittliche Arbeitszeit in Deutschland ist seit der Wiedervereinigung auf ein neues Rekordhoch gestiegen.
Oft heißt es, die Deutschen würden zu wenig arbeiten. Doch das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) hat die wöchentliche Arbeitszeit pro Kopf berechnet. Und es zeigt sich: Besonders bei Frauen ist in den letzten Jahren viel passiert.
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1991 leisteten Frauen im Schnitt noch 19 Stunden pro Woche, 2022 waren es bereits über 24. Laut den nun veröffentlichten Zahlen ist die Arbeitszeit seit der Wiedervereinigung auf ein Rekordhoch von durchschnittlich 29 Stunden die Woche gestiegen.
Das BiB hat hierfür die Arbeitszeiten der gesamten Bevölkerung von 20- bis 64-Jährigen ausgewertet – egal ob berufstätig oder nicht oder ob Teilzeit oder Vollzeit.
„Arbeitslose wurden mit null Wochenstunden eingerechnet“, erklärte Studienautor Harun Sulak der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Trotzdem sehen die Forscher noch Luft nach oben: „So liegt die von Frauen und insbesondere Müttern als ideal angesehene Arbeitszeit nochmals höher als die aktuell realisierte Arbeitszeit“, sagt Prof. Christa Katharina Spieß, Direktorin des BiB. Damit sich das ändern kann, brauche es familienfreundlichere Strukturen – etwa durch einen weiteren Ausbau der Kindertagesbetreuung.
Übrigens: Männer arbeiten pro Kopf heute ähnlich viel wie vor 30 Jahren. Das führt dazu, dass sich der Unterschied zwischen den Geschlechtern verringert hat: 1991 betrug der Abstand rund 14 Stunden – heute sind es nur noch gut 9 Stunden.
So steht Deutschland im EU-Vergleich
Trotz des Allzeithochs gehört auch zur Wahrheit: Bei Vollzeitbeschäftigten liegt die durchschnittliche Wochenarbeitszeit in Deutschland mit 40,2 Stunden knapp unter dem EU-Niveau (40,3 Stunden). Zugleich ist die Teilzeitquote mit 29 Prozent deutlich höher als im EU-Schnitt (18 Prozent).
Auch was die Urlaubszeiten betrifft, lässt es Deutschland vergleichsweise locker angehen: mit durchschnittlich 30 Urlaubstagen plus 7 Feiertagen gehört es zu den europäischen Urlaubs-Spitzenreitern.
Neben der Frage, wie lange gearbeitet wird, steht in Deutschland auch im Fokus, wie diese Arbeitszeit erfasst wird. Derzeit müssen Arbeitgeber in Deutschland die gesamte tägliche Arbeitszeit ihrer Beschäftigten erfassen – also Beginn, Ende und Dauer. Diese Pflicht ergibt sich aus dem Arbeitsschutzgesetz.
Im Koalitionsvertrag 2025 hat die neue Bundesregierung angekündigt, die Vorgaben künftig auf digitale Erfassungssysteme umstellen zu wollen.