Ein grauhaariger Mann in hellblauem Jacket und eine Frau in schwarzer Strockjacke stehen vor einem leeren Bücherregal. Es sind Frank Hoffmeister und Carolin Löher vom Trägerverein des Hamburger Literaturhaus.

AUDIO: Hamburger Literaturhaus: Buchhandlung steht leer (3 Min)

Stand: 13.08.2025 09:33 Uhr

Das Hamburger Literaturhaus ist ein Ort für Lesungen, dazu gibt es ein Café und eine Buchhandlung. Doch die steht leer. Nach 36 Jahren ist der bisherige Inhaber Stephan Samtleben in den Ruhestand gegangen. Für den Raum im Erdgeschoss des Literaturhauses wird ein Nachfolger gesucht.

von Petra Volquardsen

Der Raum gleich neben dem Eingang ins Literaturhaus ist beeindruckend: Unter den Füßen Parkettboden, hohe Decke, große Fenster zur Alster. Doch wo Besucherinnen und Besucher bisher zwischen Büchern stöbern konnten, stehen jetzt leere Regale. Ein Anblick, den es im Literaturhaus so bisher noch nicht gab.

"Literaturhaus"-Schriftzug auf der historischen Fassade.

Das Literaturhaus in Hamburg-Uhlenhorst ist eine Institution in der Hansestadt. Für die Buchhandlung wird dringend ein Nachfolger gesucht.

„Das Literaturhaus wurde im September 1989 eröffnet und seitdem gab es die Buchhandlung Samtleben im Literaturhaus“, berichtet Carolin Löher vom Literaturhaus Team. Frank Hoffmeister vom Trägerverein schildert die speziellen Anforderungen an die Buchhandlung: „Es sollte jemand sein, der Buchhändler beziehungsweise Buchhändlerin ist und der eine Vision hat, wie man so etwas weiterentwickeln kann. Jemand, der auch das Umfeld betrachtet – das Literaturhaus, die Gastronomie – dass das zusammenwirkt. Wir gucken uns die Konzepte an und werden dann als Verein entscheiden.“

Buchhandlung soll bei Lesungen präsent sein

Das Umfeld beachten – für das Literaturhaus heißt das vor allem: Wer die Buchhandlung betreibt, sollte auch bei Lesungen präsent sein. Rund 150 Veranstaltungen pro Jahr gibt es hier. „Das ist uns als Literaturhaus sehr wichtig. Literaturveranstaltungen ohne Büchertische sind nicht gut. Es sollte jemand sein, der bei den Abenden dabei ist, der vielleicht seine Öffnungszeiten anpasst. Es ist ja möglich, erst mittags anzufangen und dann abends mit in den Saal zu wechseln“, sagt Carolin Löher.

Traumhafte Räume mit stuckverzierten Decken und Alsterblick

Regale sind vorhanden und warten nur darauf, wieder mit Büchern bestückt zu werden. Die stuckverzierte und bemalte Decke ist ohne Frage ein Hingucker. Durch eine Flügeltür geht es in den hellen, lichtdurchfluteten Erker mit Alsterblick. „Eigentlich ist das hier der Vorzeigeort des Literaturhauses. Man kann hier sehr schön ein Buch aufklappen und dann ganz viele mitnehmen“, findet Carolin Löher.

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Miete trotz Alsterlage nicht Priorität

Was die Miete angeht, gehe es ihnen nicht darum, möglichst viel herauszuholen. „Wir könnten diese Räume auch sehr hochpreisig – es ist Alsterlage – an irgendein Unternehmen vermieten. Aber das ist nicht im Interesse des Literaturhauses, das ein öffentlicher Ort sein soll, der sich um Literatur und um Bücher dreht“, so Carolin Löher.

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Erste Interessenten reichen Konzepte ein

Keine Kette, sondern eine inhabergeführte Buchhandlung soll hier wieder einziehen – jemand, der Ideen hat und ein gutes Konzept mitbringt. „Wenn jemand sagt, er hat spezielle Vorstellungen für ein Sortiment, für bestimmte Veranstaltungen – da sind wir total offen. Wer kommt und sagt, ich stell da nur Bücher rein und hoffe, dass Kunden kommen, das wird aus unserer Sicht nicht funktionieren,“ so Hoffmeister. Einige erste Interessenten haben sich bereits beim Literaturhaus gemeldet. Jetzt wird gesichtet. „Die sind jetzt aufgefordert, ein kleines Konzept einzureichen, nichts Großes. Aber man kann sich gerne weiterhin melden und Interesse bekunden“, erklärt Frank Hoffmeister.

Eine Buchhandlung an einem besonderem Ort. Für die Büchertische bei den kommenden Lesungen gibt es erstmal eine Zwischenlösung. Doch alle im Literaturhaus hoffen, dass es in dem denkmalgeschützten Gebäude an der Alster möglichst bald wieder eine richtige Buchhandlung gibt.

Ein Mann mit Brille und dunklem Sacko packt Bücher in eine Kiste. Hinter ihm sieht man ein großes Bücherregal.

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