Dass Russland mit voller Härte auch in der eigenen Armee durchgreift, ist bekannt. Nun wurde offenbar erstmals ein Soldat zu jahrelanger Haft verurteilt, weil er sich den ukrainischen Truppen ergeben hatte. Wie die russische Zeitung „Kommersant“ berichtet, verurteilte ein russisches Militärgericht Roman Iwanischin zu 15 Jahren in einer Strafkolonie, wegen freiwilliger Kapitulation, Fahnenflucht und einem Kapitulationsversuch (Quelle hier). „Kommersant“ gehört dem Kreml-nahen Oligarchen Alischer Usmanow.
Dem Unteroffizier Iwanischin wurde demnach auch sein Rang aberkannt. Die Staatsanwaltschaft hatte laut „Kommersant“ 16 Jahre Haft gefordert, seine Verteidigung auf nicht schuldig plädiert. Es war offenbar der erste Prozess dieser Art seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.
Dem exilrussischen Onlineportal „Meduza“ zufolge wurde Iwanischin, der früher Bergarbeiter in Sachalin war, im Zuge der Teilmobilisierung 2022 eingezogen und war in der ostukrainischen Region Donezk im Einsatz. Im Juni 2023 soll er sich dann ukrainischen Soldaten ergeben haben.
Er habe zudem ein Video im Internet veröffentlicht, in dem er sich gegen den Krieg aussprach und andere russische Soldaten dazu aufrief, zu desertieren. Im Zuge eines Gefangenenaustauschs kam er dann offenbar im Januar 2024 nach Russland zurück, wo er vor Gericht gestellt wurde.
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- Nato-Chef Mark Rutte hat überraschend die südukrainische Hafenstadt Odessa besucht und dort Präsident Wolodymyr Selenskyj getroffen. Selenskyj forderte bei dem Treffen erneut mehr Unterstützung für sein Land.
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- Der Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes, Sergej Naryschkin, hat eine proaktive Bereitschaft der Sicherheitsdienste von Russland und Belarus angekündigt. Grund sei die zunehmende Eskalation von europäischer Seite im Ukraine-Konflikt, sagt Naryschkin laut der staatlichen Nachrichtenagentur RIA.
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