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Barbara Beisinghoff im Klingspormuseum 130825Barbara Beisinghoff fachsimpelt mit Besuchern ihrer Feier zum 80. Geburtstag im Klingspormuseum. © Walter, Ingrid

Sammler und Künstler kommen, um Barbara Beisinghoff zum 80. Geburtstag zu gratulieren. Sie feierte den Tag im Klingspormuseum.

Offenbach – Für zwei Tage, am Freitag und Samstag, hat die vielseitige Künstlerin Barbara Beisinghoff das Klingspormuseum bespielt. Hier hat sie mit Sammlern und zahlreichen Gästen ihren achtzigjährigen Geburtstag gefeiert – oder vielmehr ein Künstlerinnenleben, das sich wie ein ganzer Kosmos vor den Gästen ausbreitete.

„Ich bin ins Papier hineingegangen“, sagt Beisinghoff, wenn man sie nach ihrer Herangehensweise für die großen farbigen Blätter fragt, die bei der Ausstellung im Klingspormuseum zu sehen waren – und das könnte wie ein Motto über ihrer Kunst stehen. Zarte, teils von ihr handgeschöpfte Blätter aus Flachs und Seidelbast, Radierungen, großformatige Leporellos und kostbare Kunstbücher, die das Spiel von Licht und Schatten offenbaren. Besonders sichtbar wurde dieses Motto bei den fünf Blättern, die sie direkt an den Fenstern positioniert hatte. „Ich habe die Ausstellung ganz nach dem Raum ausgerichtet“, erzählt sie.

Wiederkehrend auf diesen Blättern sind Wasserzeichen, ursprünglich eingebrachte Markierungen, die die Urheberschaft schützen sollen, die Beisinghoff jedoch als Stilmittel einsetzt. Gegen Licht leuchten sie, bei schräg einfallendem Licht wird ihre Plastizität sichtbar – daher nennt sie einen Zyklus „Lichtzeichen“. Um sie ins Papier zu bannen, sammelt sie alle möglichen filigranen Dinge, wie Blätter, Rinden, Stoffborten, Einfädelhilfen – und Worte, teils fremden Sprachen und Schriften entnommen, mit denen sie ihre Papiere bearbeitet. Dafür reiste sie um die halbe Welt. Worte, Schrift- und Wasserzeichen verbinden ihre Arbeiten wiederum mit dem Klingspormuseum, dem sie seit vielen Jahren treu ist. Ihre Werke befinden sich in internationalen Museen, im National Museum Krakau, in The Library of the Congress und im Museum of Women in the Arts, Washington.

Ihren 80. Geburtstag feiert Künstlerin Barbara Beisinghoff im Offenbacher Klingspormuseum

Als sie begann, sich mit der Geschichte von Papier zu beschäftigen, stieß sie auf ein Gedicht von Pater Imberdis aus dem 17. Jahrhundert „Der Sang vom Papier“, der sie inspirierte, bestärkte, sich weiterhin mit Papier als Bild- und Textträger zu befassen – und bis heute nicht losließ.

Über 20 Jahre lang hat sie im Kreis Offenbach gelebt. Aus Dreieich und Buchschlag und der Umgebung waren am Wochenende auch zahlreiche Gäste und Sammler gekommen, denen sie das Wort erteilte, darunter beispielsweise Ute Ritschel, die seit vielen Jahren den Waldkunstpfad in Darmstadt und die zugehörige Biennale kuratiert. Wie vernetzt Beisinghoff als Künstlerin tatsächlich weltweit ist, konnte man auch in der Ausstellung selbst sehen: Im Entree zum Museumssaal wurde man neben ihrem sommerlich gelben großen Blatt von großen plastisch runden Augen aus Pappmaschee bestaunt, einer Arbeit der New Yorker Künstlerin Tatana Kellner, mit der Beisinghoff gearbeitet hat – und die durch ihre Zeit in New York eine Wegbegleiterin geworden ist.

Eine weitere Kollegin ist Desirée Wickler aus Linz am Rhein. Sie zeigte ebenfalls eigene Werke im Klingspormuseum. „Ich arbeite mit Licht und Schatten“, sagt sie – und man spürt die Nähe zu Beisinghoff, deren Arbeit sie sehr schätzt. „Die Verbindung zwischen uns ist das Papier, sind Licht und Schatten – und das Geschichten erzählen“, sagt Beisinghoff, die voll freudiger Energie von Ausstellungsstück zu Ausstellungsstück, von Sammler zu Sammlerin wirbelte. „Ihre weltweiten Kontakte sind sicher ihrer Offenheit und der Art, wie sie auf die Welt zugeht, zu verdanken“, sagt Dorothee Ader, Leiterin des Klingspormuseums, die sich über die gelungene Zwischenausstellung vor dem Umbau zu den „Love Stories“ um Goethe und Lili freut.

Beisinghoff setzt sich regelmäßig mit feministischen Themen auseinander

Aus Waldeck-Frankenberg war Jutta Biermann gekommen, die mit dem Ingenieurbüro Oppermann und Beisinghoff ein Relief in der Stadtmauer in Diemelstadt Rhoden als Kinderprojekt realisierte. Einige Sammler hatten Werke mitgebracht, wie Annette Heinz-Cochlovius aus Darmstadt – eine fächerförmige Arbeit, auf der Stadtlandschaften, Frauenköpfe und Bäume zu erkennen sind. „Sie sprüht vor Ideen“, sagt Heinz-Cochlovius und zeigt begeistert noch ein anderes Werk, einen Briefumschlag aus Mull mit einem spannenden Bezug zu Charlotte Corday, die einst den radikalen Politiker und Journalisten Marat ermordete. Ein feministischer Akt, der wieder zu Beisinghoff führt, die sich immer wieder mit der weiblichen Sicht der Welt auseinandersetzt. Einen schönen Abschluss fand der Freitag mit einem Gast, der vor Ort zum Sammler wurde – und mit einem Konvolut von Radierungen nach Hause ging. (Ingrid Walter)