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Neubau oder Sanierung? Das ist die Frage. Die Debatte um die Strecke Hamburg-Hannover spitzt sich zu. Noch dieses Jahr soll eine Entscheidung fallen.
Hannover – Die Bahn fährt nur bedingt pünktlich. Ein Fakt, der keinen mehr überrascht. Die Gründe dafür sind vielfältig. Ein Grund ist die in Jahre gekommene Infrastruktur, sprich die Schienen. An vielen Stellen werden die Gleise saniert. Kurzfristig bedeutet dies weitere Verzögerungen oder Busfahrten statt Zug. Aktuelles Beispiel ist die Strecke Hamburg-Berlin. Statt Sanieren kann auch ein Neubau eine Lösung sein. Streitereien sind vorprogrammiert.
Streit um wichtige Bahnstrecke: Neubau oder Sanierung zwischen Hamburg-Hannover?
Die jahrzehntealte Debatte um die Bahnstrecke Hamburg-Hannover scheint, um im Bild der Bahn zu bleiben, demnächst den Zielbahnhof zu erreichen. Im Bundestag soll es noch dieses Jahr zu einer Entscheidung kommen. Dann könnte ein jahrelanger Streit beendet werden. Es geht um die Frage: Neubau oder Sanierung? Bis zum Tag der Abstimmung werden beide Lager noch einmal sehr intensiv ihre Argumente vortragen. Die favorisierte Lösung der Deutschen Bahn ist der Neubau. In Niedersachsen der Neubau-Plan umstritten – zumal es vor rund zehn Jahren bereits einen Konsens gegen den Neubau gab.
Doch zunächst ist am Sonntag (17. August) ein Treffen von Bürgerinitiativen und Politik im Wahlkreis von Lars Klingbeil (SPD) in der Lüneburger Heide geplant. Der Bundesfinanzminister ist den Angaben nach verhindert, die Landesregierung wird Verkehrsminister Grant Hendrik Tonne (SPD) vertreten. Anfang Juni sagte Klingbeil: „Es gibt die Bahndebatte seit 25 Jahren in meinem Wahlkreis. Beim Dialogforum Nord hat es eine Entscheidung gegeben. Ministerpräsident Olaf Lies plädiert für eine Generalsanierung, das halte ich für den richtigen Weg.“
Sanierung oder Neubau der Bahnstrecke Hamburg-Hannover? (Symbolbild) © Marcus Brandt/dpa
Zum Hintergrund: Die Strecke ist überlastet, so die Bahn. Die Pünktlichkeitsquote liege auf der Strecke bei 56 Prozent. Das ist schlechter als im Gesamtnetz, wo die Quote 62 Prozent beträgt. Mit einem Neubau sollen Züge zuverlässiger verkehren, und die Fahrzeit soll sich verkürzen. Eine ICE-Fahrt zwischen Hamburg und Hannover werde 59 statt 79 Minuten dauern. Im Nahverkehr sollen mindestens Soltau (Heidekreis) und Bergen (Kreis Celle) besser an die Großstädte angebunden werden.
Niedersachsens Landesregierung ist gegen den Neubau. Sie setzt auf den Ausbau der Bestandsstrecken, für die es 2015 bereits eine Einigung gab. Unterstützung bekommt Ministerpräsident Olaf Lies (SPD) von Klingbeil, Bundestagsabgeordneten der Region und Bürgerinitiativen. Auch der Naturschutzbund Niedersachsen lehnt den Neubau ab.
Umweltschützer vom Nabu Niedersachsen weisen darauf hin, dass das Projekt Naturlandschaften zerschneide. Flächen der Landwirtschaft, Moore und Waldgebiete gingen verloren, was Folgen für den Klimaschutz habe. Zudem bedrohe das Vorhaben Tiere wie den Kiebitz, die Feldlerche und den Kammmolch.
Befürworter für Neubau der Bahnstrecke Hamburg-Hannover
Es gibt auch außerhalb der Bahn Befürworter für einen Neubau. Der Landkreis Lüneburg lobt den Neubauplan. Aus Hamburg gibt es Unterstützung aus der Wirtschaft, die auf eine bessere Anbindung des Hafens hofft. Zu weiteren Befürwortern gehören der Fahrgastverband Pro Bahn, der Verkehrsclub Deutschland in Niedersachsen und Klimaaktivisten von Fridays for Future aus Niedersachsen.
Der Bundestag hat noch keinen Termin für die Abstimmung festgelegt. Sollte der Antrag eine Mehrheit bekommen, ist mit einem schnellen Baustart nicht zu rechnen. Ganz im Gegenteil. Die Detailplanungen sollen laut Bahn erst nach dem Bundestagsbeschluss beginnen. „Nach aktuellem Stand wird diese Phase über 2030 hinaus andauern“, heißt es von der Bahn. Erst dann liegen belastbare Kostenschätzungen vor. Den anschließenden Baubeginn könnten Klagen verzögern.
Unabhängig vom Bundestagsbeschluss investiert die Bahn ab 2026 in die Bahnstrecke Hamburg-Hannover. Unter anderem will sie die Bahnstationen in Stelle, Suderburg, Großburgwedel und Langenhagen erneuern. 2029 ist dann eine Generalsanierung geplant. In Walsrode wird ein Tunnel erneuert.