In den 1980er-Jahren rangen zwei Actionstars um die Top-Position in Hollywood: Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone. Fans erfreuten sich an Filmen, in denen es ordentlich krachte. Wer schlussendlich die Oberhand hatte, ist bis heute umstritten.

Konkurrenz belebt das Geschäft und spornt zu Höchstleistungen an. Ein Beispiel dafür ist der Wettstreit von Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone in den 1980ern.

In jenem Jahrzehnt, das ein goldenes Zeitalter des Actionfilms war, wurde unter Filmfans viel diskutiert, welcher der beiden muskelbepackten Actionstars die Nummer Eins in Hollywood sei: Arnie oder Sly? Und nicht nur die Zuschauer, auch die beiden Schauspieler selbst trieb diese Frage um. Kein Wunder: Beide hatten sich aus einfachen Verhältnissen empor gekämpft und es zu enormem Erfolg und Weltruhm gebracht. Zwei frühere Underdogs, die zunächst von allen unterschätzt und belächelt wurden, die sich aber unbeirrt und mit enormer Willenskraft aus dem Nichts an die Spitze hievten, allen Nein-Sagern zum Trotz. Klar, dass keiner von beiden jetzt „nur“ die Nummer Zwei sein wollte.

So war Stallone als Schauspieler und Autor jahrelang weitgehend erfolglos und pleite gewesen, als er das Drehbuch zu dem Boxer-Film „Rocky“ schrieb. Dennoch weigerte er sich, das Script zu verkaufen, ohne auch die Hauptrolle zu bekommen, obwohl er ein entsprechendes, hunderttausende Dollar schweres Angebot erhielt.

Diese Hartnäckigkeit zahlte sich aus: „Rocky“ wurde 1976 weltweit ein Kassenschlager und brachte seinem Hauptdarsteller den langersehnten Durchbruch. Bei der folgenden Oscar-Verleihung wurde er als bester Schauspieler und bester Autor nominiert. „Rocky“ erhielt schließlich drei Trophäen, darunter „bester Film“. In der Folge erarbeitete sich Stallone in den „Rocky“-Sequels sowie als Vietnamveteran John Rambo und in weiteren Actionrollen eine große Fangemeinde.

Schwarzenegger wiederum stählte in jungen Jahren mit solchem Eifer und Geschick seinen Körper, dass er es an die Spitze der Bodybuilding-Welt schaffte, siebenfacher Mister Olympia wurde. Aus Österreich wanderte er 1968 in die USA aus, betrieb in den 70ern dort weiter Bodybuilding, betätigte sich als Immobilienunternehmer – und war fest entschlossen, es in Hollywood zum Filmstar zu bringen.

Doch niemand außer Schwarzenegger selbst glaubte daran, dass er in der Filmwelt großen Erfolg haben würde, zu stark war sein österreichischer Akzent und zu ungewöhnlich seine Statur. Bodybuilding war damals noch ein Nischen-Phänomen, und etliche Filmproduzenten fanden Schwarzeneggers Muskelmassen eher abschreckend. Nur kleinere Produktionen konnte er an Land ziehen, bis Regisseur John Milius einen Hauptdarsteller für seine aufwendige Comic-Verfilmung „Conan der Barbar“ (1982) suchte. Für den brachialen Titelhelden war niemand so geeignet wie Schwarzenegger, und das galt auch für seine folgende Paraderolle: den schier unbezwingbaren Kampfroboter in James Camerons „Terminator“ (1984).

Zwar mischten im Action-Genre in den 1980ern auch andere mit, sogar manch große Stars, darunter Clint Eastwood, Chuck Norris, Jean-Claude van Damme, Charles Bronson, Mel Gibson, und gen Ende der Dekade auch Bruce Willis. Aber Sly und Arnie toppten sie alle. Doch wer von beiden war Nummer Eins? Darum rangen beide erbittert.

Stallone formulierte es 2013 in einem launigen Gespräch mit Late-Night-Talkmaster David Letterman rückblickend (und augenzwinkernd) so: „Wir hassten uns bis aufs Blut. Es war ein Wettstreit, wo man wirklich einen Erzfeind hatte, der letztlich das Beste in einem herausbrachte. Wie Arnold sagen würde: Das stieß einen an, zu beschleunigen. Nach einer Weile mochte ich aber den Konkurrenzkampf, das Sich-gegenseitig-Übertrumpfen. Wer hatte die größere Knarre, wer schoss mehr Gegner um?“

Die entsprechenden Filme waren für Actionfans eine Wonne, etwa im Jahr 1986, als Schwarzenegger als der „City-Hai“ höchst gewaltsam auftrumpfte (Originaltitel: „Raw Deal“) und Stallone als die „City-Cobra“ (im Original „Cobra“) Bösewichter rabiat in Jenseits beförderte. Die ähnlichen deutschen Titel unterstrichen dabei den Kampf der Action-Giganten.

Die beiden Actionstars warben nicht nur um dasselbe Filmpublikum, auch privat gab es manchmal Überschneidungen. So lernte Schwarzenegger bei den Dreharbeiten zu „Red Sonja“ 1985 die dänische Schauspielerin Brigitte Nielsen kennen und hatte eine Affäre mit ihr. Später traf sie Stallone (dessen Spielpartnerin sie 1986 in „City-Cobra“ war) – und 1985 bis 1987 waren Stallone und Nielsen verheiratet.

Wer bei „Sly vs. Arnie“ schlussendlich die Oberhand hatte, das bleibt bis heute eher Geschmacksfrage, ähnlich wie bei den Fan-Debatten „Beatles vs. Rolling Stones“ oder „‚Star Wars‘ vs. ‚Star Trek‘“. Vielleicht teilten sich Sly und Arnie ja auch einfach die Top-Position auf dem Actionheld-Siegertreppchen.

So oder so legten die beiden Stars später ihre (letztlich nicht feindlich, sondern sportlich gemeinte) „Fehde“ bei, wurden Freunde und Geschäftspartner: In den 1990ern waren Stallone und Schwarzenegger (sowie auch Willis) Mitinhaber der Restaurantkette „Planet Hollywood“ und taten sich später in den Actionfilmen „The Expendables“ (2010) und „Escape Plan“ (2013) auch auf der Leinwand zusammen.

Noch heute stehen sie vor der Kamera und lassen es als Alt-Stars krachen. Zwar nicht mehr so knallig wie in den gloriosen Zeiten der 1980er. Aber durchaus noch mit mehr Energie und Verve als jene, die sie einst belächelt haben.

Für WELTGeschichte blickt Martin Klemrath neben klassischen historischen Themen auch regelmäßig auf popkulturelle Phänomene vergangener Jahrzehnte zurück. Darunter eine sommerliche TV-Ikone der 80er: das ZDF-Ferienprogramm.