Was früher der schnelle Kaffee oder das Feierabendbier war, ist heute der Iced Matcha Latte. Besonders in den Sommermonaten ist das leuchtend grüne Getränk, das mit Eiswürfeln serviert wird, stark gefragt– und das in vielen Varianten: mit Hafer-, Mandel- oder Kokosmilch, gelegentlich verfeinert mit Erdbeer- oder Mangosirup, klassisch serviert, als Pudding oder auch in Form von Eis. Matcha ist längst mehr als ein Getränk. Er steht für ein ästhetisches Lebensgefühl.
Auch in Frankfurt ist das zu spüren. Der Iced Matcha Latte prägt das Stadtbild. In der Kleinmarkthalle zieht der Stand „Imari San“ mit japanisch inspiriertem Bananenpudding und Matcha Latte die Blicke auf sich. In der Fahrgasse lockt der Pop-up-Store „Odd Realm Tea“ täglich zahlreiche Besucher an. „Wir hatten hier mehrmals die Situation, dass junge Frauen ihre Freunde mitgebracht haben, damit sie einen Iced Matcha Latte probieren“, sagt Inhaber Dominic Gerfelder. „Mittlerweile kommen sie allein und sind Stammkunden.“
Der grüne Tee bleibt längst nicht auf spezialisierte Cafés beschränkt. Wo früher der Flat White dominierte, steht jetzt oft Iced Matcha Latte auf der Karte – zum Beispiel in der Café-Bar „Kuku Vaia“ in Bornheim. Manche Läden setzen auf kreative Variationen, andere auf Purismus. „Ohne Schnickschnack“, sagt Sina Eichhorn vom Café „Butter“. Dort gibt es klassischen warmen Matcha Latte, den eiskalten Iced Matcha Latte und einen Matcha Affogato.
Ständiger Begleiter: Für manche Menschen scheint der Iced Matcha Latte genauso wichtig wie das eigene Smartphone zu sein.Stefan Nieland
Auch Kioske, Trinkhallen oder Pizzerien bieten den Trenddrink an. Der Iced Matcha Latte ist angekommen – auf Getränkekarten, in Alltagsritualen und sogar in der Popkultur. In Shirin Davids Song „Bauch Beine Po“ sorgt er längst für Wiedererkennung.
„Für Matcha nehme ich mir Zeit“
Die Zahlen bestätigen den Eindruck: Zwischen Januar und August 2024 wurden laut dem Deutschen Tee- und Kräuterteeverband mehr als 240 Tonnen Matcha nach Deutschland importiert – ein Zuwachs von 240 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Vor zehn Jahren lag die Menge bei weniger als der Hälfte. Inzwischen liege Deutschland weltweit auf Platz zwei der größten Abnehmer, gefolgt von der USA, wie eine Sprecherin des Tee- und Kräuterteeverbands mitteilte.
Was macht Iced Matcha Latte so attraktiv? „Für Matcha nehme ich mir Zeit“, sagt eine junge Frau, während eine andere antwortet: „Ich liebe das satte Grün – mit dem Sirup sehen die Farbverläufe einfach schön aus.“ Eine dritte ergänzt: „Ich mag’s, aber bin oft zu faul, ihn mir selbst zu machen.“
Erfolg steht auf dem Prüfstand
Auffällig ist, wie häufig Iced Matcha Latte mit ästhetischen Kategorien in Verbindung gebracht wird. Er steht für Achtsamkeit, Reduktion, eine Idee von Reinheit. Auf Instagram und Tiktok prägt er einen Lebensstil: unaufgeregt, stilvoll, bewusst inszeniert. Eine 17 Jahre alte Schülerin formulierte es so: „Matcha trinken ist schick, es ist für mich fast schon wie ein Accessoire“, während sie ihr 7,90 Euro teures Getränk mit Vanilleeis auf Snapchat postete.
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Dabei ist Matcha kein Modeprodukt. Seine Herstellung folgt festen Regeln und einer langen Tradition aus Japan. „Matcha“ bedeutet „gemahlener Tee“. Vor der Ernte beschatten Bauern die Pflanzen. Das sorgt für die grüne Farbe und den mild-herben Geschmack. Anders als beim üblichen Aufguss wird beim Matcha das ganze fein gemahlene Blatt mit Wasser aufgeschlagen und vollständig getrunken. Das verleiht dem Getränk eine andere Textur und eine höhere Konzentration von Antioxidantien, Vitaminen und Mineralstoffen.
Doch der Erfolg des Tees steht auf dem Prüfstand. Der Deutsche Tee- und Kräuterteeverband meldete, dass die erste Ernte 2025 in Japan von Kälte und Spätfrost gezeichnet war. Besonders litt die Tencha-Ernte – die Basis für hochwertigen Matcha. Die Erntemenge sei deutlich geringer ausgefallen als üblich. Ob die zweite und dritte Pflückung den Ausfall ausgleichen könnten, sei derzeit offen. Der Verband erklärte, im Jahr 2025 träfen zwei gegenläufige Entwicklungen aufeinander. „Eine stark wachsende Nachfrage und eine durch Frost und Kälte beeinträchtigte erste Erntephase.“
Trotz dieser Prognose gehört der Iced Matcha Latte inzwischen längst zum Alltag. Er wirkt nicht exotisch, begegnet Frankfurtern aber immer wieder neu: mal verspielt, mal puristisch, mal ganz beiläufig im Pappbecher. Ein Getränk, das sich in der Stadt fest etabliert hat, ohne sich aufzudrängen.
Fünf Orte für Iced Matcha Latte
„Inari san“ in der Kleinmarkthalle
Foto: Stefan Nieland
Seit der Eröffnung stehen junge Menschen Schlange vor „Inari san“ in der Kleinmarkthalle. Neben verschiedenen Matchavariationen ist ein Erdbeerpudding, der mit Matcha übergossen serviert wird, besonders beliebt. Ein weiteres Highlight sind die hausgemachten Tofutaschen. Die Preise für einen großen Matcha liegen zwischen 7,60 und 7,90 Euro.
Hasengasse 5-7, geöffnet montags bis freitags von 11.30 bis 18 Uhr, samstags von 10.30 bis 16 Uhr
Café „Lagom“
Foto: Stefan Nieland
Auf der Karte des Cafés „Lagom“ findet man Iced Matcha Latte in bunten Ausführungen. Die hausgemachten Erdbeer-, Himbeer- und Mangosirups ziehen viele Besucher an. Beliebt ist der Coconut Matcha mit Vanilleeis. Ein Iced Matcha Latte mit Sirup kostet 7,30 Euro, die Portion fällt jedoch eher klein aus.
Pariser Straße 8, täglich von 8 bis 19 Uhr geöffnet
Pop-up-Store „Odd Realm“
Foto: Jannis Schubert
Der Pop-up-Store „Odd Realm“ setzt auf Qualität: Im Mittelpunkt steht hochwertiger Matcha, der in vier verschiedenen Pulvervarianten angeboten wird – darunter auch seltene und exotische Sorten. Neben puren Zubereitungen gibt es auch Matcha mit Sirupvariationen. Ergänzt wird das Angebot durch Workshops und Kurse rund um Herkunft, Zubereitung und Kultur des Matcha.
Fahrgasse 19, geöffnet mittwochs bis sonntags von 10.30 bis 16.30 Uhr
Café „Butter“
Foto: Stefan Nieland
Das Café „Butter“ bietet Matcha in entspannter Atmosphäre an. Neben klassischem Matcha gibt es hier auch eine besondere Variante: den Matcha Affogato – ein fast schon dessertartiges Getränk, serviert mit Eis vom Frankfurter Eislabor Antipodean Gelato.
Konrad-Broßwitz Straße 1, samstags von 10 bis 21 Uhr, sonntags von 10 bis 18 Uhr, mittwochs von 09 bis 18 Uhr, donnerstags von 9 bis 21 Uhr und freitags von 9 bis 19 Uhr geöffnet
Café „Kuku Vaia“
Foto: Stefan Nieland
Eigentlich liegt der Fokus bei „Kuku Vaia“ auf Kaffee – doch auch Matcha-Fans kommen hier auf ihre Kosten. Der grüne Tee wird puristisch zubereitet, ohne Sirup oder Zusätze. Besonders charmant: der ruhige Innenhof, in dem man seinen Matcha abseits des Trubels genießen kann.
Oederweg 23, am Wochenende geöffnet von 09.30 bis 18 Uhr, montags und dienstags von 7.30 bis 19 Uhr, mittwochs und donnerstags von 7.30 bis 21 Uhr und freitags von 9.30 bis 18 Uhr