München – Es muss Ende Juli gewesen sein, als über Nacht ein kompletter Straßenzug im Glockenbachviertel von parkenden Autos befreit wurde. „Absolutes Halteverbot zwischen 7 und 18 Uhr“, verkünden seitdem die frisch aufgestellten Schilder. 50 Parkplätze – einfach weg. Grund? Offenbar eine Geister-Baustelle.
Denn: Seit dem 4. August bis heute, 13. August, ist nichts passiert. In neun Tagen kein Bagger, kein Presslufthammer, nicht einmal ein einsamer Bauarbeiter mit Kaffeebecher. Nur die leere Westermühlstraße – und jede Menge ratlose Anwohner und Geschäftsleute.
„Es tut sich einfach nichts“
Sophie von Boeckmann von der Tierhilfe Fünfseenland sitzt mittendrin – in der autofreien Zone. Sie hat einen Anwohnerparkausweis, aber auch eine Mission: Mehrmals täglich muss sie mit dem Vereinsauto zu Tieren in Not ausrücken. „Jetzt stehen diese Schilder hier und keiner weiß, warum. Es tut sich einfach nichts“, sagt sie. Auf dem Baustellenatlas der Stadt München? Fehlanzeige. Kein Eintrag. Keine Spur.
Tierschützerin Sophie von Boeckmann hat ihr Büro in der Parkverbotszone, sie darf erst ab 18 und nur bis 7 Uhr hier parken. Doch auf der Baustelle hat sich bis jetzt noch nichts getan
Foto: Jakob Mell
Die Tierschützerin hat einen Verdacht: „Ich glaube ja, das ist System. Einfach mal Halteverbotsschilder aufstellen und gucken, was passiert.“ Im trendigen Glockenbach, wo Parkplätze ohnehin rar sind, verschärfen aktuell auch noch zahlreiche Schanigärten auf den Straßen die Lage.
Stadt weiß auch nicht, wer die Schilder aufgestellt hat
Und die Stadt? Das vermeintlich zuständige Baureferat weiß von nichts. „Wir haben keine Erkenntnis, wer die Halteverbotsschilder aufgestellt hat“, so ein Sprecher zur BILD. Vielleicht ein anderes Referat, das für Mobilität zuständig sei. Doch auch hier: „Nicht zuständig“. Immerhin verweist man auf die Stadtwerke München.
Absolutes Halteverbot herrscht seit 4. August an der Westermühlstraße im hippen Münchner Glockenbachviertel
Foto: Jakob Mell
Mehr als 30 Stunden nach einer BILD-Anfrage kam eine Erklärung der Stadtwerke zu dem Vorgang. „In diesem Bereich fanden bis Mitte Dezember 2024 Bauarbeiten am Stromnetz statt. Leider konnte im Anschluss die Oberfläche witterungsbedingt nur mehr provisorisch und nicht endgültig hergestellt werden“, heißt es in einem Statement. „Die endgültige Wiederherstellung sollte in diesen Tagen erfolgen. Krankheitsbedingt musste die von uns beauftragte Firma den Arbeitsbeginn leider um zwei Wochen verschieben.“ Offensichtlich geht es um Pflasterarbeiten auf dem Gehsteig auf der Nordseite der Straße.
Die Frage, warum die Halteverbote nicht angepasst wurden, bleibt ein Geheimnis.