Berlin – Nein, das ist keine Großbaustelle – das sind die Dienststellen der Polizei in Deutschland! Die Fotos, die die Gewerkschaft der Polizei (GdP) jetzt veröffentlicht, sind schockierend: Im Büro stürzt die Decke herunter, auf der Toilette wächst der schwarze Schimmel, neben dem Papierkorb lugt eine Maus hervor. Bruchbude Polizei!
„Wir haben gut drei Milliarden Euro Sanierungsstau bei Polizei und Feuerwehr und reden teilweise über Bruchbuden, in denen Schimmel im Keller und bröckelnder Putz noch die geringsten Probleme darstellen“, sagt GdP-Berlin-Chef Stephan Weh. Und diese Summe gilt allein für Berlin.
In einer Polizeidienststelle in Bremen lugt neben dem Papierkorb eine Maus hervor – zuletzt wurden sie und ihre Freunde noch Anfang August gesehen
Foto: GdP Bremen
In Brandenburg kommt die Decke runter
In einer Brandenburger Polizeidienststelle stürzte sogar die Zimmerdecke herunter. Ein Glück, dass auf dem Bürostuhl gerade kein Polizist saß! Zum Teil fehlen in Büros die Deckenplatten, in mehreren ist die Decke nur notdürftig mit Planen geschlossen.
In der Polizeidienststelle in Brandenburg fehlen auch die Deckenplatten
Foto: GdP Brandenburg
Hier besteht die Decke nur aus weißer Plane
Foto: GdP Brandenburg
Toiletten dauerhaft gesperrt
Die häufigsten Fälle gibt es in Berlin. Bei vielen Dienststellen sind die Toiletten gesperrt – wegen Wasserschaden, übergelaufenen Abflüssen oder fehlenden Waschbecken. In Bremen dürfen die Polizisten zwar noch aufs stille Örtchen – dafür müssen sie sich die Toilette aber mit dem schwarzen Schimmel in der Ecke teilen.
Im Berliner Ortsteil Schöneberg ist die Herrentoilette wegen eines Wasserschadens gesperrt
Foto: GdP Berlin
Bei der Polizei in Berlin fehlen die Waschbecken – laut GdP „mangels Haushaltsmittel“
Foto: GdP Berlin
In Berlin-Kreuzberg ist ein Abflussrohr verstopft
Foto: GdP Berlin
Schimmel auf der Toilette einer Dienststelle in Bremen
Foto: GdP Bremen
Ein Bild aus Berlin zeigt ein Fenster, das droht, aus der Verankerung zu stürzen. „Todeszone!“, steht als Warnung auf einem Aushang. Beim Öffnen könnte das Fenster einen Polizisten erschlagen.
Beim Fahrdienst der Berliner Polizei droht ein Fenster aus der Verankerung zu stürzen – „Todeszone!“ warnt ein Aushang
Foto: GdP Berlin
Fuhrpark vollkommen marode
Besonders der Fuhrpark bei der Polizei ist marode. Kabel liegen komplett frei, Sitzpolster sind aufgeplatzt, ganze Autoteile müssen mit Klebeband befestigt werden. Ein Einsatzfahrzeug in Bremen ist laut GdP schon seit 2011 im Dienst – und hat 293.030 Kilometer auf der Uhr!
Seit Juli 2011 ist dieses Fahrzeug der Polizei in Bremen im Einsatz
Foto: GdP Bremen
„Wir können froh sein, dass wir derart viele MacGyvers in unseren Reihen haben, die mit aberwitzigen Klebebandkonstruktionen flicken, was das Zeug hält“, sagt Weh von der GdP Berlin.
Bei diesem Fahrzeug der Berliner Polizei hilft nur noch Klebeband
Foto: GdP Berlin
In der Hauptstadt liege der jährliche Etat unverändert bei knapp 10 Millionen Euro – obwohl die Preise immer mehr steigen. Weh: „Wenn hier nicht endlich richtig Gelder hereinfließen, werden die Fahrzeuge zur immer größeren Gefahr im Einsatz.“
Auch in Sachsen-Anhalt kennt man das Problem: Bei diesem Einsatzfahrzeug sind die Polster der Sitze aufgeplatzt
Foto: GdP Sachsen-Anhalt
Bodycams funktionieren nicht
Seit 2021 ist die Berliner Polizei mit Bodycams ausgestattet. Sie sollen für die Sicherheit der Beamten sorgen, indem etwa Angriffe auf Polizisten aufgezeichnet werden können. Doch die Ausrüstung ist nichts wert, wenn sie nicht funktioniert. „Serverausfall, zurzeit keine Bodycam nutzen!“, das kommt laut GdP „immer mal wieder“ vor.
So frei liegen die Kabel bei einer Polizeidienststelle in Bremen
Foto: GdP Bremen
„Hunderte Polizeidienststellen befinden sich in einem desolaten, teils gesundheitsgefährdenden Zustand. Marode Gebäude, veraltete Sanitäranlagen, Schimmelbefall, Mäuse und anderes Ungeziefer, kaputte Heizungen und Dächer, durch die es hineinregnet, sind vielerorts Realität“, sagt der Bundesvorsitzende der GdP, Jochen Kopelke. „Hinzu kommen Einsatzfahrzeuge, die längst ausgemustert gehören: aufgerissene Sitze, extrem hohe Kilometerstände und technische Defekte prägen das Bild. Diese Zustände sind beschämend und gefährlich für uns Polizisten.“
Bei einem Einsatzfahrzeug in Berlin ist die Elektronik herausgerissen
Foto: GdP Berlin
Polizisten fühlen sich nicht wertgeschätzt
Wer unter solchen Umständen arbeiten müsse, fühle sich nicht wertgeschätzt und dauerhaft im Stich gelassen. „Die körperliche und psychische Belastung steigt, wenn die Arbeitsumgebung krank macht“, so Kopelke. „Klar wird, an der Polizei spart die Politik für andere Vorhaben. Das ist absolut unverschämt.“
Und weiter: „Die neue Bundesregierung verteilt gerade Hunderte Milliarden und die Polizei bekommt nichts ab.“ Würde man das ändern und die Polizisten in Deutschland einheitlich und anständig bezahlen, fände man auch wieder motivierten Nachwuchs und könne für Sicherheit sorgen.