Stand: 14.08.2025 14:58 Uhr
Der Korruptionsprozess gegen zwei Polizisten vor dem Landgericht Hannover verzögert sich erneut. Statt erwarteter Plädoyers wurden neue Gerichtstermine angesetzt. Grund: ein Antrag der Verteidigung.
Der Anwalt des 50-jährigen Angeklagten äußerte in der Verhandlung am Donnerstag Zweifel an der korrekten Übersetzung eines Vernehmungsprotokolls. Die Aussage eines kurdischsprachigen Zeugen sei von einem türkischsprachigen Dolmetscher übersetzt wurde. Dabei könne es Fehler beim Übersetzen von Personalpronomen gegeben haben, so Anwalt Björn Nordmann. „Es ist ja ein Unterschied, ob ‚wir‘ was machen oder ‚ich‘ was mache“, betonte er gegenüber NDR Niedersachsen.
Protokoll entscheidend – Zeuge ist untergetaucht
Hintergrund: Nordmanns 50-jähriger Mandant hat die Vorwürfe im Prozess zurückgewiesen – anders als der zweite Angeklagte: Der 34-Jährige hatte gestanden, Kokainhändlern Geld abgenommen zu haben. Laut Anwalt Nordmann räumt sein Mandant ein, dass Geld sichergestellt wurde. Der 50-Jährige habe aber nicht mitbekommen, dass sein mitangeklagter Kollege sich Geld in die eigene Tasche gesteckt habe, so Nordmann. Ob es ein sprachliches Gutachten oder eine neue Übersetzung des Protokolls geben wird, soll beim nächsten Termin am 25. August geklärt werden. Eine erneute Vernehmung des Zeugen vor Gericht steht dagegen nicht in Aussicht – der Mann ist untergetaucht.
Zwei Polizisten sollen Kontrollen vorgetäuscht, Drogendealern Geld abgenommen und es selbst eingesteckt haben.
Polizisten sollen jeweils 6.000 Euro erbeutet haben
Den 34- und 50-jährigen Angeklagten wird gewerbsmäßige Erpressung, Diebstahl sowie Strafvereitelung im Amt vorgeworfen. Konkret geht es um insgesamt 15 Taten, so ein Sprecher des Landgerichts. Die beiden Polizisten sollen die Kontrollen laut Staatsanwaltschaft von Dezember 2022 bis Januar 2025 vorgetäuscht und dabei auch ihre Dienstwaffen bei sich getragen haben. Insgesamt sollen die beiden Polizisten so jeweils 6.000 Euro erbeutet haben. Über die vermeintlichen Kontrollen hielten sie Stillschweigen – sie wurden bei der Polizei nicht dokumentiert.
Trotz Verzögerung: Urteil wohl noch im August
Der Jüngere der beiden Beamten sitzt seit Prozessbeginn wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft, der Ältere wurde vom Dienst suspendiert. Laut einem Gerichtssprecher liegt der Strafrahmen für einige der Taten, die den Angeklagten vorgeworfen werden, bei bis zu 15 Jahren Haft. Bereits vor einer Woche war in dem Prozess mit den Plädoyers und möglicherweise sogar dem Urteil gerechnet worden. Stattdessen wurden mehrere neue Beweisanträge gestellt, die das Gericht überwiegend zurückwies. Trotz der erneuten Verzögerungen soll es noch im August ein Urteil geben, hieß es am Donnerstag. Der nächste Termin ist für den 25. August angesetzt, weitere Termine wurden vorsorglich für den 27. und 28. August vereinbart.
Die beiden Angeklagten sollen Kokainhändlern Geld abgenommen haben. Sie müssen sich vor dem Landgericht Hannover verantworten.
Die beiden Streifenpolizisten sollen die Drogendealer unter anderem nach Kontrollen laufen gelassen haben – gegen Geld.
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