Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) hat Richard Lutz am Donnerstag mitgeteilt, dass seine Zeit als Chef der Deutschen Bahn AG zu Ende geht. Das wurde dem Tagesspiegel aus Kreisen des Bahnkonzerns bestätigt. Für Donnerstag 17 Uhr hat das Verkehrsministerium kurzfristig zu einem Pressestatement von Schnieder „zur DB AG“ eingeladen.

Nach Tagesspiegel Informationen verkündete Schnieder Lutz bei einem Routinetermin, dass er ihn als Bahnchef entlässt. Der Konzern sendete daraufhin eine Ad-hoc-Meldung an den Aufsichtsrat. Lutz soll demnach noch so lange als Bahnchef weitermachen, bis ein Nachfolger gefunden ist, erfuhr der Tagesspiegel aus Konzernkreisen.

Der 61-Jährige hat fast seine gesamte Karriere in der Deutschen Bahn AG verbracht. 1994 fing der Betriebswirt dort als Controller an. 2010 wurde er Finanzvorstand. Nachdem Richard Grube als Bahnchef zurücktrat, übernahm Lutz das Amt zunächst kommissarisch.

Lutz ist bei vielen seiner Ziele gescheitert

Die Deutsche Bahn befand sich während Lutz‘ Amtszeit nahezu durchgehend in der Krise. Seit 2020 schreibt der Staatskonzern Jahr für Jahr teils hohe Verluste. 2024 lag das Defizit nach Steuern und Zinsen bei 1,7 Milliarden Euro. Zugleich verärgerte die DB ihre Kunden, weil Bahnreisen zuletzt immer weniger planbar waren. Seit 2022 erreichten weniger als zwei Drittel der Fernzüge pünktlich das Ziel.

Um das Problem zu beheben, verkündete Richard Lutz mit dem damaligen Verkehrsminister Volker Wissing im Sommer 2022 die Generalsanierung von über 40 Hauptkorridoren bis 2030. Die Strecken werden dafür monatelang vollständig gesperrt. An diesem Konzept hält auch die neue Bundesregierung zumindest vorerst fest. Allerdings soll die Sanierung aller Korridore nun erst 2036 abgeschlossen werden.

Andere Ziele aus Lutz’ Amtszeit erscheinen kaum noch erreichbar. So hat Lutz das Ziel ausgegeben, die Fahrgastzahlen bis 2030 zu verdoppeln. 25 Prozent aller Güter sollten dann über die Schiene transportiert werden. Tatsächlich trennt sich die Güterverkehrstochter DB Cargo aktuell von vielen Transportaufträgen. DB-Fernverkehrschef Michael Peterson hat aus wirtschaftlichen Gründen bereits einige Intercity-Verbindungen nach Thüringen, ins Sauerland und ins Allgäu aufgegeben. Er erwägt, weitere Linien in die Provinz einzustellen.

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Die Deutsche Bahn braucht deshalb erkennbar eine neue Strategie. Diese will Verkehrsminister Schnieder in den kommenden Wochen vorlegen. Ursprünglich hatte Schnieder angekündigt, erst danach über eine Neubesetzung des Vorstands zu entscheiden. Nun kam er offensichtlich zu dem Schluss, dass der vielkritisierte Lutz nicht länger haltbar ist.