Einige der alten Scheiben sind noch blind, aber ein wenig ist vom aktuellen Zustand der ehemaligen Dondorf-Druckerei von außen zu erkennen. Das historische Industriegebäude, das für zwei bis drei Jahre von der Kunsthalle Schirn genutzt wird, wurde entkernt, alte Stahlträger wurden freigelegt. Im Erdgeschoss sind große Öffnungen entstanden, um neue Eingänge zu ermöglichen. An der Ostseite des Gebäudes steht eine große Stahlkonstruktion für eine Terrasse, die für ein Café genutzt werden soll.
Noch ist einiges zu tun. Lose Kabel hängen aus den Wänden, einige zerbrochene Scheiben sind bisher nicht ersetzt. Schirn-Direktor Sebastian Baden ist dennoch zuversichtlich, dass die „Neue Schirn Bockenheim“, wie das Übergangsquartier heißt, rechtzeitig zur Eröffnung am 7. September fertig wird. Dann soll der Umzug vom Stammhaus am Römerberg, das in den nächsten Jahren umfassend saniert wird, nach Bockenheim mit einer großen Performance der Tanzcompagnie Sasha Waltz gefeiert werden.
Bei einem Rundgang der SPD-Römer-Fraktion bezeichnete Baden die Dondorf-Druckerei als „Glücksfall“. Die renovierten Räume ermöglichten der Schirn einen vollen Betrieb, es könnten sogar zwei Ausstellungen gleichzeitig gezeigt werden. Seit etwa einem Jahr wird an der Instandsetzung des zwischenzeitlich vom Abriss bedrohten Gebäudes gearbeitet – und am Ende ist es mehr als die „Pinselsanierung“ geworden, die der Frankfurter Planungsdezernent Marcus Gwechenberger (SPD) im vergangenen Jahr angekündigt hatte.
Eine Zwischennutzung nach der anderen
Im Gebäude wurde Asbest gefunden, durch die Schadstoffsanierung dauerten die Arbeiten länger als geplant. Gwechenberger findet es dennoch bemerkenswert, dass ein leer stehendes Gebäude innerhalb nur eines Jahres wieder nutzbar gemacht wird. „Das ist Rekord in Frankfurt.“
4,5 Millionen Euro investiere die Stadt in das Gebäude, das dem Land Hessen gehört. Alle Veränderungen könnten nach dem Auszug der Schirn wieder rückgängig gemacht werden, sagt Gwechenberger. Für ihn ist es aber auch denkbar, dass sich eine weitere Zwischennutzung anschließt, bevor das Land das nicht unter Denkmalschutz stehende Haus für die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst umbaut. Wie das genau aussieht, soll ein Architektenwettbewerb im nächsten Jahr zeigen. Nach den Plänen des Landes wird die Hochschule allerdings erst in zehn Jahren auf den Kulturcampus auf dem alten Unigelände in Bockenheim ziehen.
Schneller geht es mit einer weiteren Zwischennutzung: Schon bis Ende des Jahres will die halb städtische Entwicklungsgesellschaft KEG die ehemalige Kunstbibliothek gegenüber dem Studierendenhaus so weit instand setzen, dass sie als Experimentierraum für Kunst, Kultur und Diskussionen genutzt werden kann.
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„Bis zu 1600 Personen passen hier rein“, sagte Mitinitiator Tim Schuster von der Gruppe „Vision 31“, in der sich mehrere öffentliche und private Partner zusammengeschlossen haben. Spätestens Anfang 2026 soll der Betrieb, der aus Mitteln des EU-Programms „New European Bauhaus“ gefördert wird, aufgenommen werden. Mittelfristig soll das Gebäude einem Neubau für die Experimentierbühne „Frankfurt Lab“ weichen.
Das Projekt stößt auf großes Interesse bei der Politik. Außer der SPD schauten sich am Mittwochabend auch – gleichzeitig, aber unabhängig – die Grünen die Räume der ehemaligen Bibliothek an. Sie sehe die Planungen für den Kulturcampus „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagte die kulturpolitische Sprecherin der Grünen im Römer, Julia Eberz.
Einerseits komme das Projekt endlich voran, andererseits sei aber kein Raum für Institutionen wie das Ensemble Modern und die Junge Deutsche Philharmonie, die entgegen den ursprünglichen Ideen nicht auf den Kulturcampus ziehen sollen.
Weiterhin offen ist, was mit dem ehemaligen Juridicum der Goethe-Uni passieren soll. Die Grünen machten bei ihrem Rundgang deutlich, dass sie das Hochhaus auf jeden Fall erhalten wollen. Die Gutachten, in denen Abriss und Neubau als sinnvollste Variante empfohlen werden, sind für den Stadtverordneten Uli Baier „noch keine Entscheidungsgrundlage“.
Der Planungspolitiker warf der F.A.Z. vor, die Inhalte der Untersuchungen falsch wiedergegeben zu haben: Das von den Gutachtern geschilderte Problem mit eintretendem Grundwasser, das dauerhaft abgepumpt werden müsse, existiert nach Ansicht Baiers nicht. Die Untersuchungen hätten vielmehr ergeben, „dass der Beton von ausreichender Qualität ist“ und das Gebäude erhalten werden könne.