Das Leben – ein einziges Staunen. Ende Juli brachte die fünfjährige Giraffe Tamika im Leipziger Zoo ein Baby zur Welt. Und von Beginn an gab es für den Neuling in der Herde eine Entdeckung nach der anderen. Das kleine Mädchen ist schon das zweite Kind von Tamika. Bereits im Januar 2024 erblickte ihr Sohn Kiano das Licht der Afrika-Savanne am Leipziger Rosental.
„Wir wussten, dass Tamika gedeckt wurde und haben mit der Geburt im Laufe dieser Tage gerechnet“, sagt Bereichsleiter Jens Hirmer. „Dass es so schnell und reibungslos gelaufen ist und das Jungtier einen stabilen Eindruck macht, freut uns sehr.“
Aber das Abenteuer Leben begann für die neugeborene Rothschildgiraffe zunächst mit einem tiefen Fall aus der Dunkelheit.
Sturz ins Stroh
Nach etwa 14 Monaten Tragzeit war es so weit. Das Baby wollte nicht mehr nur herumgetragen werden, sondern selbst erfahren, wie es „draußen“ aussieht. Sanfte Geburt? Bei Giraffen undenkbar. Aus gut zwei Metern Höhe plumpst es am 25. Juli in duftendes Stroh und öffnet seine neugierigen Kulleraugen. Die erblicken zunächst….. Beine. Lange Beine. Stroh und Beine.
Doch dann taucht, Überraschung!, behutsam ein riesiger Kopf auf und beginnt, mit einer riesigen Zunge den Körper der kleinen Giraffe abzulecken. Tamika und ihr Kleines haben die Geburt überstanden.
Da Giraffen Savannentiere sind, nehmen sie sich nicht viel Zeit für ein Nest oder eine gemütliche Mutterstube. Nach der aufregenden und geglückten Landung folgt das nächste Abenteuer. Beine strecken, wieder anwinkeln, wieder strecken, die Hufe auf den Boden stellen. Hochdrücken. Was am Anfang ein wenig wirken mag, wie die ersten Versuche eines Menschen auf Rollschuhen, ist die wichtigste Übung für Giraffenkinder. Und sie gelingt. Keine zwei Stunden nach der Geburt steht Tamikas Kind auf den Beinen.
Das neugeborene Giraffenmädchen steht sicher und kuschelt sich an seine Mutter. Foto: Zoo Leipzig
Ab nach draußen
Zwei Wochen später öffnet sich eine große Schiebetür. Bisher gab es Licht nur von oben durchs Dach. Das kleine Giraffenmädchen hat inzwischen Vater Matyas und Bruder Kiano kennengelernt. Matyas wurde am 13. Februar 2019 in Prag geboren und ist der einzige Zuchtbulle in Leipzig. Auch die anderen Tiere der Herde haben den Zuwachs angenommen und freundlich beäugt.
Mit jedem Spalt, den die riesige braune Holztür zur Seite rollt, kitzelt die Sonne mehr und mehr an Giräffchens Nase. Dieser folgend, erblicken die tiefbraunen Augen die Kiwara-Savanne. 2,5 Hektar Gras, Sand, Büsche, Bäume….. Und seltsame Wesen, die so ganz anders aussehen, als Mama, Papa und die anderen Langbeiner aus der Herde.
Da sind die schwarz-weiß-gestreiften Zebras mit ihren flinken und viel kürzeren Beinen. Noch kürzere Beine, aber ziemlich spitze Hörner, haben die Thomson-Gazellen. Groß und braun und lang geschwungene Sensen auf dem Kopf: die Antilopen. Warum heißen die eigentlich nicht Prolopen, so freundlich wie sie sind? Etwas anstrengend sind die Perlhühner.
Immer in Eile, immer hektisch, immer aufgeregt. Elegant dagegen die Strauße. Würdevoll schreiten sie das Gelände ab, man darf sie nur nicht necken…. Alles in allem ist es eine freundliche Wohngemeinschaft.
Die Afrika-Savanne umfasst 2,5 Hektar und wurde 2004 eröffnet. Foto: Benjamin Weinkauf
Bedrohte Art
Wie bei vielen anderen Tiere auch steht es um die Rothschildgiraffen nicht gut. Die 1948 gegründete „International Union for Conservation of Nature“ schätzte ihre Anzahl zuletzt auf etwa 1.500 Tiere. Der Bestand erlebte einen dramatischen Rückgang des Verbreitungsgebiets: Von einer einst großzügigen Fläche über ganz Ostafrika ist der Lebensraum dieser Unterart der „Giraffa camelopardalis“ inzwischen auf durch Nationalparks geschützte Inselpopulationen in Kenia und Uganda beschränkt.
Im Südsudan und in Norduganda ist sie nahezu ausgestorben. Als Mitglied des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) leistet der Zoo Leipzig einen Beitrag zum Überleben dieser Art.
Hier zeigt die Mini-Giraffe ihr Fotoalbum
Noch bis 30. September hat der Zoo 9 bis 19 Uhr geöffnet. Im Oktober schließt er 18 Uhr. Im November und Dezember gelten die Winterzeiten 9 bis 17 Uhr. Mit Ausnahme von Heiligabend und Silvester: An diesen Tagen kehrt schon 15 Uhr Ruhe ein.
Die Straßenbahn-Linie 12 hält direkt vorm Haupteingang.
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