Stand: 14.08.2025 20:13 Uhr
Die Stadt Kiel will die hohe Rattenpopulation in Gaarden-Ost eindämmen. Dafür sind jetzt Maßnahmen vorgestellt worden. Unter anderem will man die Anwohner persönlich aufklären – der Müll soll so weniger werden.
Ratten gibt es zwar in allen Kieler Stadtteilen – auf dem Ostufer in Gaarden-Ost seien es allerdings besonders viele, so die Stadt. Es soll sich dabei um Zehntausende Tiere handeln, heißt es. Im vergangenen Jahr ging die Hälfte aller Rattensichtungen im gesamten Stadtgebiet allein auf das Viertel zurück. Ein Hauptgrund sei vor allem, dass viele Bewohner den Müll nicht richtig trennen und falsch entsorgen würden. Die offenen Nahrungsquellen ziehen dann vermehrt Ratten an.
Damit das in Zukunft nicht weiter geschieht, hat die Stadt nun ein Konzept vorgestellt, wie sie die Situation in den Griff kriegen und die Zahl der Ratten in Gaarden-Ost reduzieren will – dabei setzt sie nach eigenen Angaben vor allem auf Aufklärung und wiederkehrende Kontrollen.
Rattenpopulation in Kiel durch Aushungern eindämmen
- Den Nagetieren soll die Nahrungsgrundlage entzogen werden, damit sie sich nicht stetig weiter vermehren können.
Von Ratten zerfressene Müllbeutel, die offen auf der Straße herumliegen – ein großes Problem im Kieler Stadtteil Gaarden-Ost.
Dafür müsse allerdings erstmal das Müllproblem gelöst werden, so die Stadt. Um sich einen Überblick über die Lage in Gaarden-Ost zu verschaffen, wurden die Hinterhöfe von rund 700 Adressen im Stadtteil kontrolliert. Ergebnis: Bei mehr als der Hälfte der Höfe gab es Auffälligkeiten, sagte Christoph Adloff vom Dezernat für Soziales, Wohnen, Gesundheit und Sport. Dazu gehörten zum Beispiel von Ratten befallene Tonnen, Rattenkot und Rattenbehausungen.
Eigentümer werden in die Pflicht genommen
Mit diesen Erkenntnissen will der Kieler Abfallwirtschaftsbetrieb (ABK) nun handeln:
- Alle von Ratten befallenen Müllbehalter sollen zunächst vollständig geleert werden. Zerfressene Tonnen sollen ausgebessert oder ganz ausgetauscht werden. Auch der Bedarf an Müllbehältern soll in den Häusern laut Konzept entsprechend angepasst werden.
- Hauseigentümer werden dazu verpflichtet, Rattenbefall selbst zu bekämpfen. Sollten diese nicht handeln, dann übernehme die Stadt die Beseitigung der Ratten sowie ihrer Bauten und stelle die Kosten dafür in Rechnung, heißt es. Dafür sollen die Ratten durch professionelle Schädlingsbekämpfer mit speziellem Gift in Ködern getötet werden.
- Außerdem werde in den Fällen ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. Die betroffenen Hinterhöfe sollen in Zukunft regelmäßig kontrolliert werden.
Vor allem der Stadtteil Gaarden-Ost ist von Ratten befallen. Eine richtige Lösung ist bislang nicht in Sicht.
Bewohner in Gaarden sollen sensibilisiert werden
- Damit die Maßnahmen nicht nur von kurzer Dauer sind, setzt die Stadt auch darauf, die Bewohnerinnen und Bewohner über das Müllproblem aufzuklären.
Das geschehe unter anderem über mehrsprachige Flyer. Auch eine alte Plakat- und Posterkampagne werde in dem Stadtteil neu aufgelegt. Darüber hinaus sollen Mitarbeitende des ABK in Gaarden-Ost unterwegs sein und persönlich mit den Menschen sprechen und auf richtige Mülltrennung und Abfallentsorgung hinweisen.
- Stadt und ABK möchten mit der Thematik auch an Schulen gehen und im Unterricht die Kinder aufklären.
Die Stadt will mit der Plakatkampagne „Weniger Müll – weniger Ratten“ Bewohner dazu aufrufen, weniger Müll auf den Straßen zu entsorgen und Abfall richtig zu trennen.
- Im Viertel selbst sollen bis Oktober Maskottchen, die sogenannten „Trashys“, helfen, Kinder zum Mülltrennen zu animieren.
Ratten in Mülltonnen eine Gefahr für den ABK
Für die Mitarbeitenden des ABK stellen die Ratten im Müll eine Gefahr da, wie Christian Schmitt, Werkleiter des Abfallwirtschaftsbetriebs in Kiel erklärt.
In einigen Hinterhöfen werden unsere Mitarbeiter regelrecht von Ratten überrannt.
Christian Schmitt, Werkleiter ABK
Beim Entleeren der Mülltonnen seien teilweise auch schon Ratten aus den Abfallbehältern auf die Mitarbeiter gesprungen, sagt er. Mittlerweile würden viele von ihnen vorher laute Geräusche machen oder gegen die Mülltonnen treten, um die Tiere vorher zu verscheuchen.
Pöbeleien und Anfeindungen gegen Mitarbeiter
Teilweise erlebt der ABK auch Anfeindungen, wie Schmidt berichtet. „Wenn unsere Mitarbeiter Bewohner darauf hinweisen, den Müll in die Tonne zu tun, werden sie auch angepöbelt“, sagt er. Unwissenheit sei gar nicht das große Problem mit der Müllentsorgung, vermutet er.
Ich glaube schon, dass viele wissen, wie es geht. Nur man ist dann zu bequem oder anders gewohnt.
Christian Schmitt, Werkleiter ABK
Damit Gaarden wieder lebenswerter werde, appelliere er an alle Bewohnerinnen und Bewohner, sich an der Aktion zu beteiligen.
Stadt hofft auf zeitnahe Erfolge
Mit den Maßnahmen will die Stadt Kiel nach eigenen Angaben die Lebensqualität in Gaarden-Ost wieder erhöhen. Erste Erfolge erhoffe man sich schon bald, so Christoph Adloff. „Wenn die Eigentümer und die Bevölkerung mitmachen, dann geht das fix. Ratten sind relativ schnell beseitigt oder vertrieben“, sagt er.
Die Maßnahmen aus dem Viertel sollen laut Stadt auch als Blaupause für andere von Ratten betroffene Stadtgebiete fungieren.
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