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Trump warnt Länder vor dem Kauf von russischem Öl. Ein Handelspartner sendet nun Signale. Russland leitet Rettungsmaßnahmen für die Wirtschaft ein.

Moskau – Die Androhungen von US-Präsident Donald Trump gegenüber Russlands Handelspartnern drängen Kreml-Chef Wladimir Putin zum Handeln. Nachdem Trump von Indien einen Kaufstopp für russisches Öl verlangt hatte, gab es gemischte Signale aus dem Land. Diese reichten offenbar schon, um Russlands Wirtschaft zu verunsichern. Da Putin nicht auf seinem Öl sitzen bleiben will, ergreift er Maßnahmen.

Russlands Wirtschaft könnte wegen Trump auf China setzen

So will Russlands Wirtschaft offenbar beim Öl-Geschäft mehr auf andere Länder setzen und hat bereits Lieferungen der russischen Ölsorte Ural von Indien nach China umgeleitet. Mit der Angelegenheit vertrauten Personen sagten gegenüber Bloomberg, dass ein Barrel Ural staatlichen und privaten Raffinerien aus China zu einem günstigeren Preis angeboten wurde.

Donald Trump und Wladimir Putin Die Androhungen von US-Präsident Donald Trump gegenüber Russlands Handelspartnern drängen Kreml-Chef Wladimir Putin zum Handeln.  © picture alliance/dpa/Pool via AP | Pavel Bednyakov/AP

China wurde ebenfalls im Zuge des Ukraine-Kriegs zu einem wichtigen Handelspartner für Russland. Die Sorge vor westlichen Sanktionen hat jedoch zu Rissen in den Handelsbeziehungen geführt – man nenne nur die chinesischen Banken, die den Zahlungsverkehr mit Russland einschränkten. Gleichzeitig stärkt China Russland weiter den Rücken. Erst am 13. August 2025 drohte Peking mit Gegenmaßnahmen gegenüber EU-Banken als Reaktion auf EU-Sanktionen gegenüber chinesischen Instituten. Diese wurden aufgrund der Geschäfte mit Russland auf die schwarze Liste gesetzt. Zudem gibt es zahlreiche Berichte über die Lieferung chinesischer Dual-Use-Gütern nach Russland.

Maßnahmen gegenüber China, dem größten russischen Öl-Importeur, schloss Trump nicht aus. Bislang äußerte er sich aber nicht deutlich. „Es könnte passieren, ich weiß es nicht. Ich kann es noch nicht sagen“, sagte Trump mit Blick auf mögliche Maßnahmen gegenüber China. Außerdem gewinnt China aufgrund der wirtschaftlichen Größe an großer Relevanz für Russlands Wirtschaft.

Trump droht Indien: Russlands Wirtschaft unter Druck wegen Öl-Handel

Hintergrund ist eine mögliche Kehrtwende mit Folgen für Russlands Wirtschaft: Trump will mit seinen Zusatzzöllen gegen Indien bewirken, dass das Land kein russisches Öl mehr kauft. Zwar kritisierte Neu-Delhi Trumps Forderung und warnte vor größeren Folgen. Zudem beziehen staatliche Raffinerien noch weiterhin Putins Öl.

Im Zuge der Sanktionen stieg Indien zu einer der wichtigsten Ölkäufer für Russland auf und bezieht derzeit mehr als ein Drittel seiner Ölimporte aus Russland. Vor dem Ukraine-Krieg bezog Indien laut der New York Times nur ein Prozent seines Öls aus Russland. Private Raffinerien haben jedoch nach Trumps Drohungen bereits die Nachfrage nach russischem Öl eingestellt, zudem wären Lieferungen aus dem Nahen Osten oder Afrika Ausweichmöglichkeiten für Indien.

Abkehr russischen Öls machbar? Indien kritisiert Trump für Zusatzzölle

Wie sehr und ob sich Russland künftig weiter auf China und Indien verlassen kann, steht offen. Besonders, wenn Trump seinen Ton noch mehr verschärft, könnte Indien Trumps Forderung aus Druck nachkommen. Doch wäre überhaupt auch eine komplette Abkehr russischen Öls für Länder, wie Indien und China, machbar?

Der ehemalige Gouverneur der Reserve Bank of India (RBI), Raghuram Rajan, sagte, Indien könne mit der Kürzung russischer Öllieferungen umgehen, auch wenn die Preise für Öl steigen könnten. Dieser Prozess würde jedoch dauern: Sumit Ritolia, ein in Neu-Delhi ansässiger Ölanalyst des Handelsforschungsinstituts Kpler, sagte gegenüber der Deutschen Welle, dass es bis zu einem Jahr dauern könnte, bis indische Firmen ihre Abhängigkeit von russischem Öl verringern könnten. Er verwies zudem auf den Einfluss, den Indien auf den Ölpreis hatte, als das Land nach der russischen Invasion Öl kaufte. „Hätte Indien [im Jahr 2022] kein russisches Rohöl gekauft, kann jeder nur raten, wie hoch der Ölpreis gewesen wäre – 100 Dollar (86 Euro), 120 Dollar, 300 Dollar [pro Barrel]“, sagte Ritolia.

Wenn Indien kein Öl kaufen würde, würden die Preise steigen

Sollte Indien den russischen Ölkäufe komplett einstellen, könnte das laut Experten Auswirkungen auf die Ölpreise haben. Bereits nach Verhängung der Zusatzzölle gegen Indien stieg der Ölpreis direkt um fast ein Prozent. Weitere Sekundärsanktionen könnten noch mehr Unruhe auf den Energiemärkten auslösen.

Derzeit fördert und verarbeitet Russland ungefähr fünf Millionen Barrel Öl. Sollten die fünf Millionen Barrel Öl vom Markt verschwinden, weil Russland das Öl nicht mehr an Indien oder China verkaufen kann, könnten die Ölpreise nach Ansicht von Analysten erneut steigen. „Es gibt keine Möglichkeit, diese fünf Millionen Barrel schnell genug zu bekommen, um einen Anstieg der Ölpreise zu verhindern“, sagte Alexander Kolyandr, Senior Fellow am Center for European Policy Analysis, der britischen Zeitung Independent.