Fragen & Antworten

Standdatum: 14. August 2025.

Autorinnen und Autoren:
Rebecca Küsters,
Heike Zeigler,
Carolin Henkenberens und
Leslie Melina Schmidt

Das Handyverbot an Bremens Schulen sorgte für viel Kritik. Mit Beginn des neuen Schuljahres müssen die Schulen jetzt das Verbot umsetzen. Wie es konkret aussieht.

Das Verbot gilt an Grundschulen und in der Sekundarstufe I. Bremens Bildungssenatorin Sascha Karolin Aulepp (SPD) hatte die Maßnahme zwar bereits Mitte Mai angekündigt, offiziell in Kraft trat der Erlass jedoch erst Anfang Juni mit der Zustimmung des Personalrats. Mit dem Start des neuen Schuljahres sind die Schulen nun verpflichtet, das Verbot umzusetzen.

Wie sieht das Handyverbot konkret aus?

Ab diesem Schuljahr dürfen Handys in den Bremer Schulen nicht mehr verwendet werden. Das gilt für alle Klassen der Grundschulen, in den weiterführenden Schulen für die Sekundarstufe I. Hier müssen die Geräte ausgeschaltet in den Taschen der Schüler und Schülerinnen bleiben, erklärt die Bildungsbehörde. Das gilt auch für Smartwatches. Bei Verstößen gegen das Verbot dürfen die Lehrkräfte das Handy wegnehmen und bis zum Ende des Schultages behalten.

In dem Erlass steht aber auch, dass „das Mitführen des Handys auf eigene Gefahr geschieht“ – das bedeutet konkret, dass eine Erstattung des Handys ausgeschlossen ist, sollte es wegkommen.

Welche Regeln für die Sekundarstufe II gelten, also die Oberstufenschüler und -schülerinnen, dürfen die Schulen weiter selbst entscheiden. Ausnahmen von dem Verbot soll es in „begründeten Fällen“ geben, heißt es in dem Erlass. Zum Beispiel, wenn Schülerinnen und Schüler das Handy aus medizinischen Gründen brauchen.

Wie begründet Bildungssenatorin Aulepp das Verbot?

Man wolle das „Wohlbefinden der Kinder schützen“. Denn eine zu intensive Nutzung von Smartphones könne zu Schlaf- und Bewegungsmangel führen und früh in der Entwicklung abhängig machen, sagt Aulepp unter Berufung auf Kinderärzte.

Mit diesem Verbot schaffen wir einen klaren Rahmen. Handys haben an der Schule keinen Raum, keinen Sinn.

Die Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD) bei einem Interview im buten un binnen-Studio.

Bremens Bildungssenatorin Sascha Aulepp

Man habe sich in vergangener Zeit intensiv etwa mit Gewerkschaften, Medienwissenschaftlern und Kinderärzten ausgetauscht – und deshalb die Meinung geändert. Denn vor wenigen Wochen noch sprach sich die Bildungssenatorin mit SPD, Linken, Grünen und der FDP bei einer Abstimmung in der Bürgerschaft gegen ein Handyverbot aus. Damals kam der Vorschlag von der CDU.

Handys seien durch die gute digitale Ausstattung der Schulen außerdem nicht notwendig, sondern stattdessen „eine potenzielle Ablenkung und Gefährdung“, so Aulepp. Für die Kinder und Jugendlichen soll die Schule so zu einem Erholungsraum werden.

Was sagen Experten dazu?

Robert Baar, Professor für Grundschul-Pädagogik an der Uni Bremen, begrüßt das Handyverbot. Damit folge die Bildungsbehörde wissenschaftlichen Erkenntnissen. Allerdings mahnt er: Die Schulen seien trotzdem weiter für die Vermittlung von Kompetenzen bei der Nutzung von Medien verantwortlich. Es sei zudem wichtig, sich mit dem Thema und auch dem Verbot selbst zu beschäftigen.

Schulen sollten weiterhin der Ort sein, wo Kinder und Jugendliche immer wieder dazu angeregt werden, ihren Medienkonsum zu reflektieren.

Ein Porträt von Professor Dr. Robert Baar.

Robert Baar, Professor für Grundschul-Pädagogik an der Uni Bremen

Was sagen andere Parteien und Gewerkschaften?

Als Bildungssenatorin Aulepp das Handyverbot Mitte Mai ankündigte, gab es viel Kritik von mehreren Gewerkschaften, Verbänden und Parteien. Diese richtete sich aber nicht gegen das Verbot selbst – die meisten halten das für sinnvoll. Vielmehr wurde die Art und Weise kritisiert, wie kurzfristig die Senatorin das Verbot ankündigte und dass die Umsetzung damals noch nicht geklärt war.

Gilt das Verbot auch für Bremerhaven?

Nein, in Bremerhaven entscheiden die Schulen erstmal weiter selbst, wie sie mit Handys umgehen. „Wenn Regeln und Entscheidungen vor Ort an den Schulen getroffen werden, haben sie eine bessere Akzeptanz, als wenn die Anordnung von oben kommt“, erklärt Hauke Hilz (FDP), Bildungsdezernent in Bremerhaven, die Entscheidung. Außerdem wolle man nicht, dass Schüler und Schülerinnen heimlich den Schulhof verlassen, um das Handy zu nutzen.

Die Lebenswelt der heutigen Kinder und Jugendlichen ist eine andere. Handys haben eine ganz andere Bedeutung als für meine Generation.

Der Spitzenkandidat der FDP Bremen für Bremerhaven, Hauke Hilz, hält eine Rede

Hauke Hilz (FDP), Bildungsdezernent in Bremerhaven

Allerdings wolle er sich mit der Bremer Schulbehörde darüber austauschen, wie das Handyverbot läuft, und seine Position dann gegebenenfalls anpassen.

Wie können Eltern ihre Kinder in den Schulen trotz Verbots erreichen?

Aulepp betont, dass Kinder in der Schule nicht allein sind, dort seien auch Erwachsene. Falls Eltern aber dringend Kontakt zu ihren Kindern aufnehmen müssen, gibt es auch dafür Lösungen. „Als wir zur Schule gegangen sind, da ging man ins Sekretariat, dann wurden die Eltern angerufen“, berichtet Aulepp über ihre Schulzeit. Und wenn die Eltern was wollten, konnten sie ihre Kinder dort auch erreichen. Diese Möglichkeit gebe es auch heute noch.

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Quelle:
buten un binnen.

Dieses Thema im Programm:
buten un binnen, 16. Mai 2025, 19:30 Uhr