Zweiter Todesfall binnen Wochen
Zuschauer stirbt bei Stierlauf in Frankreich
14.08.2025, 18:21 Uhr
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Bei der Abrivado werden in Südfrankreich Stiere durch die Straßen getrieben – ein Spektakel, das viele Zuschauer anlockt. Die Tradition ist nicht nur wegen Tierschutzbedenken umstritten, sondern auch gefährlich. Erst vor einem Monat starb ein Zuschauer. Nun gibt es wieder einen tragischen Zwischenfall.
In Südfrankreich ist erneut ein Zuschauer bei einem traditionellen Stierlauf ums Leben gekommen. Der Mann sei am Sonntag bei einer Veranstaltung in Eygalières im Département Bouches-du-Rhône schwer verletzt worden und später im Krankenhaus gestorben, teilte die Gemeinde mit. Demnach hatte er sich auf der Laufstrecke der Tiere aufgehalten, als er von einem Stier heftig gerammt wurde. Bürgermeisterin Aline Pelissier sprach von einem tragischen Unfall und sprach den Angehörigen ihr Mitgefühl aus.
Zu dem Unglück kam es während eines sogenannten Abrivado, einer Tradition in Südfrankreich, bei der Stiere von Reitern durch die Straßen in Richtung einer Arena getrieben werden. Bei dem Fest in Eygalières zogen mehrere Tiere begleitet von Pferden und Reitern durch das Zentrum der Kleinstadt, als sich der Mann offenbar in der Nähe der vorbeistürmenden Herde befand. Nach Angaben der Behörden erlitt er lebensgefährliche Verletzungen und wurde per Hubschrauber in eine Klinik nach Marseille geflogen. Dort erlag er kurze Zeit später seinen Verletzungen.
Erst vor einem Monat hatte es bei einem ähnlichen Fest in der Gemeinde Générac einen vergleichbaren Vorfall gegeben. Auch dort wurde ein Zuschauer bei einer Abrivado tödlich verletzt. Die Gemeinde hatte damals an die Bevölkerung appelliert, die Sicherheitsvorschriften strikt einzuhalten und die vorgegebenen Absperrungen nicht zu überschreiten. Bei den Umzügen sei es lebensgefährlich, sich außerhalb der vorgesehenen Zuschauerbereiche aufzuhalten, hieß es damals.
In Teilen Südfrankreichs haben Vorführungen mit Stieren, darunter auch Stierkämpfe, eine lange Tradition. Für viele Menschen in der Region sind sie ein fester Bestandteil des kulturellen Erbes und ein Symbol lokaler Identität. Gegner hingegen kritisieren die Veranstaltungen als Form von Tierquälerei. Besonders umstritten ist der klassische Stierkampf, bei dem die Tiere in der Arena getötet werden. Bei manchen regionalen Bräuchen wie dem Abrivado hingegen werden die Stiere am Ende nicht getötet.
In Frankreich sind Stierkämpfe nur noch in bestimmten Landesteilen erlaubt, in denen sie als Kulturerbe anerkannt sind – vor allem im Süden. Trotz wiederholter Unfälle ziehen die Veranstaltungen jedes Jahr Tausende Zuschauer an, darunter viele Touristen. Immer wieder fordern Tierschützer strengere Sicherheitsauflagen und ein generelles Verbot. Die jüngsten Todesfälle dürften die Diskussion um den Umgang mit den Tieren und die Risiken für Teilnehmer und Zuschauer erneut anheizen.