Die Verhandlungen bei der UN-Konferenz in Genf für ein weltweites Abkommen gegen Plastikmüll sind vorerst gescheitert. Rund 180 Länder konnten sich nicht auf einen Vertragstext einigen, wie mehrere Delegationen bei der Plenarsitzung sagten. Besonders die Erdöl produzierenden Staaten hatten eine umfassende Einigung zurückgewiesen und wollten sich weitestgehend auf ein besseres Abfallmanagement beschränken.
Die Umweltversammlung der Vereinten Nationen hatte 2022 beschlossen, dass es ein globales Plastikabkommen geben soll.
Das Ziel laut diesem Beschluss: ein rechtlich bindendes Abkommen, das den ganzen
Lebenszyklus des Plastiks umfasst – von der Produktion über das Design
bis zur Entsorgung.
Finaler Entwurf scheiterte
Bereits am Mittwoch war allerdings deutlich geworden, dass die Positionen der Länder weit auseinanderliegen. Ein Vertragsentwurf, aus dem nahezu alle bindenden Verpflichtungen gestrichen worden waren, wurde von vielen Ländern zurückgewiesen. Auch ein neuer Entwurf vom Freitagmorgen fand keine einhellige Zustimmung, wie der Konferenzvorsitzende sagte.
Einerseits forderten mehr als 100 Länder – darunter die EU sowie Länder in Südamerika, Afrika und Asien – besonders ehrgeizige Ziele (High Ambition Coalition). Sie wollten die Produktion unter anderem auf ein nachhaltiges Niveau beschränken und Einwegplastik verbieten. Stattdessen sollten Plastikprodukte zur Mehrfachverwendung und eine Kreislaufwirtschaft gefördert werden, bei der die Rohstoffe eines Produkts aufbereitet und erneut verwendet werden.
© Lea Dohle
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Auf der anderen Seite standen vor allem die Länder, die den Rohstoff für das Plastik haben: Öl. Darunter sind Saudi-Arabien, der Iran und Russland. Sie nennen sich Gruppe der Gleichgesinnten (Like-Minded Group). Diese Länder wollten sich weitgehend auf ein besseres Abfallmanagement beschränken.
„Kein Abkommen ist in diesem Fall besser als eines, das den Status quo auf UN-Ebene zementiert, anstatt eine echte Lösung für die Plastikkrise zu sein“, sagte Florian Tize von der Umweltstiftung WWF.
Kunststoffproduktion seit Siebzigerjahren versiebenfacht
Plastik vermüllt Meere und Umwelt, vergiftet Ökosysteme, tötet Fische und andere Lebewesen und gefährdet die menschliche Gesundheit. Kleinste Partikel werden vermehrt in Organen und auch im Gehirn gefunden. Die Nano- und Mikroplastikpartikel beeinträchtigen nach Studien unter anderem das Immunsystem, können sich in Arterien absetzen und fördern Entzündungen.
Laut dem Bundesumweltministerium hat sich die Kunststoffproduktion seit den Siebzigerjahren bis 2020 auf 367 Millionen Tonnen im Jahr versiebenfacht. Ohne Maßnahmen könnte sie bis 2050 ein Volumen von fast 600 Millionen Tonnen im Jahr erreichen. Einen großen Teil machen demnach Einwegprodukte aus, darunter Verpackungen. Insgesamt seien bislang 8,3 Milliarden Tonnen Kunststoff produziert und davon 6,3 Milliarden Tonnen zu Abfall geworden, der großenteils auf Deponien landete. In Flüssen und Ozeanen haben sich nach Schätzungen weltweit 152 Millionen Tonnen Plastikabfälle angesammelt.
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