Berlin – Die ukrainische Rettungshundestaffel „Antares“ trainiert derzeit in Berlin. In ihrer Heimat, über deren Schicksal am Freitag in Alaska verhandelt wird, haben die Leiterin Larissa Borysenko (54), ihre Kollegen und Tiere mehrere Überlebende gefunden – und Hunderte Tote. Ihre Schäferhündin verdankt ihr Leben einem Geschenk aus Deutschland.
Das Schlimmste ist nicht der Einsatz. „Das Schlimmste ist, wenn man nachher die Bilder der Toten auf Social Media sieht und weiß, dass sie einmal gelebt haben und glücklich waren“, sagt Borysenko. Auf ihrem Handy zeigt sie Fotos eines kleinen Mädchens: „Ihre Leiche fanden wir unter den Trümmern eines Hauses, in das eine russische Rakete eingeschlagen ist. Sie und ihre ganze Familie sind gestorben.“ Dann hält sie ein weiteres Bild hoch: „Das ist der Teddy des toten Mädchens.“
Larissa mit ihrer belgischen Schäferhündin Mara auf dem Übungsgelände des ASB in Mariendorf. Zuvor wurde eine Geruchsprobe versteckt, die das Tier erfoglreich erschnüffelt
Foto: Ufuk Ucta
„Bei uns in der Ukraine ist es nie ruhig, ständig haben wir Luftalarm“
Im Einsatz ist die Staffel im Auftrag des Militärs in allen Teilen der Ukraine. Doch seit einer Woche trainiert das Team auf dem Ausbildungsgelände des Arbeiter-Samariter-Bunds (ASB) in Berlin-Mariendorf mit der 1. Berliner Rettungshundestaffel. Täglich verstecken die Helfer Duftproben, lassen die Tiere danach suchen. „Bei uns in der Ukraine ist es nie ruhig, ständig haben wir Luftalarm“, sagt Borysenko. ASB-Chef Detlef Kühn (72) unterstützt die ukrainischen Kollegen seit Jahren mit Material, Geld und Spenden.
Die Belgischde Schäferhündin Mara wird für ihr Training vorbereitet. Damit sie sich auf den Trümmern nicht verletzt, ziehen ihr die Helferinnen kleine Schuhe über die Pfoten. Die Schutzweste (Stückpreis 800 Euro) trägt den Namen von Hündin Basha, hilft gegen spitze Trümmerteile und Granatsplitter
Foto: Ufuk Ucta
Borysenko gründete das „Antares HRD und Rescue Team“. „HRD“ steht für „Human Remains Detection“ – die Suche nach menschlichen Überresten. 30 Freiwillige mit ihren Hunden suchen auf Schlachtfeldern nach Opfern von Putins Krieg. Eine Hündin fand allein 250 Tote und drei Überlebende.
Mehr zum ThemaGeschenk aus Deutschland rettete Hündin das Leben
Aus ihrem Transporter holt Borysenko eine kleine Weste. „Das ist die Schutzweste, die meiner Hündin das Leben gerettet hat. Sie war ein Geschenk aus Deutschland.“ Ein Loch auf der Oberseite stammt von einem Einsatz 2013 bei Charkiw, als eine Granate explodierte. Borysenko selbst wurde schwer verletzt, verlor drei Liter Blut und lag drei Tage im Koma. „Es hat vier Monate gedauert, bis ich wieder stehen konnte.“
In wenigen Tagen fährt das Team zurück nach Pawlohrad, nur 80 Kilometer von Donezk entfernt. Gab es den Gedanken hier zu bleiben, in Sicherheit? Die drei schütteln den Kopf: „Es ist sehr schön hier. Aber in unserem Land herrscht Krieg. Hierzubleiben wäre ein Verrat an allen, die gefallen sind.“
Der Arbeiter-Samariter-Bund unterstützt und trainiert die Kollegen vom ukrainischen Hundesuchtrupp
Foto: Ufuk Ucta
Der ASB bittet für die ukrainischen Kolleginnen um Spenden für den Kauf weiterer Hundewesten (Stückpreis 800 Euro). Konto: Arbeiter-Samariter-Bund LV Berlin, IBAN: DE26370205000001156001, Verwendungszweck: Rettungshundearbeit/Ukraine