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Wolgograd erlebt einen schweren Schlag gegen seine Ölproduktion. Die Ukraine zielt damit direkt auf Russlands Kriegslogistik.

Wolgorad – In der Nacht zum Donnerstag (14. August) haben ukrainische Drohnen die größte Ölraffinerie im Süden Russlands schwer getroffen. Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs wurde die Lukoil-Anlage in Wolgograd – ein zentrales Drehkreuz für die Treibstoffversorgung der russischen Armee im Ukraine-Krieg – durch mehrere Einschläge in Brand gesetzt.

Ukraine greift wichtige russische Raffinerie an

Laut dem Gouverneur der Region, Andrei Bocharow, schreibt Reuters, entstand das Feuer durch herabfallende Trümmer abgeschossener Drohnen, Verletzte habe es nach ersten Erkenntnissen nicht gegeben. Der Flugbetrieb am Flughafen Wolgograd wurde vorübergehend eingeschränkt, um weiteren Angriffen auszuweichen.

Die Raffinerie, die jährlich über 15 Millionen Tonnen Rohöl verarbeitet – rund 5,6 Prozent der gesamten russischen Kapazität – produziert Diesel, Benzin und Flugbenzin, die für den russischen Kriegseinsatz von zentraler Bedeutung sind, bemerkt der Generalstab der Streitkräfte der Ukraine auf seinem Facebook-Profil.

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Der Angriff auf Wolgograd ist Teil einer Serie gezielter ukrainischer Drohnenoperationen gegen russische Raffinerien. Erst am Wochenende war die Rosneft-Anlage im Gebiet Saratow lahmgelegt worden, nachdem sie bei einem Drohnenangriff in Brand geraten war, so The Moscow Times. Zuvor hatten ukrainische Streitkräfte die Raffinerien in Nowokuibyschewsk und Rjasan schwer beschädigt, wodurch insgesamt gut elf Prozent der russischen Raffineriekapazitäten außer Betrieb gesetzt wurden.

Auch weiter entfernte Ziele wie die Ukhta-Raffinerie in der Republik Komi, fast 2.000 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt, wurden bereits attackiert. Ziel dieser Angriffe sei es, sowohl die Treibstoffversorgung der russischen Truppen zu stören, als auch Russlands Einnahmen aus Energieexporten zu schmälern und den innenpolitischen Druck auf Kremlchef Wladimir Putin zu erhöhen, erklärt das ukrainische Militär. Bereits seit Anfang des Jahres sind die Spritpreise in Russland um fast 50 Prozent gestiegen, seit Anfang August klettern sie nahezu täglich auf neue Höchstwerte, konstatiert der Kyiv Independent.

Schriftzug einer Tankstelle von Lukoil sowie ein Brand in einer Raffinerie.Treibstoffgigant in Flammen: Die Lukoil-Raffinerie in Wolgograd brennt nach einem ukrainischen Drohnenangriff lichterloh. © Foto links: IMAGO / Horst Galuschka | Foto rechts: X (Screenshot)/@andersen7474Preisanstieg bei Energie: Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf den russischen Binnenmarkt

Die Lage am russischen Energiemarkt gilt inzwischen als angespannt: Russland hat Ende Juli einen vorübergehenden Exportstopp für Benzin und Diesel verhängt, um die Versorgung im Inland zu stabilisieren. Dennoch, heißt es in The Moscow Times, erreichte der Preis für Ai-95-Benzin (Super-Benzin) an der Börse in St. Petersburg zuletzt Rekordwerte – innerhalb von nur fünf Tagen in Folge.

Vizepremier Alexander Nowak traf sich deshalb am Donnerstag mit Vertretern der großen Ölkonzerne zu einem Krisentreffen, um weitere Maßnahmen gegen den Preisanstieg zu prüfen. Laut Insidern, heißt es auf United24 Media, wird erwogen, die verpflichtenden Inlandsverkäufe für Ölprodukte nicht nur leicht, sondern deutlich zu erhöhen – ein Schritt, der die Exporterlöse weiter schmälern könnte. Zudem kontrollieren staatliche Inspektoren derzeit verstärkt Tankstellen und Raffinerien, um mögliche Preisabsprachen aufzudecken.

Symbolischer und strategischer Schlag Kiews im Ukraine-Krieg

Militärexperten verweisen darauf, dass der Schlag gegen die Wolgograder Raffinerie nicht nur wirtschaftlich, sondern auch symbolisch von Bedeutung ist. Die Anlage gilt als Herzstück der Treibstoffproduktion im südlichen Föderalbezirk Russlands und ist eng in die Logistik für Frontgebiete in der Ukraine eingebunden, erläutert der ukrainische Generalstab auf Facebook.

Die ukrainische Seite kündigte an, solche Ziele weiter anzugreifen, um die russische Kriegsmaschinerie „systematisch zu schwächen“ und Moskau zum Rückzug zu zwingen. Beobachter in Kiew weisen darauf hin, dass derartige Operationen auch die russische Luftabwehr binden und damit anderen Offensivaktionen der Ukraine Spielraum verschaffen könnten.

Der Angriff auf Wolgograd reiht sich damit – kurz vor dem Treffen von Russlands Machthaber Putin mit Donald Trump in Alaska – in eine immer intensiver werdende Kampagne ein, die Russlands militärische Schlagkraft im Kern treffen soll. (chnnn)