Kiel. Der Rattenbefall in Gaarden ist größer als gedacht. Zu diesem Ergebnis kam die Stadtverwaltung bei einer Analyse der Rattenplage im Stadtteil. Die Verwaltung hatte die Hinterhöfe in Augenschein genommen und dabei „nicht in allen, aber in sehr, sehr vielen“ einen Rattenbefall dokumentiert, wie Kiels Oberbürgermeister bei der Vorstellung einer neuen Rattenbekämpfungsstrategie erläuterte.
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„Wir beißen uns an dem Problem schon ein paar Jahre die Zähne aus“, gab Ulf Kämpfer (SPD) zu. Dabei seien die Nagetiere nur das Symptom. „Die Ursache sind die Nahrungsmittel, der Müll, der immer zur Verfügung steht.“ Wie berichtet, leidet die Bevölkerung in Gaarden unter den Ratten. In Scharen fressen sie sich ohne Scheu vor Menschen durch die Müllberge.
Ratten können schwerwiegende Krankheiten übertragen
Um der Plage Herr zu werden, verfolgt die Stadtverwaltung jetzt unter dem Titel „Weniger Müll – weniger Ratten“ einen neuen Ansatz. Sie setzt dabei auf die Zusammenarbeit mit den Hauseigentümern und der Bevölkerung. Mit dabei sind auch der Abfallwirtschaftsbetrieb (ABK), Remondis und der Kommunale Ordnungsdienst (KOD).
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Die bisherigen Maßnahmen – Aufklärungskampagnen, Änderungen der Satzung und Ordnungsstrafen – haben nicht den durchschlagenden Erfolg gebracht, den die Menschen in Gaarden verdient hätten, meinte Kämpfer.
Koordiniert wird die neue Strategie von Christoph Adloff. Kämpfer nannte ihn den „Rattenzar von Kiel“, so wie in der US-amerikanischen Metropole New York der für die Rattenbekämpfung zuständige Beamte genannt wird. Christoph Adloff also, der sich auch sonst im Sozialdezernat um Gaarden kümmert, hat das neue Konzept maßgeblich entwickelt. Er erklärte, dass die Plage einhergehe mit weiteren Problemen. Ratten könnten schwerwiegende Krankheiten übertragen und verursachten Schäden an der Infrastruktur.
Kiel-Gaarden: Übervolle Mülltonnen und nebenbei noch säckeweise Abfälle
In einem ersten Schritt „wird der Oberbürgermeister alle Eigentümer anschreiben, um sie mit ins Boot zu bekommen“, kündigte Adloff an. Im nächsten Schritt „versuchen wir die Ratten auszuhungern“, erst dann würden Giftköder ausgelegt. Solange die Tiere nämlich ausreichend Futter im Müll finden, zeigen sie kein Interesse an den Ködern.
Problem sei laut ABK, dass bisher in vielen Häusern die Mülltonnen zu klein sind. „Es ist bewiesen, dass das Volumen der Tonnen bis zu 30 Prozent zu gering ist,“ berichtet ABK-Leiter Christian Schmitt. Dies liege auch an der Überbelegung mancher Häuser, in denen mehr Leute wohnten als gemeldet. Teils fehle auch die gelbe Tonne. Die Folge seien überquellende graue Mülltonnen und nebenbei noch säckeweise Abfälle. Wie ein gedeckter Tisch für die Ratten.
Schmitt berichtete, dass er sich Sorgen um seine Kollegen mache, denen beim Entleeren der Tonnen Ratten über „Arme und Beine“ laufen würden. Auch Stephan Portwich von Remondis erzählte, wie Ratten den Müllwerkern „ins Gesicht springen“.
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Rattenplage: Nach dem Aushungern kommen die Köder
Auffällig ist auch der Rattenfraß an den Tonnen in Gaarden: Laut Schmitt sind 5000 Mülltonnen von den Nagern zerfressen. Der ABK will sie nun austauschen und die Volumina anpassen. Zunächst wolle man den gesamten Abfall aus den Höfen mitnehmen, auch wenn er falsch sortiert wurde. Zugleich würden Verstöße gegen Entsorgungs- und Sauberkeitspflichten konsequent geahndet, heißt es in dem Konzept.
Dies alles, um den Ratten die Nahrung zu entziehen. Wenn die Tiere schließlich hungrig genug sind, würden in vier, fünf Wochen flächendeckend Köder ausgelegt, sagte Kämpfer voraus. Dies geschehe allein durch zertifizierte Schädlingsbekämpfer. Die Bekämpfung mit dem tödlichen Gift laufe auch in Kitas, auf Grünflächen und Kinderspielplätzen.
Der Stadtteil Gaarden ist besonders von Rattenbefall betroffen. Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) hat nun mit Christoph Adloff ein umfassendes Konzept vorgestellt, mit dem die Stadt der Nagetierplage konsequent entgegenzuwirken will.
Quelle: Frank Peter
Bei Häusern, in denen die Eigentümer keine professionelle Beköderung in Auftrag geben oder die Rattenbauten nicht zerstören, greife die Stadt in Ersatzvornahme und stelle den Eigentümern die Kosten in Rechnung.
Laut Stadtsprecherin Kerstin Graupner unterstütze der KOD durch Kontrollen: „Wer Müll nicht richtig trennt, wer Abfall an falschen Stellen ablegt, der wird bestraft. Das gilt im öffentlichen Raum, aber auch im Privatraum.“
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Begleitend laufe eine Aufklärungskampagne mit Plakaten, Flyern und den Trashys. Die Trashys sind drei Maskottchen, die sonntags durch Gaarden ziehen, um mit Kindern Müll zu sammeln und zu trennen: Der blaue Hai steht für Papierabfall, die graue Ratte für den Restmüll und die gelbe Ente für Verpackungsmüll. Hinter den Figuren verbirgt sich eine Privatinitiative von Gaardener Künstlern aus dem Café Jupiter.
Wie viele Ratten inzwischen in Gaarden leben, konnten die Stadtvertreter nicht sagen. Man rechne in deutschen Städten mit ein bis zwei Ratten pro Person, sagte Graupner. Kämpfer geht von einer exponentiellen Vermehrung der Tiere in Gaarden aus. Dort kann man also von einer höheren Anzahl an Ratten pro Mensch ausgehen. In dem Stadtteil wohnen knapp 20.000 Einwohner – und folglich mehrere Zehntausend Ratten.
KN