Worte sind bei diplomatischen Treffen nur eines von mehreren Mitteln der Kommunikation. Es geht auch um die Mimik, die Gestik – und nicht zuletzt die Kleidung. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj etwa tritt seit Jahren nicht im Anzug vor die Kameras, sondern ruft den Kriegszustand seines überfallenen Landes durch Militärpullover in Erinnerung. Auch Sergej Lawrow, Außenminister des Aggressor-Staates Russland, hat nun mit seinem auffälligen Kleidungsstil für Aufsehen gesorgt.

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Lawrow ist Teil der vom russischen Machthaber Wladimir Putin angeführten Delegation, die sich heute in Alaska mit US-Präsident Donald Trump und seinen Leuten trifft. Als Lawrow in Anchorage aus der Limousine stieg und ins Hotel ging, trug er einen weißen Pullover unter seiner Weste. Wie auf Fotos und einem Video der Szene zu sehen ist, sind auf der Brust des Politikers deutlich die Buchstaben „CC“ erkennbar.

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Zudem lässt sich vor den beiden Buchstaben ein weiteres „C“ erahnen. Der letzte Buchstabe der Buchstabenkombination hingegen ist von der Weste verdeckt. Auf weiteren Aufnahmen lässt sich nur ein senkrechter Strich erkennen. Nutzer in den sozialen Medien vermuten, dass es sich bei dem Schriftzug um die russische Abkürzung für die Sowjetunion handelt: CCCP.

Trumps Zwei-Mann-Gipfel in Alaska „Für Putin ist bereits das Treffen ein Erfolg“

Russische Beobachter debattierten, ob dies als Witz für die Amerikaner oder als bedrohliche Geste gegen andere frühere Sowjetrepubliken gemeint war. Kleidung mit dem traditionellen Schriftzug ist jedenfalls im modernen Moskau in Mode. Ein Pollover, der dem Kleidungsstück von Lawrow ziemlich ähnelt, wird in einem russischen Onlineshop für umgerechnet mehr als 115 Euro verkauft.

Trump und Putin treffen sich vorerst allein

Das Treffen zwischen Trump und Putin soll nach Angaben aus Moskau um 11.30 Uhr Ortszeit (21.30 Uhr MESZ) auf dem US-Militärstützpunkt Elmendorf-Richardson beginnen. Zunächst sollen die beiden direkte Gespräche führen, an denen lediglich Übersetzer teilnehmen sollen. Anschließend sollen die Delegationen der beiden Staaten Verhandlungen führen.

Ein Journalist des „Wall Street Journal“ erklärt sich den Auftritt des russischen Verteidigungsministers so: „Trump ist in einer unvergleichlich stärkeren Position als Putin und hat alle Trümpfe in der Hand“, schrieb Bojan Pancenski auf der Onlineplattform X. „Aber sein Respekt vor Russland scheint zumindest teilweise ein Überbleibsel seiner Wahrnehmung der UdSSR zu sein, die ein viel mächtigerer Staat als Russland heute war. Vielleicht ist das der Grund, warum Außenminister Lawrow, der Über-Troll, in einem UdSSR-Pullover auftaucht.“

Der Chefauslandskorrespondent der US-Tageszeitung, Yaroslav Trofimov, nannte den Auftritt Lawrows auf der Plattform „für mindestens 14 Nachbarländer Russlands sehr beruhigend“. Und meinte das vermutlich ironisch.

Lawrow kündigt „klare Position“ Russlands an

Dem staatlichen russischen Fernsehsender Rossija-24 sagte Lawrow bei der Ankunft in Anchorage„Wir wissen, dass wir Argumente haben, eine klare und verständliche Position. Wir werden sie darlegen.“ Er wolle keinen Ergebnissen vorgreifen. Vieles für das Treffen der beiden Präsidenten sei beim Besuch des US-Unterhändlers Steve Witkoff in Moskau vergangene Woche vorbereitet worden. Man hoffe darauf, diese „nützliche Unterhaltung“ fortzusetzen, sagte Lawrow.

Trump will bei dem Treffen über eine Waffenruhe in der Ukraine und ein Ende des Krieges sprechen. Putin, auf dessen Befehl Russland die Ukraine angegriffen hat, lässt bislang kein Einlenken erkennen. Wegen der Zeitverschiebung beginnt der Gipfel erst am späten Freitagabend deutscher Zeit.

Trump vor dem Abflug nach Alaska.

© REUTERS/KEVIN LAMARQUE

„Hohe Einsätze“, schrieb Trump vor seinem Abflug in seinem Onlinedienst Truth Social. Kurz darauf trat er den fast siebenstündigen Flug an Bord des Präsidentenflugzeugs Air Force One von Washington nach Anchorage in Alaska an. Auch Außenminister Marco Rubio, Handelsminister Howard Lutnick, Finanzminister Scott Bessent und der Direktor des Nationalen Geheimdienstes, John Ratcliffe sind auf dem Weg nach Alaska.

Trump erklärte an Bord der Air Force One, dass er der Ukraine die Entscheidung über mögliche Gebietsabtretungen an Russland überlassen würde. Trump zeigt sich zuversichtlich mit Blick auf die Gespräche: „Daraus wird etwas entstehen.“ Er deutet jedoch auch an, dass das Treffen „schwerwiegende Konsequenzen“ haben könnte. Die anhaltenden russischen Angriffe in der Ukraine wertete er als Verhandlungstaktik: „Putin glaubt, das gäbe ihm Stärke in den Gesprächen, ich glaube, es schadet ihm.“

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Die Wahl des abgelegenen Ortes sorgt für manche Überraschung. Während einer Live-Übertragung liefen ein Elch und ein Bär durch das Bild. Der russische Journalistenpool wurde in einem Sportzentrum untergebracht, wo Reporter teils behelfsmäßige Schlafplätze einrichteten. Der US-Bundesstaat, dessen westlichste Spitze nur 90 Kilometer von Russland entfernt liegt, wurde 1867 von den USA für 7,2 Millionen Dollar vom russischen Zarenreich gekauft. Ein russischer Staatschef hat Alaska seither nicht mehr besucht. (mit dpa)