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Die Georg-Büchner-Schule kommt ans Fernwärmenetz. © Andreas Arnold
Frankfurt schließt 64 städtische Gebäude ans Netz an. Die umfangreiche Bauarbeiten starten im September 2025.
Der Energieversorger Mainova schließt in Zusammenarbeit mit der Stadt Frankfurt 64 Schulen, Kitas, städtische Wohngebäude und weitere Gebäude an das Fernwärmenetz an. Bis 2030 verlegt die Mainova dafür Leitungen auf zwölf Kilometern Länge. Entsprechend viele Baustellen sind in Frankfurt geplant.
Los geht es mit 22 Schulen, Kitas und Nebengebäuden ab September. 1,3 Kilometer Leitungen werden an der Fritz-Tarnow-Straße am Dornbusch verbaut für Wöhlerschule, Heinrich-Selinger-Schule, Viktor-Frankl-Schule und Nebengebäude sowie die Anne-Frank-Schule und ein Wohnhaus.
Für die Hellerhofschule und eine Dienstwohnung verlegt die Mainova eine 320 Meter lange Leitung an der Schwalbacher Straße. Die Georg-Büchner-Schule und ein Wohnhaus sowie die Kita Pfingstbrunnenstraße an der gleichnamigen Straße werden ans Fernwärmenetz angeschlossen, ebenso die Deutschherrenschule, die Willemer Schule, die Sporthalle Süd und die Kita Willemerstraße an gleichnamiger Straße.
Fernwärme ist teurer als Gas
Auch an der Hamburger Allee wird gebaut, für die Gutenbergschule mit Dienstgebäude, die Bonifatiusschule und Nebengebäude und die Anni-Albers-Schule. Die Minna-Specht-Schule an der Lilo-Günzler-Straße, die Goldstein-Schule mit Dienstwohnung und die Kita am Wiesenhof werden künftig ebenfalls mit Fernwärme versorgt.
Vor dem Presse- und Informationsamt am Römerberg, wo das Projekt vorgestellt wurde, jubelte eine Festgesellschaft, was Klimadezernentin Tina Zapf-Rodríguez (Grüne) zur Aussage verleitete: „Die Leute feiern das schon!“
Kein Jubel kam bei der Nachfrage nach den Kosten auf: Fernwärme in Frankfurt war zuletzt um bis zu 25 Prozent teurer geworden – mittlerweile teurer als Gas – weil die Mainova die Kosten für Investitionen an die Kundschaft weitergibt.
Mainova-Vorstand Martin Giehl rechtfertigte die Preisdynamik unter anderem mit dem Umbau des Heizkraftwerks West an der Gutleutstraße. Es wird ab dem Winter 2026/2027 mit Erdgas statt Kohle geheizt, was 400 000 Tonnen CO2 im Jahr einspart.
Giehl geht davon aus, dass die CO2-Bepreisung von fossilen Energieträgern in den kommenden Jahren dazu führen wird, dass Gas wieder teurer wird als Fernwärme. Auch bei den städtischen Schulen, die nun von Gas auf Fernwärme umgestellt werden, spart die Stadt Emissionen ein: bei der Viktor-Frankl-Schule etwa knapp die Hälfte der Emissionen, circa 275 000 Tonnen im Jahr.
Bis 2040 will die Mainova komplett klimaneutral sein. Das Heizkraftwerk West wird „wasserstoff-ready“ gebaut und kann ab Winter 2026 schon 70 Prozent Wasserstoff verheizen. Nach einem Austausch der Brenner sei auch die Verbrennung von 100 Prozent Wasserstoff möglich, sagte Giehl, die Firma Siemens habe die Technik bereits vorbereitet.
Baustellen
An der Fritz-Tarnow-Straße dauert die Bauzeit von September 2025 bis Juni 2027. Betroffen sind auch die Platenstraße, Am Dornbusch, Marbachweg, Eschersheimer Landstraße.
An der Schwalbacher Straße und der Idsteiner Straße wird von September 2025 bis März 2026 gebaut.
Die Pfingstbrunnenstraße und die Franklinstraße werden von September 2025 bis Juli 2026 zur Baustelle.
Die Willemerstraße, Gerbermühl-, Seehof- und Siemensstraße sind von September 2025 bis Juni 2026 von Bauarbeiten betroffen.
Die Hamburger Allee und die Varrentrappstraße sind Baustelle von September 2025 bis Juni 2026.
An der Martinskirchstraße und An der Wildhube wird von September 2025 bis Juni 2026 gebaut.
Am Wiesenhof und dem Tannenkopfweg ist die Bauzeit von September 2025 bis Juli 2026. fle
Künftig setzt die Mainova auch auf Tiefengeothermie. Aus einer Tiefe von drei Kilometern soll Wärme nach oben gepumpt werden. Die Frankfurter Innenstadt gilt als ein Hotspot für Geothermie.
Beim Fernwärmeausbau nutzt die Mainova die Fernwärme aus dem Müllheizkraftwerk in der Nordweststadt. Das Biomassekraftwerk in Fechenheim wird künftig ans Netz angebunden. Fernwärme soll aus der Geothermie, der Abwärme von Rechenzentren, dem Abwasser etwa des Klärwerks Niederrad und aus Industrieanlagen stammen. Die Kosten für die Anbindung der 64 Schulen, Kitas und Gebäude liegen bei 42,6 Millionen Euro, die die Stadtverordneten bereits genehmigt haben. Weitere Liegenschaften können ans Netz angebunden werden.
Die Fernwärme dient nur fürs Heizen, nicht fürs Kühlen, wozu zusätzliche Kältemaschinen nötig wären. Die wolle die Stadt an Schulen nicht einrichten, da sie klimaschädlich seien, sagte Bildungs- und Baudezernentin Sylvia Weber (SPD).
Die Kosten, um alle Frankfurter Schulen ans Fernwärmenetz anzubinden, bezifferte sie auf 300 Millionen beziehungsweise 90 Millionen Euro, falls die Schulen zuvor energetisch saniert werden. Weber geht davon aus, dass die städtischen Liegenschaften bis 2033 klimaneutral sein könnten.