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Putin trifft Trump in Alaska. Doch Europa fürchtet, dass der US-Präsident vor Putin einknicken könnte. Womöglich mit einem persönlichen Druckmittel.
Alaska – Der Showdown um ein mögliches Ende des Ukraine-Kriegs beginnt womöglich in Alaska. Donald Trump trifft Wladimir Putin und verhilft Russlands Präsidenten so aus der internationalen Isolation. Doch ein altes Gerücht taucht wieder auf: Hat Putin etwas gegen Trump in der Hand?
US-Präsident Donald Trump verlässt den James Brady Press Briefing Room im Weißen Haus, nachdem er mit Reportern gesprochen hat. © Alex Brandon/dpa
Kameradschaft, Interessensallianz oder Unterordnung? Bereits vor Donald Trumps zweiter Präsidentschaft rätselten Beobachter über die Beziehung zwischen dem US-Republikaner und Russlands Staatschef Wladimir Putin. Auffallend wohlwollend verhält sich nach Ansicht vieler Kritiker der Anführer der freien Welt gegenüber dem Kreml-Chef.
Trump-Putin-Treffen in Alaska: Hat Russland belastendes Material gegen US-Präsidenten in der Hand?
Empfindet Trump schlicht Sympathie für Putin – und womöglich Bewunderung für dessen autoritären Regierungsstil? Steht er in seiner Schuld? Oder fürchtet er sich möglicherweise vor dem russischen Machthaber? Heikle Vermutungen, Moskaus Geheimdienst verfüge über belastendes Material („Kompromat“) gegen Trump und könne ihn damit erpressen, erhielten besonders durch das bekannte Steele-Dossier Auftrieb.
Die ursprünglich geheime Akte von 2016, verfasst vom ehemaligen britischen Geheimdienstler Christopher Steele, kursierte zunächst in Medienkreisen, ehe sie 2017 durch das Internetportal Buzzfeed der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.
Trump trifft Putin in Alaska: Die Geschichte ihrer Beziehung in BildernFotostrecke ansehen
Die Grundthese der 35-seitigen Schrift lautet, Putin habe Trump ohne Belege dafür unterstützt, um das westliche Bündnis zu zerbrechen und eine Machtpolitik nach dem Vorbild des 19. Jahrhunderts zu etablieren. Eine separate, umfassende Ermittlung des amerikanischen Sonderstaatsanwalts Robert Mueller förderte allerdings keine Belege für rechtswidrige Aktivitäten von Trumps Wahlkampfteam zutage.
Hat Putin in Alaska etwas gegen Trump in der Hand? Steele-Dossier mit detaillierten Vorwürfen
Beauftragt worden war das Steele-Dossier von Gruppen aus dem Umkreis von Hillary Clintons demokratischem Wahlkampf. Es enthält zudem sehr detaillierte Vorwürfe über mutmaßliche sexuelle Ausschweifungen Trumps in Russland vor seinem Einzug ins Weiße Haus.
Nach Erkenntnissen des amerikanischen Justizministeriums hegten die Bundesermittler des FBI, die Steele über seine vermeintlichen Informationen unterrichtet hatte, Zweifel an deren Glaubwürdigkeit. Möglicherweise handelte es sich sogar um eine gezielte Falschinformations-Operation aus dem Kreml. Amerikanische Medien bezeichnen die Akte deshalb häufig als „diskreditiert“. Trump nannte die Vorwürfe „Fake News“ und bezeichnete sie als „Hexenjagd“.
Trump-Putin-Treffen in Alaska durch Kompromat belastet?
Dennoch sorgte die Akte bis zum vergangenen Jahr für weitere Schlagzeilen. Vor dem Trump-Putin-Treffen in Alaska rückt es nun wieder in den Fokus. Grund war eine Zivilklage Trumps vor britischen Gerichten gegen Steeles Firma Orbis Business Intelligence. In einer schriftlichen Stellungnahme nahm Trump dabei auch zu spezifischen Vorwürfen aus der Akte Stellung.
„Ich kann bestätigen, dass ich zu keinem Zeitpunkt an perversem sexuellen Verhalten teilgenommen habe, einschließlich der Bezahlung von Prostituierten, um in der Präsidentensuite eines Hotels in Moskau ,goldene Duschen‘ zu veranstalten“, zitierte die BBC Trump aus einem Gerichtsdokument. Keiner der in der Akte geschilderten Vorgänge sei eingetreten, erklärte Trump laut dem Bericht.
Der Begriff „goldene Duschen“ bezeichnet das Urinieren als sexuelle Praktik. Dem Steele-Dossier zufolge könnte Russlands Inlandsgeheimdienst FSB Videoaufzeichnungen einer derartigen Sex-Veranstaltung von 2013 besitzen. Zu den von Trump kritisierten Vorwürfen aus der Akte zählten dem Urteil des High Court zufolge auch Behauptungen über zusätzliche Sex-Veranstaltungen in St. Petersburg sowie über mutmaßliche Bestechung russischer Amtsträger.
Trump wehrte sich energisch gegen Anschuldigungen – zahlte aber die Strafe
In der Klage vor britischen Gerichten beschuldigte der ehemalige Präsidentschaftsbewerber die Firma, widerrechtlich persönliche Informationen genutzt zu haben, und verlangte Entschädigung für den entstandenen Rufschaden. Trump strebe die Wiederherstellung seines Ansehens an, erklärte sein Rechtsbeistand nach Angaben der britischen Nachrichtenagentur PA.
Das Verfahren scheiterte jedoch bereits in einer frühen Phase an einer prozessualen Frage. Trump hatte einfach zu viel Zeit verstreichen lassen. Das Gericht verurteilte ihn zur Übernahme von Prozesskosten in Höhe von 626.000 Pfund (rund 727.000 Euro). Beglichen hat er den Betrag nach Angaben von Orbis Intelligence bis heute nicht. (dpa/rjs)