Berlin. Seit 1999 herrscht Wladimir Putin über Russland. Die USA hatten in dieser Zeit fünf demokratisch gewählte Präsidenten. Ein Rückblick.
Als Wladimir Putin in Russland an die Macht kam, war die Welt noch eine andere. iPhones gab es noch nicht, „Maschen-Draht-Zaun“ von Stefan Raab war auf Platz eins der deutschen Charts und Land auf Land ab machte man sich Gedanken, ob es zur Jahrtausendwende zu großen Computerausfällen kommen würde.
Am 31. Dezember 1999 legte Boris Jelzin, das erste demokratisch gewählte Staatsoberhaupt in der Geschichte Russlands, sein Amt überraschend nieder. Auf ihn folgte, verfassungsgemäß, der amtierende Ministerpräsident: der erst 48-jährige Wladimir Putin. Drei Monate wurde dieser dann offiziell zum Präsidenten gewählt. Schon damals gab es Mutmaßungen über mutmaßliche Wahlbeeinflussung und -fälschung zugunsten Putins.
Bis heute hat dieser in Russland die Zügel in der Hand. Als er aufgrund einer Amtszeitbegrenzung nicht mehr zum Präsidenten gewählt werden konnte, wurde er Ministerpräsident, änderte das Gesetz, und übernahm wieder das Präsidentenamt. Von freien und demokratischen Wahlen konnte in Russland zuletzt nicht mehr gesprochen werden. Putin ist das Machtzentrum des Landes – und überdauert als solches viele seiner demokratischen Amtskollegen.
Putin und die US-Präsidenten: Von vorsichtiger Hoffnung und falscher Freundschaft
Dazu gehören auch die Präsidenten der USA. Insgesamt fünf sind es inzwischen, die zeitgleich mit Putin an der Macht waren. Denn, wie einst auch in Russland, gilt in den Vereinigten Staaten eine Amtszeitbegrenzung. Nach zwei erfolgreichen Wahlen ist Schluss. Zumindest noch.
Wladimir Putin (links) und „sein“ erster US-Präsident Bill Clinton.
© IMAGO/ITAR-TASS | IMAGO/Sergei Velichkin
Sein erstes Aufeinandertreffen mit dem damals „mächtigsten Mann der Welt“ hatte Wladimir Putin im Juni 2000. Die Welt war zu diesem Zeitpunkt gefühlt näher zusammengerückt, die Demokratie hatte über den Kommunismus gesiegt, Ost und West sich angenähert. Manche sprachen gar vom „Ende der Geschichte“. Der damalige US-Präsident besuchte am 6. Juni 2000 Moskau; Clinton wollte den neuen Staatschef kennenlernen, ihn einschätzen und ausloten, ob die bislang schwierigen Beziehungen zwischen den USA und Russland verbessert werden könnten.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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Putin nutzte das Treffen, um sich international als selbstbewusster und entschlossener Führer zu inszenieren. Doch das Verhältnis der beiden Männer blieb pragmatisch-distanziert – wohl auch, weil Clintons Amtszeit nicht einmal ein halbes Jahr später endete.
„Ich war in der Lage, einen Eindruck von seiner Seele zu gewinnen“
Auf ihn folgte im Oval Office der Republikaner George W. Bush. Die Differenzen zwischen ihm und Putin blieben über die Jahre groß – auch wenn sie selbst stets beteuerten, ein freundschaftliches Verhältnis zu haben. Besonders für Aufsehen sorgte das erste Aufeinandertreffen der beiden und eine Aussage von Bush über Putin: „Ich habe dem Mann in die Augen gesehen. Ich halte ihn für direkt und vertrauenswürdig. Ich war in der Lage, einen Eindruck von seiner Seele zu gewinnen.“
Wladimir Putin (links) und George W. Bush, der behauptete, in die Seele des russischen Präsidenten geblickt zu haben.
© IMAGO | Xinhua
Doch die Spannungen wurden in den folgenden Jahren größer, unter anderem wegen des Irakkriegs, der Nato-Osterweiterung und Russlands zunehmend autoritärer Innenpolitik. Letztere kritisierte Barack Obama, der 2009 das Amt des US-Präsidenten übernahm, wiederholt deutlich. Überheblich bezeichnete der Demokrat Russland im Zuge der Krim-Krise 2014, die auch zu weitreichenden US-Sanktionen führte, als „Regionalmacht“. Das Verhältnis der beiden Männer war unterkühlt – und auch die Beziehungen zwischen den USA und Russland kühlten immer weiter ab.
Freundschaft sieht anders aus: Wladimir Putin (links) und Barack Obama.
© IMAGO/ZUMA Press | imago stock&people
Trump und Putin: Die Faszination an der Autokratie
Schließlich kam Donald Trump in den USA an die Macht – womöglich gar mit russischer Hilfe. Zumindest gab es noch vor Trumps Amtsantritt 2017 Ermittlungen wegen mutmaßlicher russischer Einflussnahme auf die Wahl. Trump, der Putins autoritäre Führung offen bewunderte und sich ungewöhnlich positiv über den Kreml-Chef äußerte, traf Putin erstmals am Rande des G20-Gipfels 2017 im Hamburg.
Donald Trump (links) lauscht während einer Pressekonferenz den Worten von Wladimir Putin.
© imago images / ITAR-TASS | Valery Sharifulin
Während Trump Putin öffentlich oft lobte, verfolgte seine Regierung aber eine harte Linie: schärfere Sanktionen, Ausweisung russischer Diplomaten – und die Unterstützung der bereits damals von Russland bedrohten – und im Osten sogar schon überfallenen – Ukraine.
Diese Linie führte der Demokrat Joe Biden während seiner Amtszeit im Weißen Haus energisch fort – auch gegen den wachsenden Widerstand aus den Reihen der Republikaner. Biden nannte Putin vor seiner Wahl sogar öffentlich „Killer“. Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar erreichten die Beziehungen zwischen den USA und Russland einen Tiefpunkt. Biden wurde zu einem der entschiedensten westlichen Kritiker Putins, bezeichnete ihn öffentlich mehrfach als „Kriegsverbrecher“ und kündigte harte Sanktionen an. Die USA unter Biden liefern umfangreiche militärische und wirtschaftliche Unterstützung an die Ukraine, was Moskau als direkte Konfrontation betrachtet.
Die Distanz könnte kaum größer sein: Joe Biden (links) und Wladimir Putin.
© imago/Xinhua | Guo Chen
Als schließlich Donald Trump wieder an die Macht kam, dürfte im Kreml Jubel ausgebrochen sein. Denn der Republikaner stand inzwischen für einen deutlich anderen, weniger konfrontativen Kurs. Doch zuletzt äußerte sich Trump vermehrt wieder sehr kritisch über Putin. Es scheint daher völlig offen, wie das erste Aufeinandertreffen eines US-Präsidenten und des russischen Machthabers seit Beginn des Ukraine-Kriegs am Freitag in Alaska ausgeht.