Beim Gegner macht Sandro Wagner keine Unterschiede. Ob der Hallesche FC, der SC Freiburg oder der FC Bayern München. Wagner überlässt nichts dem Zufall. Akribisch bereitet der Trainer seine Mannschaft auf die ersten drei Pflichtspiele der Saison vor. Nutzt Daten und deren Analyse. „Wir als Trainerteam haben uns klar dazu bekannt, dass wir jeden Gegner total auseinandernehmen“, betont Wagner. „Wir wissen sehr viel über den Gegner.“ Sechs Wochen lang hat der Trainer des FC Augsburg versucht, den Spielern seine taktischen Absichten zu vermitteln. Hat sie teils bewusst damit überfordert, hat geprobt und getestet. In der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals können die Fußballprofis nun zeigen, dass sie dazu in der Lage sind, Theorie in Praxis umzusetzen. Beim Halleschen FC (Sonntag, 18 Uhr/Sky) wird Wissen abgefragt.
Die Herangehensweise verändert sich. Nicht mehr nur die eigene Entfaltung steht jetzt im Vordergrund, zugleich gehen Wagner und sein Trainerteam gezielter auf den Gegner ein. Wagner jedenfalls hat seine Hausaufgaben gemacht. Das verdeutlichen allein seine Ausführungen zur Regionalliga Nordost, in der die Gastgeber mit drei Siegen in drei Spielen gestartet sind. Im Team aus Halle sieht der 37-Jährige mehr einen Dritt- denn einen Viertligisten. Wohl zurecht. Halle blieb nach seinem Aufstieg über ein Jahrzehnt in der dritten Liga, ehe es vor rund einem Jahr abgestiegen war. In der Folgesaison verpasste der Klub knapp den Aufstieg, nun drängt er mit Macht zurück. Der neue Trainer Robert Schröder, 37, gab seinen Job als Lehrer einer Berliner Schule auf, widmet sich nun wie alle Spieler dem Profitum.
FCA-Coach Sandro Wagner: „Wir fahren nicht mit Kumpels in den Freizeitpark“
Ehe Wagner zum Deutschen Fußball-Bund (DFB) wechselte, trainierte er mit der SpVgg Unterhaching selbst einen Regionalligisten. Allerdings einen in Bayern. Aufgrund von Regionalproporz wurde dem bayerischen Verband einst eine eigene vierte Liga zugeordnet. Mit der Folge, dass sich die Zusammensetzung und Leistungsstärke nicht den übrigen Regionalligen Deutschlands vergleichen lassen. „Gerade die Regionalliga Nordost ist extrem gut aufgestellt“, berichtet Wagner. „Es gibt eine hohe Qualität mit Topmannschaften.“ Man werde selbstbewusst anreisen, so Wagner, aber auch mit einer „gesunden Portion Demut“. Zugleich sind die Erwartungen klar formuliert. „Wir fahren nicht mit Kumpels in den Freizeitpark“, so Wagner. Er freue sich auf ein Wochenende, „wo es ein bisschen knallt“.
Der ehemalige Trainer Jess Thorup musste sich nach dem Viertelfinalaus gegen den VfB Stuttgart Kritik gefallen lassen. Gegen den späteren Pokalsieger hatte der FCA einen mutlosen Auftritt hingelegt. Die Augsburger Verantwortlichen waren überzeugt gewesen, in dieser Pokalsaison wäre mehr drin gewesen. Nach der verpatzten Generalprobe gegen Sunderland AFC hatte Wagner deutlich gesagt: „Wir müssen eine Runde weiterkommen.“ Im Pokal sieht der FCA das Potenzial, sich mit wenigen Spielen Geld, Renommee und im besten Fall sogar eine Europapokal-Teilnahme zu sichern. Wagner verweist auf die Historie der Augsburger in diesem Wettbewerb. Sehr oft sei der FCA in der ersten oder zweiten Runde ausgeschieden. „Wir wollen aufzeigen, wie viel drin sein kann im Pokal. Wie man mit wenigen Spielen viel erreichen kann.“
Finn Dahmen steht beim FC Augsburg in Bundesliga und DFB-Pokal im Tor
Entsprechend ist für den FCA-Coach die Zeit des Experimentierens endgültig vorbei. Wagner wird in Halle sein bestes Personal aufbieten. Im Tor bedeutet dies, dass Finn Dahmen fortan spielen wird. Wagner hat sich festgelegt. Verzichtet darauf, Ersatztorhüter Nediljko Labrovic Spielpraxis zu verschaffen. Dahmen hatte sich in der vergangenen Saison durch Auftritte im Pokal als Nummer eins in der Bundesliga empfohlen. Wagner versteht Trainer, die ihre Torhüter wechseln. „Aber ich bin kein Freund davon. Ich will einen Torhüter, der die ganze Saison spielt, für das Gesamtkonstrukt.“
Ebenso unverzichtbar sei daher der Einsatz von Kapitän Jeffrey Gouweleeuw, der sich gegen Sunderland die rechte Hand gebrochen hatte. Am Sonntag war der 34-Jährige operiert worden, eine Woche später wird er mit einer Spezialschiene auf dem Rasen stehen. Wagner imponiert die Einstellung seines Anführers. „Er ist ein Krieger, so einen Kapitän wünscht man sich.“ Während Gouweleeuw kein Spiel verpassen wird – im Januar spielte er nach Bruch und OP der linken Hand ebenso ohne Pause –, bleibt Alexis Claude-Maurice beim Pflichtspielauftakt in der Nähe Leipzigs ein Zuschauer. Der Franzose hatte sich im Test gegen Crystal Palace bei einem rüden Tritt eine Sprunggelenkstauchung zugezogen. Wagner weicht aus, wenn es um den Zeitpunkt der Rückkehr geht. Sagt lediglich: „Er ist ein besonderer und wichtiger Spieler für uns. Ich freue mich, wenn er wieder da ist.“
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