Stand: 15.08.2025 18:18 Uhr
Unter dem Titel „Max Pechstein an der Ostsee“ zeigt das Ostholstein-Museum in Eutin den Blick des Expressionisten auf das Meer und seine Besucher. Etwa 50 Bilder sowie Fotografien und Tagebucheinträge Pechsteins werden ausgestellt.
„Das findet man kaum in der Literatur oder bei anderen Ausstellungen, dass berücksichtigt wird, dass er dort gewesen ist“, erzählt Julia Pechstein, die Enkelin des Expressionisten, über das Bild „Hafen Fehmarn“. Sie hat eine Rohfederzeichnung mitgebracht, damit sie als letztes Werk die sonst fertig kuratierte Ausstellung vervollständigt.
„Hafen Fehmarn“ ist eine selten gezeigte Rohfederzeichnung des Expressionisten Max Pechstein.
Darauf zu sehen: ein Hafen mit Segelbooten, Stegen, einer Windmühle und dem Leuchtturm. Julia Pechstein vermutet, dass das der Hafen des Inselorts Orth und der benachbarte Leuchturm von Flügge abgebildet sein könnten. Laut Julia Pechstein kam ihr Großvater nach Fehmarn, nachdem er 1919 in Hamburg die Fotografin Minja Dürz-Dükopp und dann das Alte Land besucht hat. Möglicherweise habe ein Malerkollege aus Ratzeburg ihm empfohlen: „Fahr doch mal nach Fehmarn!“ Pechsteins Enkelin ist sich sicher: „Da hat er, wie immer, die Vordruckpostkarten in seinem kleinen Reisegepäck gehabt und sie dann genutzt, um darauf zwei Skizzen von Fehmarn zu verewigen.“
Daraus entstand dann 1922 die Zeichnung, die nun im Ostholstein-Museum in Eutin (Kreis Ostholstein) zu sehen ist. Und auch dutzende Jahre später müssen ihm die Reise und die Skizze noch etwas bedeutet haben: „Selbst nach dem Zweiten Weltkrieg hat er sich das wohl wieder hervorgeholt und hat noch ein Aquarell vom Orther Hafen gemacht und ganz spät, 1953, sogar noch ein Ölgemälde.“
Pechstein und die Ostsee
Doch Orth auf Fehmarn ist nicht nicht der einzige Ort in Schleswig-Holstein, der auf Pechsteins Werken wiederzuerkennen ist. Ebenfalls ausgestellt ist das Gemälde Kieler Förde bei Strande, das auf 1952 datiert ist. Es zeigt einen leeren Strandabschnitt an der Ostsee, die obere Bildhälfte ist mit großen, blauen Wolken behangen, im Hintergrund zeigen sich wieder Leuchtturm, Windmühle und ein kleines Segelboot im Wasser – weit von der Küste weg. Auch wenn Pechstein-Bilder aus Schleswig-Holstein rar sind, war er gerne hier und hat den Kontakt zu lokalen Künstlern geschätzt. „Das war für ihn die Sache“, erklärt Julia Pechstein, „dass es ihn immer wieder ans Ostseemeer zurückgezogen hat. An der Nordsee war er nur ganz selten – einmal 1910 in Dankast am Jadebusen, als er Schmidt-Rottluff besucht hat, und 1953 auf Amrum, als er seinen Maler-Kollegen Willi-Robert Hut besucht hat.“
Aktgemälde und Fischerporträts
Max Pechstein malte jahrzehntelang jeden Sommer an der Ostsee.
Die meisten Ostsee- und Strandbilder hat der Expressionist nach seinen Besuchen in der heute litauischen Ortschaft Nidden und im pommerschen Lebas gemalt. In Eutin zu sehen sind davon vor allem Aktgemälde, die Menschen in natürlicher Bewegung in der Natur zeigen – in den Bildern werde Pechsteins Zugehörigkeit zur Künstlergruppe Brücke deutlich, so die Kuratorin der Ausstellung Sophie Matuszczak. Daneben sind im Ostholstein-Museum Eutin auch Porträts von Fischern – Pechstein nennt sie Fischerköpfe – ausgestellt. Museumleiterin Dr. Julia Hümme erinnert sich, dass das für den Künstler nicht immer einfach war. So habe Pechstein gesagt: „Ich will die immer zeichnen, malen, die wollen nicht und schimpfen und laufen weg.“
Pechsteins Fischerköpfe und weitere seiner Werke sind im Rahmen der Ausstellung „Max Pechstein an der Ostsee“ noch bis zum 02. November im Ostholstein-Museum zu sehen.