Eine Liebeserklärung mit angeschlossener Rezeptsammlung: So könnte die Kurzbeschreibung für das jüngste Werk von Rebekah Peppler lauten. Denn „Le Sud“ ist zwar ein Kochbuch, in dem die Amerikanerin Anleitungen für 80 Gerichte und ein paar Aperitifs zusammengetragen hat. Es ist aber vor allem eine Hommage – an den französischen Süden, sein Lebensgefühl, seine Esskultur und an den französischen Sommer. Der hat schon immer Künstler, Autoren und Köche aller Provenienzen fasziniert, und so ist es offensichtlich auch Peppler gegangen, die vor einigen Jahren von Kalifornien nach Paris gezogen ist und schon ein paar Bücher und zahllose Zeitungs- und Magazinartikel über ihre Wahlheimat und deren reiches kulinarisches Œuvre verfasst hat.
Huldigung des französischen Lebensgefühls: „Le Sud“ von Rebekah PepplerSophie Boyer
Ihre Einleitung zu „Le Sud“ beginnt mit den Worten „Alle Klischees, die du je über den Süden Frankreichs gehört hast, sind wahr“ – und das setzt den Ton für das gesamte Buch. Peppler will das im amerikanischen Bildungsbürgertum verbreitete Klischee vom unbeschwerten, sommerlichen Leben im alten Europa, der Provence und der Côte d’Azur als Sehnsuchtsorte gar nicht erschüttern. Sie will darin schwelgen. Und das tut sie in aller Ausführlichkeit.
Ebenso wichtig wie die Rezepte sind für diese Huldigung die stimmungsvollen Aufnahmen der Fotografin Joann Pai, die außer den Speisen vor allem stylishe Frauen beim Einkaufen, Kochen und Servieren, am Strand, im Garten oder allgemein beim entspannten Genießen zeigen. Im Zusammenspiel mit den kleinen Einführungen und Anekdoten, die Peppler jedem ihrer Rezepte voranstellt, ergibt sich so ein großes, schwelgerisches Gemälde, dem man auf jeder Seite anzumerken glaubt, dass es mit einem schwärmerischen Blick aus Übersee entworfen wurde.
Die vorgestellten Speisen bewegen sich im bekannten südfranzösischen Kosmos – von Oliven, Aioli und Tapenade zum Baguette über frittierte Zucchiniblüten und grüne Bohnen mit Schalotten, Kapern und eingelegter Zitrone bis zum klassischen Ratatouille, Pastis-Hähnchen aus dem Ofen und der unumgänglichen Tarte au citron. Alles anschaulich beschrieben und in nachvollziehbare Arbeitsschritte unterteilt – aber ohne Überraschungen, Interpretationen oder Weiterentwicklungen. Wie gesagt: kein kreatives Kochbuch, sondern eher eine atmosphärische Liebeserklärung mit angeschlossener Rezeptsammlung.
Le Sud, Rebekah Peppler, Prestel-Verlag, München 2025, 280 Seiten, 32 Euro.