Am Ende blieb es dem besten Mann des Spiels vorbehalten, als letzter Akteur den Ball zu berühren. Dennis Schröder fiel das Spielgerät eine Sekunde vor der Schlusssirene in die Hand. Shane Larkin hatte zuvor die letzte Chance vergeben, seine türkische Mannschaft mit einem Dreier doch noch ins Finale des Basketball-Supercups zu bringen. Doch er scheiterte am Ring. Schröder warf den Ball in die Luft, Schluss.
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Die deutsche Nationalmannschaft hat das Halbfinale des Supercups im Münchner SAP-Garden knapp mit 73:71 (28:35) gewonnen. Damit greift das DBB-Team an diesem Samstag (20.45 Uhr, MagentaSport) im Finale gegen Serbien nach dem Titel des EM-Vorbereitungsturniers.
Das hat Deutschland allen voran seinem Kapitän zu verdanken. Schröder sammelte 22 Punkte, sammelte fünf Rebounds und verteilte sechs Assists. Der NBA-Star von den Sacramento Kings war omnipräsent. Auch sein NBA-Kollege Franz Wagner (Orlando Magic) präsentierte sich mit 17 Zählern (drei Rebounds, drei Assists) in guter Verfassung.
Im ersten Durchgang läuft nicht viel beim DBB-Team
Auffällig: Mit den beiden Stars hatte die Mannschaft von Coach Alex Mumbru Ideen, agierte kreativ, spielte sich freie Würfe heraus – auch wenn vor allem in der ersten Halbzeit längst nicht alles gelang. Nur 28 Punkte brachte das deutsche Team auf die Anzeigetafel. „Wir müssen besser ins Spiel starten, mit mehr Energie – und wir müssen schneller spielen”, sagte Wagner kurz nach dem Spiel in der Mixed-Zone des SAP-Gardens über die ersten 20 Minuten. „Dass die Würfe nicht fallen, passiert manchmal. Als Spieler will man natürlich besser reinkommen“, ergänzte er.
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Einziger Lichtblick aus der zweiten Garde: Justus Hollatz.
Quelle: Sven Hoppe/dpa
Auch Schröder weiß: „Wir müssen besser werden. Am Ende des Tages haben wir in der zweiten Hälfte das gemacht, was uns den Sieg bringt.“
In der ersten Hälfte des ersten Viertels waren ausschließlich Schröder und Wagner erfolgreich (8:8). Neben den beiden war am Freitagabend Justus Hollatz einziger echter Lichtblick beim amtierenden Weltmeister. Der Profi des FC Bayern München verwandelte im ersten Spielabschnitt zwei Dreier, hielt Deutschland im Spiel, zweimal setzte ihn dabei Schröder in Szene.
Deutschland ohne Schröder und Wagner ideenlos
Als der Kapitän zweieinhalb Minuten vor dem Ende des ersten Viertels eine Pause bekam, erhielt das bis dahin ohnehin schon eher durchwachsene deutsche Offensivspiel einen Bruch. Auch Wagner saß zu dieser Zeit auf der Bank. Ohne die beiden Superstars spielte Deutschland uninspiriert und ideenlos. Ballverluste und Verzweiflungswürfe bei ablaufender 24-Sekunden-Uhr prägten das deutsche Spiel.
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Nelson Weidemann aus Ulm, NBA-Profi Tristan da Silva und auch Johannes Thiemann, mittlerweile in Japan aktiv, gelang wenig gegen aggressive Türken, die sich bei der EM eine Top-Platzierung erhoffen, aber nicht zum Favoritenkreis zählen. Im Gegensatz zum DBB-Team, das das Ziel Gold ausgerufen hat.
Bis dahin hat Coach Mumbru allerdings noch jede Menge Arbeit vor sich. In den knapp fünf Minuten Ende des ersten und Anfang des zweiten Viertels ohne Schröder und Wagner auf dem Feld gelangen nur zwei mickrige Punkte. Auf der Bank stand vor allem Schröder immer wieder auf, feuerte seine Mannschaft an. Als Wagner und er zurückkehrten, übernahmen die beiden NBA-Stars wieder das Kommando.
Wagner: „Schröders Mentalität ist ansteckend“
Deutschlands Spielmacher lief dann vor allem in der zweiten Halbzeit heiß, verteidigte giftig. Wagner attestierte seinem Kapitän „eine super Leistung“ und brachte es auf den Punkt: „Seine Mentalität ist ansteckend für den Rest des Teams.“ Auf diese Mentalität wollte auch Coach Mumbru nicht lange verzichten. Während der Trainer dem 31-Jährigen in der ersten Halbzeit noch rund sechs Minuten Verschnaufpause gestattete, waren es in der zweiten Hälfte nicht mal mehr viereinhalb Minuten.
Immer wieder nahm der Kapitän Einfluss auf seine Mannschaft, rief seine Mitspieler bei kurzen Unterbrechungen zu sich. Auch in der letzten Auszeit, in der Mumbru auf seine Spieler einredete, um die Taktik für die Schlusssekunden anzusagen, ergriff Schröder das letzte Wort, das er mit seinem Rebound eine Sekunde vor dem Ende auch im Spiel haben sollte.
Wir hatten im Test gegen Slowenien nur neun von 15 Spielern zur Verfügung, heute waren es zwölf.
DBB-Coach Alex Mumbru hadert mit den vielen angeschlagenen Spieler während der EM-Vorbereitung
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Bei der Europameisterschaft, die am 27. August beginnt, können es Schröder und Wagner gegen Topteams wie Serbien, Frankreich oder Spanien allerdings nicht alleine richten. Wenn die Stars ihre Verschnaufpause brauchen, sollte ein ähnlicher Bruch wie gegen die Türkei nicht entstehen. Topmannschaften haben das Zeug dazu, diese Phasen besser auszunutzen als die Türken, die nur zwei ihrer 20 Dreierversuche trafen.
Als einer der Gründe für den teilweise ideenlosen Auftritt des DBB-Teams darf die personelle Situation angeführt werden. Immer wieder fallen seit Beginn der EM-Vorbereitung Spieler aus. Mumbru ist häufig gezwungen, sein Team umzustellen. Er haderte: „Wir hatten im Test gegen Slowenien nur neun von 15 Spielern zur Verfügung, heute waren es zwölf.“
Schmerzlich vermisst wurde am Freitag die Kreativität von Spielmacher Maodo Lo, der laut Mumbru am Samstag im Finale zum Einsatz kommen wird. Auch Leistungsträger und Co-Kapitän Johannes Voigtmann (noch angeschlagen) fehlte unter dem Korb mit seiner Präsenz.
Knapp zwei Wochen hat der spanische Coach noch Zeit, sein Team auf die EM vorzubereiten, bis dahin müssen aus dem Kader noch drei Spieler gestrichen werden. Am Freitag konnte bis auf Justus Hollatz niemand ein positives Bewerbungsschreiben beim Bundestrainer einreichen.