Drei Jahre nach Der Soldat James Ryan reiste Regisseur Steven Spielberg für A.I. – Künstliche Intelligenz in die Zukunft. Ins 22. Jahrhundert, um genau zu sein. Die Zivilisation steht vor dem Kollaps und ein kleiner menschenähnlicher Roboter schaut zu. Zum Start war Spielbergs Science-Fiction-Film umstritten, heute wird er vielfach zu den besten Filmen des 21. Jahrhunderts gezählt. Seit kurzem gehört die ergreifende und tiefgründige Reise zur Antwort auf die Frage, was das Menschsein ausmacht, zum Angebot von Netflix.

Bei Netflix: Haley Joel Osment reist als Mecha durch die Zukunft

Die Pläne für den Science-Fiction-Film reichen bis in die 1970er zurück, als Stanley Kubrick die Kurzgeschichte Supertoys Last All Summer Long von Brian Aldiss zu adaptieren begann. Später bat der Regisseur von 2001: Odyssee im Weltraum seinen Kollegen Spielberg darum, die Regie zu übernehmen. Die Veröffentlichung von A.I. erlebte Kubrick allerdings nicht mehr, wenn auch sein kreativer Einfluss im Film erhalten blieb.

Erzählt wird die Geschichte von David (Haley Joel Osment aus The Sixth Sense), einem sogenannten Mecha. In dieser Zukunftsvision sind die Polkappen geschmolzen, die Geburtenrate wurde begrenzt und Menschen wenden sich humanoiden Robotern zu, um ihre Sehnsüchte zu erfüllen. David ist einer davon.

Er kommt in die Familie von Henry (Sam Robards) und Monica Swinton (Frances O’Connor), deren leiblicher Sohn Martin im Koma liegt. David wurde programmiert, um zu lieben und betrachtet Monica und Henry als seine Eltern. Doch als Martin von seiner Krankheit geheilt wird, wachsen die Spannungen in der Familie. David wird schließlich ausgesetzt und beginnt mit seinem Freund, dem Robo-Bären Teddy, eine Reise, die ihn weiter führen wird, als seine Schöpfer es zu glauben wagten.

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Über die Jahre hat der Science-Fiction-Film von Steven Spielberg an Ansehen gewonnen

Zum Start wurde A.I. – Künstliche Intelligenz großen Vergleichen ausgesetzt. Der Schatten des verstorbenen Stanley Kubrick und die Frage, wie dessen Version des Films ausgesehen hätte, hingen über dem Projekt. Außerdem wurde die Robo-Geschichte an Spielbergs Sci-Fi-Klassikern gemessen, allen voran E.T. – Der Außerirdische, der knapp 20 Jahre zuvor erschienen war. Die Kritiken stimmten ein überwiegend positives Fazit an, blieben aber bestenfalls gedämpft.

Mit etwas Abstand hat sich A.I. – Künstliche Intelligenz unter den anerkannten Meisterwerken des Regisseurs eingereiht. Bei IndieWire  landete der Film kürzlich auf Platz 1 der besten Filme des 21. Jahrhunderts und Magazine wie Rolling Stone  und TimeOut  würdigten den Film ebenfalls.

Die finstere Zukunftsvision hat in Zeiten der Klimakrise (samt der aus dem Boden sprießenden Rechenzentren von KI-Giganten) nichts an Aktualität verloren. Gleichzeitig verzaubert und verstört die moderne Pinocchio-Variation mit einer Geschichte über die Unsterblichkeit der Liebe. Stundenlang könnte man die erstaunlich gut gealterten visuellen Effekte und das Szenenbild des Films feiern, oder aber Haley Joel Osment lobpreisen.

In der wohl größten Rolle des damaligen Kinderdarstellers vereint er kindliche und künstliche Naivität, bewahrt sich einen Funken von Distanziertheit in den großen Augen, als würde sich der Mecha beim Menschsein-Spielen selbst beobachten. Sein David ist unheimlich und unheimlich liebenswert, weshalb das Kubrick’sche Finale sowohl zu philosophischen Spekulationen als auch Tränenausbrüchen anregt.

Steven Spielbergs A.I. – Künstliche Intelligenz streamt in den Abonnements von Netflix, Arthaus+ und Paramount+ sowie bei den gängigen Anbietern als Kauf- und Leihversion.