Berlin. Unser Redakteur Jörg Krauthöfer bietet Wandertipps durch Berlin und Brandenburg. Heute geht es auf dem Klimapfad durch den Grunewald.
Unser Redakteur Jörg Krauthöfer teilt wöchentlich seine besten Wandertipps für Berlin und Brandenburg. Ob entspannte Kiezspaziergänge, versteckte Pfade durch idyllische Parklandschaften, gemütliche Runden für die ganze Familie oder längere Streckenwanderungen – Jörg hat für jeden etwas Passendes dabei. Auf dem Programm steht heute die Rundwanderung auf dem Grunewalder Klimapfad. Die interaktive Ausstellung gibt es seit 2017 und sie informiert an insgesamt 11 Stationen über den Klimawandel und wie die Berliner Wälder damit umgehen.
Infos zur Wanderstrecke
- Start/Ziel: Grunewaldturm (Bus 218)
- Distanz: 4,61 Kilometer
- Wegbeschaffenheit: Forstwege,, Waldwege
- Höhenmeter: 50 m ⬆️ 50 m ⬇️
- Leichte Wanderung
- Familienfreundlich, Kinderwagen und Rollstühle sind kein Problem
- Toiletten am Start – und Zielpunkt vorhanden
- Gastronomie: Grunewaldturm
Wandern in Berlin – Der Wald, der Geschichten erzählt
Los geht es an der Bushaltestelle am Grunewaldturm. Eine hölzerne Palisadenwand empfängt uns und liefert die ersten Informationen zum Klimapfad. Seit 2017 existiert dieser Wanderweg bereits. Er war eine der dreizehn dezentralen Außenstellen der damaligen Internationalen Gartenausstellung. Entlang des 4 km langen Rundwegs werden an 11 Informationsinseln, den sogenannten „Waldwohnzimmern“, zahlreiche Themen zur Anpassung der Berliner Wälder an den Klimawandel inszeniert. Der Trail ist bestens ausgeschildert. Man muss sich nur an den Holzpfählen mit den orangefarbenen Hütchen orientieren. Verlaufen geht nicht, sodass man diese Tour auch ohne Führung für sich entdecken kann.
Wieviele Tonnen CO₂ verursacht ein Berliner pro Jahr? An der Infoinsel Nummer 3 gibt es die Antwort.
© FUNKE Foto Services | Jörg Krauthöfer
Ein breiter Forstweg führt uns vom Grunewaldturm nach Osten und zu den ersten Stationen des Klimapfades. Es gibt einen Selfie-Point und einen hölzernen Aussichtsturm, der einen fantastischen Blick in die Baumkronen der Laubriesen gewährt und über die Waldpflege informiert. Ein paar Meter weiter zeigen farbige Holzsäulen sehr detailliert und eindrücklich den CO₂-Verbrauch eines Berliner Einwohners.
Die Moorlandschaft zwischen Pechsee und Barschsee ist Lebensraum für viele Insektenarten.
© FUNKE Foto Services | Jörg Krauthöfer
Pechsee, Himmelsauge und Barssee
Ein hölzerner Steg führt uns auf eine kleine Anhöhe zum Aussichtspunkt Pechsee. Hier wurde im 15. Jahrhundert Pech gebrannt und als Brennstoff verwendet. Der Name „Pechsee“ kommt vermutlich von der dunklen Farbe seines Wassers, das durch den hohen Gehalt an organischen Stoffen wie Huminsäuren eine fast schwarze, pechige Färbung gehabt haben soll. In den 1950er-Jahren wurde hier noch gebadet. Mit der einsetzenden Grundwassergewinnung im Grunewald verschwand das Wasser, und der See verlandete. Heute ist dieses Naturjuwel das am besten erhaltene Kesselmoor im westlichen Grunewald und das Zuhause unzähliger Insektenarten.
Wir laufen zurück zum Wanderweg und folgen diesem nach Südosten. Über einen weiteren Holzsteg erreichen wir einen ganz besonderen Ort. „Himmelsauge“ nennt sich die kleine Lichtung im Wald, umgeben von Bäumen und Sträuchern. Frösche quaken, und Libellen summen. Das Himmelsauge ist eigentlich nur eine kleine Pfütze, und der Wasserstand hängt davon ab, wie viel es zuletzt geregnet hat. Seltene Kräuter wie die Wasser-Minze wachsen hier.
Das Himmelsauge ist eigentlich nur eine kleine Pfütze, und der Wasserstand hängt davon ab, wie viel es zuletzt geregnet hat.
© FUNKE Foto Services | Jörg Krauthöfer
Weiter geht die Wandertour auf dem Klimapfad, und wir erreichen den Barssee, der ein bedrückendes Beispiel für die Auswirkungen der Grundwasserabsenkung ist. Früher diente der Barssee als Naherholungsziel und war besonders bei den Berlinern beliebt. Mit seiner Bootsanlegestelle zog er Besucher an, die sich hier an warmen Sommertagen erholten oder die umliegende Natur genossen. Der ursprüngliche Name „Barschsee“ ist der Fischart geschuldet, die hier in rauen Mengen vorkam und bei den Einheimischen sehr beliebt war. Aber die Zeiten, in denen der See voller Leben war, sind längst vorbei.
Offene Wasserflächen sind heute nicht mehr zu sehen, was den Eindruck erwecken könnte, dass der See komplett ausgetrocknet ist. Aber ein genauer Blick auf die Vegetation erzählt eine andere Geschichte. Unter der scheinbar trockenen Grasnarbe befindet sich ein Torfmoor. Moore sind natürliche Wasserreservoire, und ihre Fähigkeit, Wasser zu speichern, ist ein Grund dafür, dass in einer Ecke des Barssees immer noch Schilf wächst.
Wandern in Berlin – Unterwegs zur Saubucht
Unsere Wandertour führt uns weiter zum wildromantisch gelegenen Forsthaus Alte Saubucht, das inmitten einer faszinierenden Landschaft südlich des Barssees liegt. Dieses malerische Bauwerk birgt eine reiche Geschichte, die uns tief in die Vergangenheit zurückführt. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war es der Sitz der Revierförsterei, ein wichtiger Stützpunkt für die Forstwirtschaft in der Region. Heute jedoch stehen die Gebäude leer, und was aus dem idyllischen Areal einmal werden soll, ist noch ungewiss.
Seinen ungewöhnlichen Namen verdankt die Saubucht einer königlichen Idee aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In den dreißiger Jahren jenes Jahrhunderts richtete man hier das Schwarzwildgehege „Sauwärterei Karlsberg“ ein. Es diente als ein großes Jagdrevier, speziell für die höfischen Gesellschaftsjagden der damaligen Zeit. Friedrich Wilhelm I., der „Soldatenkönig“ und Vater von Friedrich dem Großen, war ein großer Freund der Jagd, und das Sammeln von Wildbeständen gehörte zu den höfischen Vergnügungen. Die Gegend wurde damals von den Einheimischen schlicht „Saubucht“ genannt – eine charmante Reminiszenz an das reiche Vorkommen von Wildschweinen im Gehege.
Blaue Bäume am Wegesrand
Ein Highlight erwartet uns an der zehnten Station: Wir stehen plötzlich in einem blauen Wald – zumindest sind die Baumstämme blau gestrichen. Damit soll veranschaulicht werden, wie viel Kohlendioxid ein Mensch im Jahr erzeugt und welche Waldfläche nötig ist, um diese Menge CO₂ wieder aus der Luft zu entziehen. Im Schnitt ist es ein halber Hektar Wald, und genau auf dieser Fläche sind die Baumstämme blau markiert.
Im blauen Wald an Station 10 dreht sich alles um Kohlendioxid – genauer gesagt um die Menge, die ein Mensch innerhalb eines Jahres erzeugt. Die blaue Farbe markiert die Fläche an Bäumen, die nötig ist, um diese Menge zu kompensieren.
© FUNKE Foto Services | Jörg Krauthöfer
Nach 4,6 Kilometern erreichen wir schließlich unseren Ausgangspunkt am Grunewaldturm. Ziel des Klimapfades ist es nicht nur, Wissen über den Klimawandel zu vermitteln, sondern auch dazu anzuregen, wie man selbst aktiv zum Schutz der Natur beitragen kann. Unser Beitrag steht fest: Wir fahren umweltbewusst mit dem Bus 218 zurück in Richtung Innenstadt.