Stand: 16.08.2025 04:37 Uhr

Papst Leo XIV., der erste US-amerikanische Papst, ist seit 100 Tagen im Amt. Er wirkt oft zurückhaltender und leiser als sein Vorgänger. Wie will er mit den großen Reformfragen umgehen?

Susan aus den USA ist begeistert von Papst Leo XIV. Heute will sie ihn persönlich sehen und hat sich trotz Hitze in die lange Schlange vor dem Vatikan gestellt. Gleich hält der Papst hier seine wöchentliche Generalaudienz.

Als Leo vor 100 Tagen als frisch gewählter Papst auf den Balkon vor dem Petersdom trat, saß Susan gerade beim Essen. „Und dann kam die Nachricht, dass der Papst gewählt worden war, also blieb ich im Internet hängen“, sagt Susan. Sie sei nicht katholisch, „aber es war ein elektrisierender Moment“.

Tausende sind gekommen, um Leo bei seiner Audienz zu sehen. Noch bevor sie beginnt, begrüßt er einzelne Gläubige auf dem Vorplatz persönlich. Und kommt dann endlich auf die Bühne der Audienzhalle.

Anders als sein Vorgänger

Zwischen Italienisch, Englisch und Spanisch wechselt Papst Leo XIV. mühelos. Auch ein Grund, warum die Gläubigen begeistert sind. „Ich denke, er spricht alle auf die bestmögliche Weise an, und ich bin einfach dankbar, dass er sich an alle wendet“. sagt Maria Olivos, eine der Audienzbesucherinnen.

Auch Maria Giovanna, mit ihrer Jugendgruppe aus Florenz angereist, ist Fan von Papst Leo. „Er hat eine bedeutende Bilanz, jeder Bürger, jeder Gläubige ist froh, dass er Papst ist“, sagt sie.

Dabei tritt er doch anders auf als sein so beliebter Vorgänger Franziskus: Der wirkte oft spontan, herzlich, und so nahbar. Und Leo? „Er ist von der Persönlichkeit her deutlich zurückhaltender als sein Vorgänger, aber dennoch sehr gewinnend“, sagt Journalist Ludwig Ring-Eifel, der Papst Leo XIV. für die Katholische Nachrichtenagentur beobachtet.

Er hat dieses unglaublich sympathische Lächeln, ihm fliegen die Herzen zu, auch wenn er die Leute nicht umarmt.

Ludwig Ring-Eifel, Journalist

Bemühungen um Frieden in der Welt

Der Moment mit der größten Strahlkraft seiner bisherigen Amtszeit: das Weltjugendtreffen in Rom Anfang August. Mehr als eine Million Jugendliche waren laut Vatikan gekommen, um auf einer Wiese außerhalb der Stadt mit Papst Leo XIV. zu beten und zu feiern.

Vor den Jugendlichen sprach der Pontifex auch von dem Thema, das ihm besonders wichtig ist: Frieden. „Meine jungen Brüder und Schwestern, ihr seid das Zeichen dafür, dass eine andere Welt möglich ist. Eine Welt der Brüderlichkeit und Freundschaft, in der Konflikte nicht mit Waffen, sondern mit Dialog gelöst werden.“

Erst vor wenigen Tagen äußerte er sich zu den entführten israelischen Geiseln und dem Krieg im Gazastreifen. Man müsse die Geiseln befreien, aber man müsse auch die retten, die an Hunger sterben, sagte er.

Papst Leo XIV. will Kirche wieder zur Einheit führen

Auch sein Vorgänger Franziskus mahnte immer wieder Frieden auf der Welt an. Seine Äußerungen sorgten aber auch regelmäßig für Kritik, etwa als er der Ukraine nahelegte, die weiße Flagge zu hissen.

Solche Bemerkungen will Papst Leo XIV. vermeiden, auch, um sein wohl wichtigstes Ziel zu erreichen, das er laut Vatikanexperte Ludwig Ring-Eifel schon kurz nach seiner Wahl genannt hat: Er wolle die Kirche wieder zur Einheit führen, sagte Ring-Eifel. Denn nur wenn die Kirche geeint ist, könne sie eine positive Wirkung haben.

Weniger zurückhaltend als sein Vorgänger

Verglichen mit seinem Vorgänger tritt Papst Leo XIV. auch optisch anders auf, kleidet sich nicht mehr ganz so zurückhaltend, will wieder in die richtige Papstwohnung ziehen und nicht im Gästehaus im Vatikan leben.

Eben ein eigenständiger Papst, meint Vatikanexperte Ring-Eifel. Aber Leo werde auch nicht die Dinge zurücknehmen, die Franziskus angestoßen hat. „Er wird schauen, ob diese Versuchsballons, die sein Vorgänger da losgelassen hat, auch wirklich fliegen, ob die tragen“, so Ring-Eifel.

Was Papst Leo noch wichtig ist, dürfte man in seiner ersten Enzyklika erfahren, einer Art päpstlichem Rundschreiben. Angeblich schreibt er in diesen Tagen schon daran.