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1990 wurde Erhard Büker brutal erschlagen aufgefunden. Neue DNA-Analysen ermöglichen nun eine Identifizierung des Täters. Zudem wurde eine hohe Belohnung ausgelobt.

Bielefeld – Ungeklärte Mordfälle bringen selbst erfahrene Ermittler oftmals an ihre Grenzen. Wenn sich diese Kriminalfälle auch noch vor vielen Jahren oder gar Jahrzehnten ereignet haben, erschwert dies häufig die Ermittlungen. In solchen Fällen spricht man auch von Cold Cases, die allerdings immer mal wieder neu aufgerollt werden. Der Grund dahinter: Mord verjährt nie – und auch nach vielen Jahren versucht die Polizei, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.

Auf einem Spielplatz im Ostmannturmviertel in der Bielefelder Innenstadt haben Kinder die Leiche des 52-Jährigen entdeckt.Auf einem Spielplatz im Ostmannturmviertel in der Bielefelder Innenstadt haben Kinder die Leiche des 52-Jährigen entdeckt. © Polizei Bielefeld

Nun ermittelt die Bielefelder Polizei erneut in dem 35 Jahre alten Mordfall an dem 52-jährigen Erhard Büker, dessen Leiche am 21. März 1990 von Kindern auf einem Spielplatz im Bielefelder Ostmannturmviertel gefunden wurde. Wie die Polizei mitteilt, suchte das Opfer regelmäßig im Bahnhofsumfeld nach gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten und wurde, nachdem er zuletzt die Gaststätte „Sperlingsgasse“ besucht hatte, beraubt und brutal erschlagen – vermutlich mit einem Backstein.

Cold Case aus 1990: Polizei ermittelt weiter nach DNA-Durchbruch

„Wann, wo und wie genau er auf seinen Mörder traf, ist bis heute unbekannt. Mit diesem dürfte er sich aber nach dem Erstkontakt in Erwartung sexueller Handlungen auf den Spielplatz begeben haben“, teilt die Polizei mit. Eine Obduktion ergab, dass Erhard Büker durch massive, stumpfe Gewalteinwirkung gegen den Kopf getötet wurde.

Die Ermittlungen waren bislang erfolglos. Im Jahr 2003 wurde am Leichnam eine fremde DNA-Anhaftung festgestellt, die damals aber noch wenig aussagekräftig und für eine maschinelle Recherche nicht geeignet war. Im Sommer 2024 wurde die erneute Untersuchung des Spurenmaterials nach neuesten wissenschaftlichen Standards in Auftrag gegeben. „Die Ergebnisse liegen jetzt vor“, teilt die Polizei mit. Neue wissenschaftliche Untersuchungen der DNA-Spuren vom Tatort ermöglichen nun eine sichere Identifizierung des Täters, weshalb eine DNA-Reihenuntersuchung bei etwa 100 bekannten Kontaktpersonen angeordnet wurde.

Erhard Büker wurde 1990 brutal ermordet.Erhard Büker wurde 1990 brutal ermordet. © Polizei BielefeldMordfall in Bielefeld – Hohe Belohnung ausgesetzt

„Wir werden die etwa 100 bekannten Kontaktpersonen des Opfers noch einmal aufsuchen, um Vergleichsspeichelproben zu erhalten. Diese sollen dann in einem weiteren Schritt mit den Tatortspuren aus diesem Verfahren abgeglichen werden. Anschließend werden die Speichelproben vernichtet. Gespeichert wird nichts – es sei denn, es kommt zu einem Treffer“, fasst der Leiter der Ermittlungsgruppe Markus Mertens zusammen.

Es sei nicht auszuschließen, dass der Täter sich regelmäßig im Milieu der männlichen Prostituierten um den Bielefelder Bahnhof herum bewegte. Denkbar sei deshalb auch eine Tatmotivation, die aus tiefer Abneigung gegen diese Szene resultiert, erklärt die Polizei. Für Hinweise, die zur Aufklärung führen, wurden insgesamt 7.000 Euro Belohnung ausgesetzt – 3.000 Euro von der Staatsanwaltschaft und 4.000 Euro von privater Seite.

Nach vier Jahrzehnten wurde einer der unerklärlichsten Todesfälle Deutschlands gelöst. Der Fall stellte die Polizei jahrzehntelang vor ein Rätsel.