China reagiert auf Trump Exporte steigenFoto: Bloomberg

Trump verschärft den Handelskonflikt, doch China steigert seine Exporte deutlich. Die Importe aber bleiben schwach. Die März-Zahlen zeigen eine neue Schieflage im chinesischen Warenfluss.
Die Indikatoren der letzten Wochen haben nicht getäuscht: Trump treibt die Exporte aus China, während die Importe weiter schwach bleiben. Die jüngsten Handelsdaten zeigen ein Exportwachstum von 12,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr – ein Wert, der die Erwartungen der Ökonomen deutlich übertraf.

China: Exportboom vor US-Zollschock von Trump

Noch bevor die von Präsident Trump angekündigten umfassenden US-Zölle vollständig greifen, zeigt sich Chinas Außenhandel im März überraschend dynamisch. Der kräftige Anstieg der Exporte dürfte teilweise auf sogenannte „tariff front-running“-Effekte zurückzuführen sein – also das Vorziehen von Lieferungen, um bevorstehende Zollbelastungen zu umgehen. Auffällig ist jedoch, dass auch die Exporte in die Europäische Union zulegten, obwohl dort kein akutes Zollrisiko besteht. Das deutet darauf hin, dass weitere Faktoren im Spiel sind.

China Exporte Trump

Abb 1: Chinas Handelsbilanz für das 1. Quartal 2025. Quelle: ING

Während die Exporte anzogen, fielen die Importe im gleichen Zeitraum um 4,3 % – ein stärkerer Rückgang als erwartet. Diese Diskrepanz führte zu einem Handelsüberschuss von 102,6 Milliarden US-Dollar, ein außergewöhnlich hoher Wert selbst in globalem Maßstab. Noch wichtiger ist jedoch, was sich dahinter verbirgt: Die anhaltende Schwäche der Inlandsnachfrage. Einmal mehr zeigt sich, dass der chinesische Binnenmarkt allein nicht in der Lage ist, die fehlende Nachfrage aus den USA oder Europa zu kompensieren. Oder, wie es Michel Pettis ausdrückte: „Mit anderen Worten, China ist weiterhin nicht in der Lage, die steigenden Exporterlöse durch höhere Löhne in steigende Importe umzuwandeln.“

Brad Setser zu den Exporten aus China: Mehr als nur ein Vorzieheffekt

Der US-amerikanische Ökonom Brad Setser hat die chinesischen Handelsdaten genau analysiert. In einem Kommentar hebt er hervor, dass es für die Exportzuwächse keine eindeutigen Hinweise auf einen umfassenden Vorzieheffekt gibt – weder in der monatlichen Datenlage noch im Vergleich der Exporte in die USA und EU. Vielmehr sieht er die Ursache der stark steigenden Handelsbilanzüberschüsse in einer ausgeprägten Importschwäche, insbesondere im Handel mit Schwellenländern, bei gleichzeitigem Exportwachstum.

Sein Fazit: Die Volumina der Exporte seien ungewöhnlich stark gewachsen – weit stärker als der globale Handel insgesamt. Gleichzeitig stagnieren die Importvolumina bestenfalls. Damit sei der reale Überschuss sogar noch höher als der nominale.

China reduziert Energieimporte

China brauchte im ersten Quartal weniger Energie aus fossilen Brennstoffen. Die Einfuhren aus Gas, Öl und Kohle gingen sowohl mengen- als auch wertmäßig zurück. Die Einfuhr raffinierter Öle schrumpfte um 22,4 %, bei Kohle sank der Wert der Importe um 22,5 %, obwohl das Volumen lediglich um 0,9 % zurückging.

China Importe Fossil Fuels Q1 2025

Abb 2: Chinas Einfuhren fossiler Brennstoffe im 1. Quartal 2025. Quelle: GAAC.

Dabei ist zu beachten, dass Pipeline-Öl seit 2022 nicht mehr in den offiziellen Zolldaten erfasst wird – die reale Importmenge dürfte also höher liegen. Da aber die Menge, die aus den Pipelines kommt, relativ konstant ist, ändert es nichts an den Befund, dass der Bedarf schrumpfte.

Für März allerdings meldete die Zollbehörde eine starke Erholung der Rohölimporte: Insgesamt wurden 51,41 Millionen Tonnen Rohöl importiert, was durchschnittlich 12,10 Millionen Barrel pro Tag entspricht – der höchste Tageswert seit August 2023. Hauptverantwortlich dafür waren höhere Liefermengen aus dem Iran und eine Erholung der russischen Ölexporte.

Diese widersprüchlichen Signale – fallende Werte bei fossilen Brennstoffen im Quartal und steigende Ölimporte im März – werfen Fragen auf. Zwei Erklärungen drängen sich auf: Zum einen wirken strukturelle Veränderungen durch die Energiewende, etwa im Bereich Mobilität. Zum anderen könnte ein Nachfragerückgang auch Ausdruck einer konjunkturellen Eintrübung sein – ein Szenario, das jedoch nicht durch alle anderen Daten gestützt wird.

Ein Blick auf die Herkunftsländer chinesischer Importe unterstreicht die Rohstoffschwäche: Im März 2025 sanken die Importe aus Australien um 28,6 %, aus Brasilien um 33 %, aus Südafrika sogar um 43 %. Diese Länder sind traditionell stark im Rohstoffexport – der Rückgang legt nahe, dass Chinas Rohstoffnachfrage deutlich nachgelassen hat, was wiederum die internationale Preisdynamik beeinflussen könnte.

China verlagert Handel Richtung ASEAN

Im ersten Quartal 2025 ergaben sich nur leichte Verschiebungen im chinesischen Außenhandel: Der Handel mit den ASEAN-Staaten wuchs leicht um 1,1 %, getragen insbesondere durch höhere Importanteile, die von 14,3 % auf 15,8 % stiegen. Der Handel mit den USA legte ebenfalls leicht zu (+0,3 %), wobei die Exporte minimal sanken (-0,1 %) und die Importe stiegen (+0,3 %). Allerdings erreichen viele chinesische Waren die USA über den Umweg der ASEAN-Staaten. Ein Großteil des Zuwachses der Exporte in die ASEAN-Staaten ist mit großer Sicherheit darauf zurückzuführen.

China Handel und Trump

Abb 3: Chinas Handelsströme Q1 2025 vs. 2025. Quelle CAAC

Der Handel mit der EU blieb auf Basis der Quartale weitgehend stabil, mit einem leichten Rückgang von 0,1 %. Auf Monatsbasis wuchsen die Exporte in die EU um 3,7 %. Besonders profitierte hier Deutschland, in das China 6,0 % mehr Waren lieferte, während umgekehrt Deutschland 5,2 % weniger Waren nach China sandte. Der Wert für die gesamte EU lag bei -6,3 %.

Die Dynamik des Handels mit Russland lässt weiterhin stark nach. Brachen die Exporte in den nördlichen Nachbarn in den ersten beiden Monaten des Jahres um knapp 10 % ein, waren es im März 6,3 %. Die Importe sogar um 6,4 %. Gründe dafür sind neue Sonderzölle auf chinesische Waren – unter anderem Möbel und Autos – sowie rückläufige Energielieferungen aus Russland nach China.

China und Russland Handel

Abb 4:Sino-russischer Handel 2022-2025. Quelle CAAC

Lieferketten reagieren auf Agenda von Trump

Die März-Zahlen sind noch geprägt vom Effekt der vorgezogenen Lieferungen. Die April-Zahlen werden dann die ersten Effekte des Zollchaos zeigen, das Trump angerichtet hat. Erste Daten aus den USA deuten darauf hin, dass die Logistikdienstleistungen stark fallen. Aus allen Teilen der USA melden die Logistikunternehmen fallende Nachfragen an Lastwagenfahrten. In den nächsten Monaten wird sich zeigen, wie sich die weltweiten Handelsströme neu formieren. Da Präsident Trump die Zölle für Waren aus den ASEAN-Staaten für die nächsten drei Monate auf 10 % reduziert hat, werden voraussichtlich mehr Waren aus China via den ASEAN-Staaten in die USA geliefert.

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