Was klingt wie eine launige Sommerüberschrift, ist in Wahrheit bitterer Ernstfall: Frankreich erlebt derzeit eine Hitzewelle, die Rekorde sprengt, Rettungskräfte an ihre Grenzen bringt und Erinnerungen an die große Hitzekatastrophe von 2003 weckt. Seit dem 9. August klettern die Temperaturen vielerorts über die 40-Grad-Marke – und das nun schon über Tage hinweg. Dabei ist dies bereits die zweite Hitzewelle in diesem Sommer.
Und sie hat es in sich.
40 Grad? Kein Einzelfall mehr
266 Wetterstationen in ganz Frankreich meldeten zwischen dem 9. und 12. August Temperaturen von 40 Grad oder mehr – ein historischer Höchstwert, der selbst die heißesten Sommer des 20. Jahrhunderts übertrifft. In Saint-Côme-d’Olt im Département Aveyron zeigte das Thermometer stolze 42,9 Grad, in Romans-sur-Isère waren es 42,6 Grad. Solche Zahlen waren früher undenkbar. Heute sind sie Realität – und sie kommen in Serie.
Die Nächte bringen kaum Linderung. In Städten wie Valbonne sinken die Temperaturen selbst in den frühen Morgenstunden nicht unter 27 Grad. Solche sogenannten „tropischen Nächte“ werden zur neuen Norm – und stellen eine massive Belastung für Körper und Kreislauf dar.
Alarmstufe Orange – in über der Hälfte des Landes
Météo-France hat mittlerweile 54 Départements unter „vigilance orange“ gesetzt – eine Warnstufe, die nicht leichtfertig vergeben wird. Auch Regionen, die bisher selten von Extremhitze betroffen waren, wie Teile der Bretagne, stehen nun auf der Liste. Die Behörden appellieren eindringlich: trinken, ruhen, helfen. Besonders Ältere, chronisch Kranke und Kinder gelten als gefährdet.
Die Krankenhäuser spüren das längst. Notaufnahmen verzeichnen einen Anstieg von Fällen mit Hitzeschlag und Dehydrierung. Viele Einrichtungen arbeiten unter Hochdruck – und unter Hochtemperaturen. Ein dramatisches Bild, das sich quer durchs Land zieht.
Wenn das Land brennt – im wörtlichen Sinn
Als wäre die Hitze allein nicht bedrohlich genug, kommt die Trockenheit hinzu. In Kombination mit kräftigen Winden ist das die perfekte Zündschnur für große Brände. In der südfranzösischen Region Aude wütete bereits ein Waldbrand, der eine Fläche in der Größe von Paris vernichtet hat – der größte in Frankreich seit über 75 Jahren. Feuerwehrkräfte kämpfen unermüdlich an mehreren Fronten, Evakuierungen wurden notwendig, große Landstriche stehen unter Beobachtung.
Es ist ein Wettlauf gegen das Feuer – und gegen die Zeit.
Der Preis des Klimawandels
Was gerade in Frankreich geschieht, ist kein Wetterphänomen, sondern ein Klimasignal – laut, unmissverständlich und erschreckend deutlich. Wissenschaftler sprechen schon lange von einer Verschiebung der Extreme: mehr Hitzewellen, häufiger, länger, intensiver. Die aktuellen Daten geben ihnen recht. Während in den 1980er-Jahren eine Hitzewelle im Schnitt drei Tage dauerte, sind es inzwischen zwölf – Tendenz steigend.
Was passiert, wenn wir nicht endlich handeln? Noch häufigere Hitzewellen, Ernteausfälle, Gesundheitskrisen, wirtschaftlicher Schaden – und eine drastische Veränderung dessen, was wir unter einem „Sommer“ verstehen.
Und jetzt?
Die Prognosen lassen wenig Hoffnung auf Entspannung. Frühestens Mitte nächster Woche – Dienstag oder Mittwoch – könnte sich die Lage etwas beruhigen. Bis dahin bleibt Frankreich unter der Hitzeglocke gefangen. Die Empfehlung: Schatten suchen, Flüssigkeit aufnehmen, auf Warnmeldungen achten. Was banal klingt, ist lebenswichtig.
Doch der Blick sollte weiter reichen. Frankreich – wie viele andere Länder – steht vor der dringenden Aufgabe, seine Städte, seine Infrastruktur, seine Lebensweise hitzefest zu machen. Mehr Bäume, weniger Beton. Bessere Isolierung, klügere Bauweisen. Und vor allem: eine konsequente Klimapolitik, die nicht nur reagiert, sondern vorsorgt.
Eine rhetorische Frage sei erlaubt: Müssen unsere Sommer erst zu Überlebenskämpfen werden, bevor wir handeln?
Die Hitze von 2025 könnte – nein, sollte – ein Weckruf sein.
Autor: Andreas M. Brucker