Gestern Abend machte das Anime Dreamlight Concert wieder Halt in Düsseldorf – diesmal im Capitol-Theater. Die Ankündigung klang nach einem Pflichttermin für Anime-Fans: Ein Streichquartett sollte die größten Hits aus Naruto, One Piece, Dragon Ball, Demon Slayer, Studio Ghibli und vielen weiteren Klassikern spielen, eingerahmt von stimmungsvoller Beleuchtung und Anime-Bildern. In der Realität entpuppte sich der Abend jedoch als ernüchternd.
Das Bühnenbild erinnerte an ein Candlelight-Konzert mit leichtem Cosplay-Anstrich: LED-Kerzen, Kirschbäume, Paravents im Shoji-Stil und eine Leinwand mit Anime-ähnlichen Standbildern – allerdings ohne Originalgrafiken und teils unsauber projiziert. Erst nach rund zwanzig Minuten begann das Lichtdesign überhaupt, farblich zu den gezeigten Bildern zu passen.
Auch musikalisch blieb der Abend hinter den Erwartungen zurück. Das Streichquartett – vier Musikerinnen – wirkte optisch nicht abgestimmt, Kabel hingen sichtbar aus den Kleidern, und ihre Mimik ließ wenig Freude am Spielen erkennen. Dazu kamen stellenweise schiefe Töne, die den Hörgenuss trübten. Die Auswahl der Stücke wirkte zufällig, ohne erkennbare Dramaturgie oder roten Faden, der das Publikum durch den Abend geführt hätte.
Die Moderation geriet zum größten Schwachpunkt. Der Hauptmoderator stotterte sich unsicher durch seinen Text, las fast alles ab und wirkte sichtlich überfordert. Das Publikum wurde halbherzig „angeheizt“, Namen von Songs und Interpreten wurden wiederholt falsch ausgesprochen, und die Moderation sprang chaotisch zwischen Moderator, Musikerinnen und Off-Stimmen hin und her. Spätestens bei der Abmoderation zeigte sich, wo der Fokus lag: Gleich dreimal wurde auf das nächste Konzert in Düsseldorf im November hingewiesen, auf jedem Sitzplatz lag ein Flyer mit QR-Code zum Ticketverkauf, und zusätzlich wurde ein 10%-Rabatt angeboten. Der Fanshop wurde ebenfalls erwähnt. Der Versuch, gemeinsam mit dem Publikum ein Lied zu singen, endete peinlich – der Moderator kannte weder Text noch Melodie.
Am Ende blieb der Eindruck einer lieblosen, konzeptlosen Show, die vor allem auf Kommerz setzt. Wer einfach nur einen Abend mit Live-Musik verbringen möchte, konnte vielleicht trotzdem etwas mitnehmen. Für echte Anime-Fans aber dürfte der Abend vor allem eines gewesen sein: eine herbe Enttäuschung.
(Foto: youpod.de)
(Foto: youpod.de)
(Foto: youpod.de)