Lutterbek. Camping liegt im Trend. 176.759 Ankünfte von Durchgangsgästen auf Campingplätzen in Schleswig-Holstein meldet das Statistikamt laut jüngsten Zahlen für den Monat Mai, bei fast 975.000 Ankünften insgesamt im Norden. Besonders beliebt ist dabei stets ein Campingplatz an der Ostsee.

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Doch auch im Binnenland gibt es viele Menschen, die einen Campingplatz in Schleswig-Holstein suchen. Dabei ist es sogar möglich, Camping in der Nähe von Kiel kostenlos zu erleben.

Privatpersonen bieten Urlaubern einen Platz an

Möglich machen es Angebote wie „One Night Tent“. Dabei bieten Privatpersonen Urlaubern einen Platz an, auf dem sie ihr Zelt aufschlagen oder ihr Wohnmobil abstellen können. Die Macher von „One Night Tent“ sprechen von Couchsurfen – nur draußen. Inspiriert wurde das verhältnismäßig junge Angebot vom Jedermannsrecht, kurz erklärt also das Recht jedes Menschen, die Natur zu genießen, unabhängig von den Eigentumsverhältnissen am jeweiligen Grund und Boden – sofern sich jeder rücksichtsvoll verhält.

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In einem Interview für das Projekt „DIY: Verkehrswende selber machen“ des Umweltverbands VCD erklärten die Macher von „One Night Tent“: „Wir waren im schönen Schweden Urlaub machen und durften dort das Jedermannsrecht genießen. Das heißt, wir waren mit unserem Zelt unterwegs und konnten an ziemlich jeder beliebigen Stelle für eine Nacht campen. Zurück in Deutschland hätten wir diese Option auf der weiten Rückreise auch gern gezogen.“

Wie funktioniert „One Night Tent“?

„One Night Tent“ – die Eigenschreibweise lautet „1Nite Tent“ – wirbt damit, dass Besitzerinnen und Besitzer eines schönen Fleckchens Erde ihn melden und teilen können. Das kann ein großer Garten sein oder ein Hof.

Die Campingplätze von privat werden in eine Karte eingetragen, weit mehr als 1000 Einträge gibt es für Deutschland. Outdoorfreunde, Reisende, Wandernde und Radelnde können den Platz zum Camping online abrufen und dort eine Nacht zelten – ohne Gegenleistung.

Was ist beim Camping bei „One Night Tent“ verboten?

Bei „One Night Tent“ gilt, wie der Name schon sagt: eine Nacht! Die Plätze sind für eine Übernachtung auf der Reise gedacht, nicht für eine Woche Campingurlaub kostenlos. Wichtig: Wer kostenloses Camping in der Nähe sucht, sollte sich anmelden. Die meisten Plätze befinden sich in heimischen Gärten. Gastgeberinnen und Gastgeber dürfen auch „nein“ sagen, wenn es gerade nicht passt. Und: Die Übernachtung muss kostenlos sein.

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Gibt es eine „One Night Tent“-Alternative?

Ja, es gibt unzählige andere Apps wie „One Night Tent“. Park4Night etwa richtet sich an Camper-Urlauber, die eher abgelegene Stellplätze suchen. Neben bekannten Campingplätzen gibt es auch eher versteckte Plätze in der Natur. Eine weitere „One Night Tent“-Alternative sind Trekkingplätze in Schleswig-Holstein. Die Stiftung Naturschutz stellt bestimmte Flächen zum naturnahen Übernachten in Schleswig-Holstein zur Verfügung. Wiederum andere Anbieter heißen Campspace oder Roadsurfer.

Ist Wildcampen in Schleswig-Holstein erlaubt?

Nein, ist es nicht. Wildcampen in Schleswig-Holstein ist grundsätzlich verboten. Das ist im Prinzip in ganz Deutschland so. Daher bietet zum Beispiel die Stiftung Naturschutz die ausgewiesenen Trekkingplätze an. Manuela Schütze, Sprecherin der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein, sagt, dass Gäste nirgendwo campen sollten, wo es nicht erlaubt sei.

Wo Camping erlaubt ist, gibt es auch keinen Stress.

Manuela Schütze

Sprecherin Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein

Einfach schon „aus Rücksicht auf die Natur“, auf die Schleswig-Holstein als Urlaubsland angewiesen sei. Schütze: „Wo Camping erlaubt ist, gibt es auch keinen Stress.“ Sie warb für die Trekkingplätze der Stiftung Naturschutz, sie böten ein „Natur-pur-Erlebnis“.

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Wie lauten Erfahrungen mit „One Night Tent“?

Joana und Klaus Zilles aus Lutterbek sammelten positive Erfahrungen mit „One Night Tent“. Sie bieten auf ihrem einen Hektar großen Grundstück Camping in der Nähe von Kiel kostenlos an. Zilles‘ bieten „One Night Tent“ bei Kiel an, weil sie gern neue Leute kennenlernen. Klaus Zilles fährt Motorrad und kennt zudem die Situation, auf einer Tour spontan einen Platz zum Zelten finden zu müssen.

Seine Frau Joana hat auch Camping-Erfahrung. Sie sagt: „Wir haben den Platz. Eine Nacht im Zelt, das juckt uns nicht.“ Bei ihnen kommen besonders Radfahrer vorbei. Zuletzt machte ein Mann Station, der mit dem Fahrrad von Budapest nach Oslo unterwegs war. „Das Kurzweilige ist toll, man quatscht“, sagt Klaus Zilles. Hinter einem großen, umgenutzten Stallgebäude bieten sie einen geschützten Platz für Camper. Joana Zilles: „Ich sage immer, wir haben den kleinsten Zeltplatz in Schleswig-Holstein.“

Ist Privat-Camping in Schleswig-Holstein beliebt?

Offizielle Zahlen zum privaten Camping in Schleswig-Holstein gibt es nicht. Die Statistiker erfassen in der Regel nur Campingplätze mit zehn und mehr Stellplätzen. Laut Experten dürfte es sich im Vergleich zu den großen Zahlen auf ausgewiesenen Campingplätzen eher um ein Nischenangebot handeln.

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Gibt es Kritik an Angeboten wie „One Night Tent“?

Offiziell nicht, dennoch gibt es Benken. In der Vergangenheit etwa sprachen sich Lobbyisten wie der Bundesverband der Campingwirtschaft in Deutschland gegen sogenannte Kleinstcampingplätze in Schleswig-Holstein aus. Der Verband warnte mit Blick auf kommerzielle Kleinstanbieter vor Wettbewerbsverzerrung und warnte vor „Camping-Wildwuchs-Chaos“.

Campingplatz-Betreiber verwiesen dabei auf ihre Investitionen in Infrastruktur, hegten Umwelt- und Brandschutzbedenken und warnten vor Overtourism, der in ungelenkten Bahnen zu verlaufen drohe.

KN