Empfang in den USA, Begrüßung auf dem roten Teppich, durch einen ihm applaudierenden US-Präsidenten, sodann gemeinsame Fahrt mit der gepanzerten Präsidenten-Limousine. So viel Ruhm wie am Freitag in Alaska wurde Kriegsherr Wladimir Putin zuletzt etwa bei seinen Freunden in China und Nordkorea zuteil.
Während ihres gemeinsamen Statements (Fragen von Journalisten waren nicht zugelassen) nach ihrem Treffen in Anchorage schmeichelten sich Autokrat Putin und Möchtegern-Autokrat Trump wechselseitig.
Keine Waffenruhe, kein Deal Vier Lehren aus dem Treffen zwischen Putin und Trump in Alaska
Putin ließ mit Blick auf seinen seit 2022 dauernden Krieg gegen die Ukraine keinen Zentimeter Bewegung, geschweige denn Entgegenkommen, erkennen. Er verachtet die Ukraine und den Westen – und macht keinen Hehl daraus.
Putin redete vor der Presse – wie üblich – ausführlich, während sich Trump unüblich schmallippig zeigte. Der einstige Geheimdienst-Agent Putin weiß, wie man Gesprächspartner für sich gewinnt. Zumal einen Mann wie Trump, der sich von Lob, Schmeichelei und Schleimerei beeindrucken lässt.
Die leeren Worte des Verpackungskünstlers Trump müssen einem zu denken geben.
Daniel Friedrich Sturm, Leiter Tagesspiegel-Hauptstadtbüro
„Heute, da Präsident Trump sagt, wenn er damals Präsident gewesen wäre, gäbe es keinen Krieg, da bin ich mir ganz sicher, dass es so wäre. Ich kann das bestätigen“, sagte Putin, mit einem Lächeln zu Trump gewandt.
Putin sprach darüber, wie sehr Russland und die USA Handel treiben könnten, warb für mehr „Kooperation“. Kurzum: Ex-KGB-Spitzel Putin weiß, auf exakt welche Knöpfe er bei Trump drücken muss.
Trump ließ jede Forderung an Putin vermissen
Der Desinformations-Spezialist und Kriegsverbrecher Putin sprach von einer „Tragödie“ in der Ukraine, von der „Situation in der Ukraine“, einem „ukrainischen Konflikt“. Kurzum: Er bewegte sich keinen Zentimeter. Von einer Feuerpause sprach Putin dezidiert nicht.
Der Gipfel von Alaska klingt, gemessen an den Statements der beiden Männer, nach viel Show um Nichts.
Daniel Friedrich Sturm, Leiter Tagesspiegel-Hauptstadtbüro
Trump, dem man eigentlich ein Mangel zum Großmaul nicht vorwerfen kann, gab sich erstaunlich defensiv und ließ jede Forderung an Putin vermissen. Stattdessen schwärmte er von einem „extrem produktiven Treffen“, das „sehr tiefgründig“ gewesen sei.
Von „großem Fortschritt“ und einer „fantastischen Beziehung mit Präsident Putin, mit Wladimir“, sprach Trump. Die leeren Worte des Verpackungskünstlers Trump müssen einem zu denken geben.
Putin spielt auf Zeit
Nun wissen wir (noch) nicht, was die beiden Männer hinter den Kulissen besprochen haben. So aber, wie Trump und Putin, ihr Treffen bewerteten, handelt es sich um einen Rückschlag für die Ukraine. Der Gipfel von Alaska klingt, gemessen an den Statements der beiden Männer, nach viel Theater, viel Show um Nichts.
Putin und Trump bei der Ankunft auf der Joint Base Elmendorf-Richardson in Anchorage, Alaska.
© AFP/ANDREW CABALLERO-REYNOLDS
Wladimir Putin, für den der Kriegsverlauf gerade gut läuft, denkt in langen Linien. Er hat Zeit, er spielt auf Zeit. Er regiert Russland seit einem Vierteljahrhundert, wird womöglich noch im Kreml sitzen, wenn Donald Trump das Weiße Haus verlassen hat und jeden Tag Golf spielen wird.
Trump wiederum will einen schnellen Erfolg, nachdem er im Wahlkampf angekündigt hatte, er werde den Krieg an „Tag Eins“ im Amt beenden.
Putins Worte verheißen nichts Gutes
Trump will Ruhe, sich anderen Themen zuwenden. Deshalb wirbt er nach außen für ein Ende des Blutvergießens, für das er aber Putin erneut öffentlich nicht verantwortlich machte.
Mehrere Tausend Tote pro Woche könnten gerettet werden, sagte Trump unspezifisch. Ja, Trump mag die Geduld mit Putin verlieren. Nach außen aber präsentierte sich der chronisch ungeduldige Trump in Anchorage aber in Engelsgeduld, ja Gleichmut.
Mehr zum Thema Trumps Zwei-Mann-Gipfel in Alaska „Für Putin ist bereits das Treffen ein Erfolg“ Vor Trumps Ukraine-Gipfel mit Putin Europa will runter von der Zuschauerbank Karl Kaiser zur Außenpolitik „Deutschland mangelt es an strategischem Denken“
Es war schon Blamage genug für den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj, in Anchorage nicht am Tisch mitzusitzen. Die in der Nacht auf Samstag öffentlich verkündeten „Ergebnisse“ des Gipfels sind eine Ohrfeige, ein herber Rückschlag für Selenskyj, die Ukraine und Europa.
Putin wird weiter bomben. „Next time in Moscow“ – mit diesen Worten schloss Putin seinen öffentlichen Auftritt an der Seite Trumps. Diese Worte klingen weniger nach einer Hoffnung als nach einer Drohung.