Hertha vor dem DFB-Pokal-Auftakt in Münster
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Überall Verletzungssorgen und der ewige Traum vom Finale im eigenen Stadion
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Audio: rbb24 Inforadio | 16.08.25 | Jan Ole Behrens | Bild: imago images/Contrast
Hertha BSC ist am Montag im DFB-Pokal in Münster gefordert. Gegen den Liga-Konkurrenten können sich die Berliner keine Pleite erlauben, wenn man den Saisonstart nicht komplett verbocken will. Eine Sorge eint beide Klubs.
- In der vergangenen Zweitliga-Saison siegte Preußen Münster in beiden Spielen. 2:0 in Münster, 2:1 in Berlin.
- Im DFB-Pokal hingegen hat die Hertha gegen Münster eine weiße Weste. 2009 gab es ein 3:1 nach Verlängerung, 2021 ein 3:1 nach 90 Minuten.
- Das aktuell nur gut 10.000 Zuschauer fassende Stadion der Münsteraner ist ausverkauft. Die Karten für Hertha-Fans waren nach kürzester Zeit weg.
Zur Person
Carsten Schulte ist seit vielen Jahren Autor beim Fanblog und Online-Magazin „Preußenjournal“. Er schreibt über alles, was seinen Verein auf und neben dem Platz bewegt. 1971 geboren, entdeckte er erst als Jugendlicher seine Leidenschaft für den Fußball und seine Liebe zu Preußen Münster. Seitdem begleitet er den Klub als Fan hautnah. Neben seinen Texten für das „Preußenjournal“ hat Schulte bereits vier Bücher über Preußen Münster verfasst.
So läuft es sportlich bei Preußen Münster
Preußen Münster hat nach zwei Spieltagen in der 2. Fußball-Bundesliga einen Punkt auf dem Konto. Zum Auftakt gab es gegen den Karlsruher SC in Unterzahl eine knappe wie ärgerliche 2:3-Niederlage. Im Heimspiel gegen den SC Paderborn reichte es dann nach Rückstand immerhin zu einem 1:1-Remis. Im zweiten Jahr im Unterhaus und nach dem knappen Klassenerhalt in der vergangenen Saison zählt für Preußen auch in dieser Spielzeit vor allem der Liga-Verbleib.
„Der Saisonstart ist okay“, sagt Carsten Schulte vom Münsteraner Fanblog „Preußenjournal“. „Karlsruhe und Paderborn waren nicht die leichtesten Gegner“. Schulte glaubt, dass sich die neu formierte Mannschaft auch noch nicht ganz an den neuen Trainer Alexander Ende und dessen System gewöhnt hat. „Das greift noch nicht richtig“, sagt er. „Es ist schon eine ziemliche Umstellung, die spielen jetzt mit einer Raute im Mittelfeld. Das gab es bisher nicht und das bedarf anderer Laufwege.“
Zusätzliche Sorgen machen Schulte die vielen Verletzungen, mit denen sich sein Klub – ähnlich wie Hertha BSC – schon zu Saisonbeginn herumplagen muss. Eine Verletzung wiege dabei womöglich besonders schwer: „Der letzte Neuzugang Antonio Tikvić kam vom FC Watford aus England. Er soll der teuerste Neuzugang der Vereinsgeschichte sein. Er hat in Karlsruhe acht Minuten gespielt und sich dann das Kreuzband gerissen“, beschreibt Schulte die Misere.
Laut Schulte ist es im Fanlager der Preußen derzeit ausgesprochen ruhig. Das Verhältnis zwischen Offiziellen, Spielern und Fans sei gut und die Mannschaft habe wegen der Erfolge der vergangenen Jahre einen großen Kredit. Einzig der Stadionumbau und der damit verbundene Ticket-Engpass sorge manchmal für Frust. „Das Stadion fasst wegen des Umbaus derzeit nur noch rund 10.600 Menschen – da bleibt Enttäuschung nicht aus und es werden immer Leute ohne Karte bleiben.“ Besserung ist wohl erst in der Rückrunde zu erwarten, wenn zumindest die Hintertortribüne des neuen Preußenstadions eröffnet werden soll.
Auf diesen Spieler sollte Hertha besonders achten
Wie bereits erwähnt, fallen einige Schlüsselspieler in Reihen der Münsteraner aus. Schulte setzt deshalb die größte Hoffnung in Etienne Amenyido. „Der ist schon länger hier, hat sich zunächst aber nicht nachhaltig in Szene setzen können. Jetzt hat er aber eine super Vorbereitung gespielt und in der Liga auch schon getroffen“, erklärt der Autor. Er sieht in Amenyido einen „beweglichen Stürmer, der aktuell gut in Form ist.“
Stefan Leitl (Hertha BSC): „Wenn du in der Stadt zu Hause bist, wo das Endspiel stattfindet, ist der Ansporn groß, das auch mal zu schaffen. Von daher wissen wir um die Bedeutung und freuen uns darauf, dass es raus aus der Liga und rein in einen anderen Wettbewerb geht. Gleichzeitig bietet sich uns eine neue Chance, um bestimmte Dinge mit einer entsprechenden Leistung zu begradigen. Wir gehen mit sehr viel Vorfreude und Mut in das Spiel. (…) Es ist das schwerste Los, das wir hätten ziehen können. (…) Das ist schon ein Brett, dass uns so viele Spieler fehlen.“
Alexander Ende (Preußen Münster): Pressekonferenz steht noch aus
Mit Marius Gersbeck, Tim Goller, John Brooks, Pascal Klemens, Diego Demme, Paul Seguin, Michal Karbownik und Luca Schuler fallen gleich acht Spieler verletzt aus. Hinter Neuzugang Niklas Kolbe steht nach einer Erkältung ein Fragezeichen. Außenverteidiger Deyovaisio Zeefuik ist nach der roten Karte, die er im letzten Pokalspiel der Hertha – der Achtelfinal-Niederlage in Köln, Anfang Dezember 2024 – kassiert hat, zudem gesperrt. Fit hingegen ist Herthas neueste Nachwuchshoffnung, der 16-jährige Kennet Eichhorn, über den Trainer Leitl auf der Pressekonferenz sagte: „Er hat die Woche gut trainiert und natürlich die Chance zu spielen.“ Selbst ein Einsatz von Beginn scheint möglich.
Herthas mögliche Startelf: Ernst – Winkler, Dardai, Leistner, Gechter, Eitschberger – Jensen, Krattenmacher, Cuisance – Reese, Kownacki
Der Tipp des Gegner-Experten: „Es ist das erste Mal seit langem, dass Preußen in ein Pokalspiel geht und nicht der krasse Außenseiter ist. Individuell ist Hertha deutlich besser besetzt, aber auch noch nicht komplett in Form und mit vielen Verletzten. Ich lehne mich aus dem Fenster und tippe ein 2:1 für Münster.“
Der Redaktionstipp: Durchwachsener Saisonstart auf beiden Seiten. Neuer Trainer in Münster. Viele Ausfälle bei der Hertha. Kurzum: Ein Spiel, dessen Tipp man wohl besser würfelt. Der rbb|24-Redaktions-Kubus ergibt dabei ein 6:6 nach 90 Minuten. Na dann.
Sendung: rbb24 Inforadio, 16.08.2025, 12:15 Uhr