Richtig schick wird es mal aussehen, wenn es fertig ist: das neue Stadion des SC Preußen Münster. Wird, nachdem vor wenigen Tagen die Gesamtbaugenehmigung erteilt wurde, derzeit an allen Ecken der Heimspielstätte gebaut, so soll es bereits im Jahr 2028 fertiggestellt sein und mehr als 19.000 Preußenfans Platz bieten. Klingt und ist deutlich weniger ambitioniert als die Gedanken bei Hertha BSC rund um eine Alternative zum Olympiastadion, dafür aber ist man im Münsterland schon viel weiter in der Entstehung. 1850 Fans aus der Hauptstadt werden sich am Montagabend (18 Uhr) im DFB-Pokal vor Ort ein Bild von den aktuellen Baumaßnahmen während des laufenden Spielbetriebs machen können und sicherlich bereits Veränderungen gegenüber dem 9. Mai dieses Jahres vorfinden.

Damals legte der SC Preußen Münster mit dem Sieg oder Hertha BSC mit der Niederlage, je nachdem, wie rum man das 2:0 für die Gastgeber auf der Anzeigetafel im Preußenstadion lesen wollte, den Grundstein für den späteren Klassenerhalt der Münsteraner in der 2. Bundesliga. Den hatten sie freilich nicht nur mit diesem Erfolgserlebnis, sondern mit starken acht Punkten aus den letzten vier Saisonspielen doch noch geschafft und am letzten Spieltag Eintracht Braunschweig vom rettenden 15. Tabellenplatz verdrängt.

Hertha BSC bekommt das schwerstmögliche Los in der ersten Runde

Die Folge dieser Platzierung bekam Hertha BSC bei der Auslosung der ersten Runde des DFB-Pokals vor einigen Wochen zu spüren: Der 15. aus der Zweiten Liga rutscht alljährlich in den Topf der Amateure und wird, sogar mit einem Heimspiel ausgestattet, der Gegner eines Teams aus dem Profitopf – in dem Fall erwischte es bei der Auslosung im deutschen Fußballmuseum in Dortmund. „Wir hätten kein schwereres Los ziehen können“, sagte Stefan Leitl am Freitag auf der Pressekonferenz vor dem Pokalspiel am Montag.

Und damit meinte der Trainer von Hertha BSC gleich mehrere Fakten. Preußen Münster war, neben Fortuna Düsseldorf und der SV Elversberg, eines von drei Teams, gegen das die Berliner in der vergangenen Saison beide Spiele verloren haben – auch das eingangs erwähnte Rückspiel unter der Leitung von Leitl selbst. Das allerdings hat mit der laufenden Spielzeit nicht mehr viel zu tun und dürfte keinen Einfluss auf die Partie am kommenden Montag haben. Viel mehr beschäftigt Leitl der bessere Saisonstart der Preußen, auch wenn der mit nur einem Punkt aus zwei Spielen genauso bescheiden ausgefallen ist, wie der von Hertha BSC. Allerdings haben die Münsteraner bei der 2:3-Niederlage gegen den Karlsruher SC und auch beim 1:1 gegen den SC Paderborn nicht nur bessere Leistungen als die Berliner gezeigt, sondern auch große Moral bewiesen.

Beim KSC gelang den Preußen in Unterzahl nach einem 0:2-Rückstand zwischenzeitlich der Ausgleich, erst in der 88. Minute kassierte man das 2:3. Gegen Paderborn hielt der Ausgleich nach neuerlichem Rückstand bis zum Spielende. „Es treffen zwei Zweitligisten aufeinander, das Heimrecht ist ein kleiner Vorteil für die Münsteraner. Wir bereiten uns auf eine gute Mannschaft vor, die viel Wert auf Ballbesitz legt. Wir sind gewarnt und wissen, was uns da erwartet“, so Leitl. Aber: „Ich will nicht immer vom Gegner sprechen – wichtig ist es, dass wir unsere Leistung bringen. Wenn Niklas Kolbe ausfällt, fehlen mir zehn Spieler. Und trotzdem bin ich guter Dinge, dass wir in die nächste Runde einziehen.“

Dieser eine letzte Satz ist der, den man als Fan gerade in Berlin – in Charlottenburg vielleicht noch etwas lieber als in Köpenick – in jedem Jahr gerne von einem Trainer oder Spieler hört. Denn: „Wir sind die Stadt, wo das Endspiel ausgetragen wird, von daher wissen wir natürlich um die Bedeutung und freuen uns drauf“, sagte Stefan Leitl vor seiner Pokal-Premiere als Trainer von Hertha BSC. Generell habe der DFB-Pokal aus seiner Sicht in den vergangenen Jahren sehr viel an Prestige dazugewonnen, die Ernsthaftigkeit der Mannschaften sei deutlich höher als in der Vergangenheit. Es ist ein kurzer, sehr attraktiver Wettbewerb.

Arminia Bielefeld hat gezeigt, was als Außenseiter möglich sein kann

Und für Hertha BSC, nach dem nicht wie gewünscht verlaufenem Saisonstart in der 2. Bundesliga, eine Luftveränderung, die neuen Schwung bringen kann. „Raus aus dem Ligaalltag, einer neuer Wettbewerb, eine neue Chance für uns, vielleicht auch Dinge mit einer anderen Leistung zu begradigen. Deshalb gehen wir mit sehr viel Mut, Selbstvertrauen und Vorfreude in das Spiel“, sagte der Trainer und sprach beim Blick auf die eigenen Wünsche im Wettbewerb über den letztjährigen Drittligisten Arminia Bielefeld, der es bis ins Endspiel nach Berlin geschafft hatte.

Doch erst einmal muss der schwere Gegner aus Münster in seiner Baustelle Preußenstadion geschlagen werden. In der bisherigen Pokalhistorie beider Klubs konnte sich sich Hertha BSC 2009 und 2021 jeweils durchsetzen. Ein dritter Erfolg am Montagabend wäre der erste Schritt in Richtung Endspiel im eigenen Stadion. Zumindest so lange, bis Hertha BSC eine neue Heimstätte gebaut hat. Doch die, anders als beim Gegner aus Münster, erst einmal nicht in Sicht. Auf jeden Fall nicht vor 2028.