Die meisten Leipzigerinnen und Leipziger kennen sie: Es geht um die never ending Story um das Bauvorhaben Eutritzscher Freiladebahnhof. Kurz zusammengefasst: Für den ehemaligen Güterbahnhof, von dem noch in den 1960er Jahren Anschlussgleise zu einigen Betrieben in der Stadt führten und auf dem sich viele Einrichtungen der Deutschen Reichsbahn befanden, war nach der Vereinigung und der Bahnreform in den 1990er Jahren langsam Schluss.
2005 gab die Bahn den gesamten Komplex ab, 2015 kaufte die CG-Gruppe das Gelände für 33 Millionen Euro, die Stadt hatte den Ankauf, je nachdem wer es erzählt, versemmelt oder sie hatte keine Möglichkeit.
Christoph Gröner will ein neues Stadtviertel bauen, inzwischen wurden die alten Gebäude sukzessiv abgerissen. Am Ende wird dann doch nicht gebaut und Gröner verkauft 2019, ohne Zustimmung der Stadt, das Gelände an die Imfarr für 195 Millionen Euro. Das hat sich nur für einen Beteiligten gelohnt.
Wie es weiterging wissen wohl die meisten, es gab ein Auf und Ab, lange Verhandlungen zwischen dem Vorhabenträger, der Stadtverwaltung und dem Stadtrat. Corona kam, die Krise der Baubranche folgte und zwischenzeitlich bestand die Hoffnung, dass sich ab 2023 die Kräne drehen.
Im Juli 2023 wurden Bebauungsplan und Städtebaulicher Vertrag vom Stadtrat beschlossen und nun sollte es endlich losgehen. Es folgte die Imfarr-Pleite, die letztendlich keine Auswirkungen auf das Bauvorhaben hatte, und bis heute steht noch kein einziges Haus.
Plane mit Kemna Bau Ost am Zaun um den Freiladebahnhof. Foto: Thomas Köhler
Seit Kurzem hängen aber am Zaun um das Gelände Planen, auf denen KEMNA Bau Ost zu lesen ist und es stehen Container und Baugeräte auf dem Grundstück. Was ist da los, geschieht endlich etwas?
Dazu fragten wir Holger Tschense, der für den Vorhabenträger als bevollmächtigter Gesamtkoordinator für das Projekt tätig ist.
Herr Tschense, es scheint als passiert etwas am Freiladebahnhof. Geht es endlich los?
Wir bereiten die Leitungsumverlegungen vor. Die Leistungen sind beauftragt, die Firma Kemna Bau hat dort Baustelleinrichtungen hingebracht und hat Bagger und Dumper dort stehen. Die machen jetzt Suchschachtungen. Da muss man ganz genau gucken, wo die alten Leitungen liegen. Die werden jetzt nach und nach neu verlegt. Das betrifft eine LVB-Leitung, eine Gashochdruck-Leitung und eine 110 kV Leitung.
Gibt es vielleicht Überraschungen? Es liegen ja vielleicht noch Leitungen dort, von denen niemand mehr etwas weiß?
Da haben sie schon eine gefunden, eine Gasleitung. Kemna hat die Netz–Leipzig GmbH angerufen und gesagt, hier ist eine Gasleitung zu dem alten Bahnerhaus, was da in Richtung Eutritzscher Straße steht. Da führt so eine Stichleitung hin, eine Niederdruckleitung. Die Mitarbeiter der Netz-Leipzig kamen dann mit einem Tablet, haben gesucht und die Leitung auf ihren Karten nicht gefunden. Die war noch nicht digitalisiert. Jetzt muss noch geklärt werden, ob da noch Druck drauf ist, also ob noch Gas drin ist.
Container und Bagger auf dem Gelände des Freiladebahnhofs. Foto: Thomas Köhler
Die Umverlegungen der Leitungen ist also Bestandteil der Vorbereitung für die Erschließung der Baufelder?
Genau, das ist der erste Teil der Erschließung. Bei diesen Leitungs-Umverlegungen haben wir enge Zeitfenster. Gasdruckleitung, kann man sich nicht irgendwann verlegen, das muss schon im Sommer gemacht werden. Nicht im Winter, wenn die Leute mit Gas heizen wollen. Auch bei der LVB, da müssen die Steuerkabel umverlegt werden, wenn die Straßenbahn gerade Umleitung fährt.
Das ist alles abgestimmt und ein komplexer Prozess. Aber da sind wir dabei, haben begonnen und die letzte Leitung soll im August 2026 fertig sein. Das erfolgt parallel zu den sonstigen Erschließungsmaßnahmen. Die wollen wir, nach erfolgter Ausführungsplanung Anfang nächsten Jahres starten.
Herr Tschense, ich bedanke mich für die Informationen
Es scheint also, dass es endlich losgeht. Hoffen wir, dass nichts mehr dazwischen kommt. Es wäre schließlich nicht das erste Mal.