„Tierschutz hat recht! Und das ist auch gut so! Die jahrelange Arbeit für einen angemessenen Ort für den Tierschutz und die Tierwürde für Wuppertal ist gesellschaftlich notwendig und rechtlich begründet. Die Vorsitzende Richterin machte unmissverständlich klar, dass in der Auseinandersetzung zwischen dem Verein Pechpfoten und der Diakonie Aprath das Recht auf der Seite des Tierschutzvereins liegt.

Als Prozessbeobachter sah ich, wie sich gestern zwei engagierte Akteurinnen und Akteure in einem Rechtsstreit gegenüberstanden, die beide einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten. Der Verein Pechpfoten mit seinem Einsatz für Tiere und die Diakonie Aprath als sozialer Träger sollten nicht vor Gericht gegenüberstehen, sondern gemeinsam an der Umsetzung von Tierschutz und Menschenwürde arbeiten.

Richterin Ute Laukamp hat bisher noch kein Urteil gesprochen, sondern beide Seiten aufgefordert, sich außergerichtlich im Rahmen einer Mediation sich zu einigen. Sollte das nicht gelingen, wird in rund sechs Wochen zugunsten der Pechpfoten entschieden werden. Ich hoffe sehr, dass es gelingt, den begonnenen Dialog zwischen Diakonie und den Pechpfoten fortzusetzen und zu einer gerechten, pragmatischen und Menschen – wie tierfreundlichen Lösung zu kommen.

Beide Seiten stehen für wichtige Werte unserer Stadt: Tierschutz, Inklusion und soziales Engagement. Das Projekt bietet Chancen für eine Win-win-Situation, ein jahrelanger Rechtsstreit würde nur Verlierer hervorbringen.

Die Richterin erinnerte in der Verhandlung daran, dass der Konflikt ursprünglich aus einer gemeinsamen Vision heraus entstanden ist: Der Aufbau eines Tierschutzzentrums als Inklusionsprojekt, bei dem Klientinnen und Klienten der Diakonie Aprath aktiv eingebunden werden: zum Beispiel bei der Pflege der Tiere oder durch die Mitarbeit in einem geplanten Café. Der Verein Pechpfoten, der seit 2016 Tiere an neue Besitzer vermittelt, übernahm dafür das 1,8 Hektar große Gelände per Erbpachtvertrag und unterzeichnete einen Kooperationsvertrag mit der Diakonie Aprath. Dabei hatte diese unter der vorherigen Geschäftsführung das Grundstück selbst aktiv angeboten.

Diese Kooperation geriet jedoch ins Stocken, als sich Ende 2023 abzeichnete, dass die Erwartungen in Bezug auf den Umfang der angedachten inklusiven Leistungen trotz des gemeinsamen Vertrages auseinanderdriften. Im Juni 2024 kündigte die Diakonie Aprath den Vertrag außerordentlich und unterzeichnete auch nicht die Baulast – woraufhin der Verein den Rechtsweg beschritt.

Die ursprüngliche Idee, Tierschutz mit Inklusion zu verbinden, ist nicht nur richtig, sie ist beispielhaft. Deshalb wäre es ein wichtiges Signal für Wuppertal, wenn im weiteren Verfahren nicht Konfrontation, sondern Kompromiss und Miteinander den Weg bestimmen. Aufgrund der rechtlichen Lage sieht es so aus, dass wir am Ende zwei Nachbarn hätten, die sich im Dauerkonflikt einander gegenüberstehen. Die sinnvolle Alternative ist, dann doch lieber gute Nachbarn zu sein und mit viel Pragmatismus letztlich mehr Tierschutz und mehr gesellschaftliche Inklusion konkret möglich zu machen.

Tierschutz und soziale Arbeit dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden – sie gehören gemeinsam in den Mittelpunkt einer verantwortungsbewussten Gesellschaft. Ich werde das Thema und das Projekt weiterhin aufmerksam begleiten und bin überzeugt: Eine gute Lösung für alle Beteiligten ist möglich. In Zeiten, in denen sozialen Einrichtungen unter hohem Druck stehen, ist Kooperation das Gebot der Stunde.

Höchstes Lob verdienen alle Ehrenamtlichen der Pechpfoten, die mit ihrem großen Engagement und Arbeitsaufwand das historische Fachwerkhaus auf dem Gelände der Diakonie Aprath bereits zum Herzstück des geplanten Zentrums umgebaut haben. Das Tierschutzzentrum ist auch Best Practice für bürgerschaftliches Engagement.“