HSV-Spieler bejubeln einen Treffer.

AUDIO: HSV-Trainer Polzin: „Haben bis zuletzt dran geglaubt“ (3 Min)

Stand: 16.08.2025 15:50 Uhr

Der HSV ist in der ersten Runde des DFB-Pokals nur knapp einer Blamage entgangen. Die Hamburger gewannen am Sonnabend trotz einer über weite Strecken desolaten Leistung nach Verlängerung mit 2:1 (1:1, 0:0) bei Oberligist FK Pirmasens. Die vielen Fragenzeichen vor dem Bundesliga-Start bleiben.

von Tobias Knaack

FKP-Kapitän Yannick Grieß – selbst HSV-Fan und -Mitglied – hatte in der 53. Minute getroffen und die Pfälzer bis in die Nachspielzeit hinein von der großen Sensation träumen lassen. Dann köpfte der eingewechselte Innenverteidiger Guilherme Ramos nach einer Ecke (90.+2) das 1:1 und erzwang die Verlängerung. Dort sorgte Stürmer Ransford-Yeboah Königsdörffer (100.) für den schmeichelhaften Hamburger Sieg.

„Pirmasens hat es gut gemacht, wir sind nicht so ins Spiel gekommen“, sagte der Siegtorschütze nach der Partie. Letztendlich, so der 23-Jährige, sei „in diesem Wettbewerb das einzige, was zählt, das Gewinnen. Und das haben wir gemacht.“

HSV lässt fast alles vermissen

Trainer Merlin Polzin hatte nach der Partie vor allem „Dinge in unserem Offensivspiel“ im Blick, „die wir verbessern müssen und wollen“. Denn trotz des Weiterkommens verstärkte das erste Pflichtspiel der neuen Saison die Eindrücke der schwachen Vorbereitung. Sein Team, das ohne den neuen Kapitän Yussuf Poulsen auskommen musste, spielte behäbigen Fußball ohne Feuer und ließ gegen die tiefstehenden und zweikampfstarken Pfälzer fast alles vermissen: Präzision, Kreativität aus dem Zentrum, Tempo in Lauf- und Passspiel.

„Man hat heute gut gesehen, dass es gegen einen kompakt verteidigenden Gegner darum geht, das Tempo hochzuhalten und es zu schaffen, Überzahlsituationen herzustellen“, sagte Polzin. Seine Mannschaft aber habe „zu lange am Ball gewartet“. Und so stand nach den 120 Minuten von Pirmasens der Eindruck, dass für den HSV in dieser Verfassung die erste Bundesligasaison nach sieben Jahren eine lange werden könnte. Am nächsten Sonntag kehren die „Rothosen“ bei Borussia Mönchengladbach in die Beletage zurück (17.30 Uhr, im NDR Livecenter).

Der DFB Pokal steht im Stadion auf einer Säule.

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Polzin-Team ohne Tempo und Ideen

Der HSV hatte gegen den Oberligisten – wenig überraschend – vom Start weg viel Ballbesitz. Nach den Eindrücken der Vorbereitung aber ebenso wenig überraschend: Das Polzin-Team wusste damit praktisch nichts anzufangen.

Das Ergebnis: Aus dem Spiel heraus kam die Mannschaft in der ersten Hälfte zu keiner nennenswerten Torchance. Die größte Gelegenheit hatte, mit viel Wohlwollen, noch Außenverteidiger Miro Muheim mit einem flach getretenen Freistoß aus halbrechter Position (34.).

HSV-Fan Grieß schießt Pirmasens in Führung

Gefährlicher war der Außenseiter, der sich schon zur Pause ärgern musste, nicht in Führung zu liegen: Thomas Selensky (9. und 45.), Luka Dimitrijevic (17.) sowie Grieß (39.) zielten zunächst zu ungenau. Und in der Nachspielzeit hatte Marc Erhart dann schlicht Pech: Der Stürmer wurde mit einem herrlichen Heber sechs Meter vor dem Tor von Daniel Heuer Fernandes freigespielt, setzte den Ball aber auf die Oberkante der Latte (45.+1).

Polzin reagierte auf die schwache Leistung und brachte zum zweiten Durchgang in Otto Stange, Robert Glatzel und Fabio Baldé gleich drei neue Akteure. Am schwachen Auftritt seines Teams änderte das aber nichts. Im Gegenteil: In der 53. Minute belohnte Grieß den Underdog, als er eine lange Flanke von der rechten Seite aus kurzer Distanz zur verdienten Führung über die Linie drückte.

Ramos und Königsdörffer retten den Bundesligisten

Eine ernstzunehmende Reaktion des HSV ließ trotz zweier Lattentreffer (Stange in der 57. und Warmed Omari in der 72. Minute) zunächst auf sich warten. Vielmehr hatten die Hanseaten Glück, dass sie nicht das 0:2 kassierten: Grieß (56.) und Dennis Krob (58.) scheiterten knapp.

Erst in der Schlussphase entwickelten die Hamburger mehr Zug zum Tor, doch erst Ramos‘ wuchtiger Kopfball nach einer zu kurzen Abwehraktion brachte den späten Ausgleich (90.+2) – und den HSV glücklich in die Verlängerung. Dort sorgte ein weiterer Standard für die Entscheidung zugunsten des Bundesliga-Rückkehrers: Königsdörffer setzte den Ball aus sechs Metern nach einem Muheim-Freistoß wuchtig unter die Latte (100.). Ein Hamburger Happy-End im Pokal, das vor dem Liga-Start dennoch eher weitere Fragen denn Antworten geliefert hat.

1. Runde, 16.08.2025 13:00 Uhr

Reitz – Büchler (94. Sannoh), Müller, Griess, Dimitrijevic (64. Wiltz) – Grünnagel, Andreas – Eichhorn (87. Deho), Selensky – Krob (77. Prokopchuk), Ehrhart (77. Gutmann)

1

Heuer Fernandes – Omari, Elfadli, Torunarigha (68. Sahiti) – Gotscholeischwili (46. Baldé), Capaldo, Meffert (86. Ramos), Muheim – Königsdörffer, Rössing-Lelesiit (46. Stange) – Philippe (46. Glatzel)

2

Tore

  • 1:0 Griess (53.)
  • 1:1 Ramos (90. +2)
  • 1:2 Königsdörffer (100.)

Weitere Daten zum Spiel