Stand: 16.08.2025 08:14 Uhr

Die Vorbereitung auf die Bundesliga-Saison hätte beim HSV kaum schlechter laufen können. Trainer Merlin Polzin gibt sich vor dem heutigen Pflichtspielauftakt im DFB-Pokal beim FK Pirmasens aber bewusst gelassen.

Nach zwei lockeren Testspielsiegen zum Auftakt verlor der HSV zuletzt fünfmal in Folge. Die „Bild“ berichtete bereits von einem „Wutausbruch“ von Sportvorstand Stefan Kuntz nach der jüngsten Niederlage beim RCD Mallorca (0:2). Brennt beim ehemaligen Bundesliga-Dino, der noch im Frühjahr mit zehntausenden Fans auf dem Rathausmarkt und an der Alster den langersehnten Aufstieg gefeiert hatte, also schon vor dem Saisonstart der Baum?

„Schwierige Momente, die in den Testspielen aufgetaucht sind, sind für uns eine Investition in die Zukunft.“

HSV-Trainer Merlin Polzin

„Um uns muss sich keiner Sorgen machen. Unsere Mannschaft braucht kein Selbstvertrauen, das über Testspiele kommt. Unser Selbstvertrauen kommt über Inhalte“, erklärte Erfolgstrainer Merlin Polzin vor dem heutigen Erstrunden-Pokalspiel (13 Uhr, im NDR Livecenter) beim FK Pirmasens. Mit anderen Worten kein Grund zur Panik.

Polzin: „War eine sehr lehrreiche Vorbereitung“

Und noch eine Plattitüde: Was uns nicht umbringt, macht uns nur stärker. Oder in den Worten von Polzin: „Wir wollten bewusst Dinge verändern. Schwierige Momente, die in den Testspielen aufgetaucht sind, sind für uns eine Investition in die Zukunft. Es war eine sehr lehrreiche Vorbereitung.“

HSV-Profis nach dem Testspiel gegen RCD Mallorca

Überzeugen konnte der Aufsteiger in der Vorbereitung nicht. Fünf Testspiel-Niederlagen schlagen zu Buche. Es bleibt nicht mehr viel Zeit, aber jede Menge Arbeit für Trainer Polzin.

2:14 Tore in den jüngsten fünf Testspielen

Der HSV hatte sich nach der Bundesliga-Rückkehr bewusst für ein anspruchsvolles Testspielprogramm entschieden. In der Bundesliga werden die Hamburger anders als in den vergangenen Jahren nur in wenige Spiele als Favorit gehen. Ergo erwartet sie auch eine ganz andere Aufgabenstellung.

Diese Veränderung spiegelt sich in einem großen Kaderumbau wider. Probleme waren sicher einkalkuliert. Dass die Ergebnisse in der Vorbereitung so schlecht sein würden hingegen wohl eher nicht. In den genannten fünf Spielen, in denen es außer gegen Mallorca unter anderem auch noch gegen Bundesliga-Konkurrent Freiburg (über zweimal 70 Minuten) und Olympique Lyon ging, kassierten Polzins Schützlinge 14 Gegentore. Bei gerade einmal zwei eigenen Toren, von denen einer auch noch ein verwandelter Elfmeter war.

Adam Karabec

Der zuletzt von Sparta Prag nach Hamburg ausgeliehene Tscheche wechselt zum französischen Erstligisten Olympique Lyon.

Auf den „Wutausbruch“ des Vorstands und die demonstrative Gelassenheit des Trainers folgt nun das Pokalspiel bei Pirmasens. Und das Duell hat mit der Vorbereitung wiederum nicht viel gemein. Die Pfälzer spielen lediglich in der Oberliga und sind damit fünftklassig.

Für den FK Pirmasens ein lukratives Fußball-Fest

Und für Pirmasens ist das Spiel an sich schon ein Festtag. Als Teilnehmer bekommt der Fußballklub 03 Pirmasens e.V. vom DFB bereits 211.886 Euro. Mit einem Saisonetat von 750.000 Euro ist das Duell mit dem Bundesliga-Rückkehrer so etwas „wie ein Großsponsor“. Mit 10.000 Zuschauern – normalerweise kommen im Schnitt rund 700 – ist die Partie seit Wochen ausverkauft. Der Vereinsvorsitzende Jürgen Kölsch rechnet mit Nettoeinnahmen in Höhe von etwa 100.000 Euro.

Dafür wird aber auch der ganze Verein auf den Beinen sein. Kölsch rechnet mit 260 Personen, die dabei helfen werden, das Spiel über die Bühne zu bringen. „Da muss jeder mit anpacken, auch unsere Jugendmannschaften sind voll im Einsatz“, sagte Kölsch, für den Pirmasens wenig überraschend „krasser Außenseiter“ ist.

Pirmasens besiegte einst Werder – aber auch der HSV verlor

Für alle HSV-Fans, die sich fragen: Pirmasens, war da nicht mal was? Die Antwort lautet Ja – und ist mit einer Pokal-Blamage des großen Nord-Rivalen verbunden. Werder Bremen scheiterte im Jahr 2006 gegen den damaligen Regionalligisten mit 2:4 im Elfmeterschießen. Nach 90 und 120 Minuten hatte es gegen den Drittligisten 1:1 gestanden.

Doch Häme sind auch 19 Jahre später deplatziert, denn da war auch noch etwas anderes: Fast zeitgleich unterlag der HSV, bei dem Boubacar Sanogo, Danijel Ljuboja und Guy Demel trafen, nämlich mit 3:4 nach Verlängerung bei den Stuttgarter Kickers. Die Schwaben mit Trainer Robin Dutt waren damals genauso wie Pirmasens Regionalligist.

Polzin „riesengroßer Fan“ des DFB-Pokals

Eine weitere böse Überraschung soll es beim HSV in der Pfalz nicht geben. „Wir sind definitiv davor gewarnt, was uns erwartet, und wissen, dass es eine sehr unangenehme Aufgabe werden kann“, betonte Polzin. Es gehe gegen den unterklassigen Gegner darum, Konter zu vermeiden und seine eigenen Chancen zu verwerten.

Dompé und Poulsen fallen aus

Und das soll auch personell geschwächt gelingen: Flügelstürmer Jean-Luc Dompé sowie Neuzugang Yussuf Poulsen fallen weiter verletzt aus. Trotz allem blickt Polzin dem Auftakt sehr optimistisch entgegen: „Wir freuen uns extrem auf den Pokal“, sagte der 34-Jährige, für den es das erste Pokalspiel als Chefcoach ist. Als er in der vergangenen Saison den Posten übernahm, war der Club längst ausgeschieden (1:2 in Freiburg). Und Polzin kann es kaum erwarten loszulegen: „Ich bin ein riesengroßer Fan dieses Wettbewerbs.“

Der Bundesligist kann zudem Verteidiger Jordan Torunarigha trotz dessen Roter Karte im Testspiel bei RCD Mallorca vorerst einsetzen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) setzte die Sperre gegen den 28-Jährigen auf Antrag des HSV aus, teilte der Verband mit. 

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