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Putin reist zum Alaska-Gipfel wohlüberlegt mit einer Wirtschaftsdelegation. Mit Seltenen Erden und Investitionen hofft er, Trump von der Ukraine abzulenken, glaubt ein Experte.

Anchorage – US-Präsident Donald Trump kommt am Freitag (15. August) mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Alaska zusammen. Beobachter bewerten die mögliche Spanne der Bedeutung des Treffens von einer Nullnummer bis hin zu einem Meilenstein wie der Jalta-Konferenz. Bislang blieb Trumps Wahlkampfversprechen, den Ukraine-Krieg in 24 Stunden beenden zu können, ohne Ergebnis. Mit leeren Händen von dem Gipfel zurückzukehren, kommt für ihn wohl nicht infrage.

Ein hochrangiger russischer Politiker hat kurz vor dem Treffen in Alaska angedeutet, dass russische Unternehmen Interesse an der Erschließung von Bodenschätzen in Alaska haben. Viktor Wodolazki, erster stellvertretender Vorsitzender des Duma-Ausschusses für GUS-Angelegenheiten und eurasische Integration, betonte gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Tass, das könne die Wirtschaft beider Länder stärken. Es gibt Hinweise, dass die USA wirtschaftliche Angebote machen könnten, um Russland zu einem Waffenstillstand im Ukrainekrieg zu bewegen.

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Auf dem Weg nach Alaska bestätigte Trump, Russland sei wirtschaftlich an den USA interessiert. Eine Zusammenarbeit werde es ohne Frieden in der Ukraine aber nicht geben. Wenn Putin keinen Deal wolle und nicht einlenke, drohte er mit „sehr schwerwiegenden Konsequenzen“. Details nannte der US-Präsident allerdings nicht. Russland zeigte bis zuletzt keine Bewegung in seinen Kriegszielen. Auf dem Schlachtfeld in der Ukraine machten russische Streitkräfte zudem Fortschritte, was Putins Verhandlungsposition eher stärkte.

Laut Daily Telegraph prüft US-Finanzminister Scott Bessent derzeit, ob wirtschaftliche Zugeständnisse an Russland, wie die Erschließung von seltenen Erden in Alaska, helfen könnten, einen Waffenstillstand zu erreichen. Wahrscheinlich ist, dass der Kremlchef auf Zeit spielt. Putin werde versuchen, Trump von der Ukraine abzulenken, indem er ihm eine große Zukunft für die Beziehungen zwischen den USA und Russland in Aussicht stellt, meint David E. Sanger, Korrespondent im Weißen Haus der New York Times. „Das sieht man bereits an der Agenda: Er bringt eine Wirtschaftsdelegation mit“, so der Experte im Podcast The Daily.

US-Präsident Donald Trump empfängt den russischen Präsidenten Wladimir Putin am Freitag (15. August 2025) auf dem Rollfeld der Militärbasis Joint Base Elmendorf-Richardson im US-Bundesstaat Alaska.US-Präsident Donald Trump empfängt den russischen Präsidenten Wladimir Putin am Freitag (15. August 2025) auf dem Rollfeld der Militärbasis Joint Base Elmendorf-Richardson im US-Bundesstaat Alaska. © IMAGO/Sergei Bobylev
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Das deute darauf hin, „dass er vermutlich mit seltenen Erden oder kritischen Mineralien, mit US-Investitionen in Russland oder vielleicht sogar mit russischen Investitionen in den USA um Donald Trumps Gunst werben wird.“ Bevor der Kremlchef am Donnerstag Russland verließ, deutete er noch etwas anderes an: ein umfassenderes Nuklearabkommen mit den USA. „Man darf nicht vergessen, dass wir nur noch sieben Monate vom Auslaufen des letzten großen bilateralen Rüstungskontrollabkommens zwischen den USA und Russland entfernt sind“, meint Sanger in Anspielung auf New START Treaty.

Es sei also möglich, dass die beiden Präsidenten ein Abkommen ausarbeiten, um die Anzahl der aufeinander gerichteten Nuklearwaffen einzufrieren oder sogar zu verringern. „Diese Kombination – Geschäftsabschlüsse und eine Art Nuklearabkommen – sind zwei Dinge, auf die Trump bekanntermaßen sehr empfänglich reagiert“, so der Experte weiter. Der US-Präsident teilte mit, nach dem Treffen in Alaska ein mögliches Dreiergespräch mit Selenskyj zu planen, falls beide Seiten dem zustimmen.

Allerdings wolle er zunächst abwarten, wie sein Zusammentreffen mit Putin verlaufe. Schließt Trump einen Wirtschaftsdeal mit dem Kreml, ist die Ukraine womöglich vergessen. Alaska ist ein geostrategischer Brennpunkt im Arktis-Konflikt, in dem die Weltmächte Russland, China, die USA und Kanada um Handelsrouten und Bodenschätze sowie die Kontrolle von Seewegen ringen. Das Interesse an der Region steigt zunehmend, denn der Klimawandel und das schmelzende Meereis eröffnen neue Möglichkeiten.