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Der Deutsche Wetterdienst hat eine Hitzewarnung für Frankfurt herausgegeben. Doch wie sehr belasten die Temperaturen die Menschen wirklich? Wir gehen am Südbahnhof auf Stimmenfang.
Frankfurt – Brechende Hitze. Nur wenig los am Südbahnhof in Frankfurt um die Mittagszeit. Ein Mann mit Rucksack und Koffer sitzt auf einer der Bank auf dem Vorplatz, einen Arm hat er lässig über die Lehne gelegt. Er trägt eine schwarze Hose, ein lila Shirt. Auf dem Kopf sitzt ein schwarzes Käppi.
„Ich komme aus Arizona“, berichtet Drew Blackford in seiner Muttersprache. Er sei zum ersten Mal in Deutschland und überrascht, dass es hier so heiß sein kann. Doch vertragen könne er das Wetter problemlos. Denn er ist Anderes gewohnt. „In Arizona sind es gerade 43 Grad“, sagt er beim Blick auf sein Handy. Nun müsse er aber weiter, um einen Freund in Berlin zu besuchen. „Wir wollen da bloß rumhängen und die Stadt besichtigen“, sagt er. Die Hitze jedenfalls dürfte ihn dabei kaum stören.
Der Sommer ist zurück in Frankfurt – wie hier am Südbahnhof. Blackford wartet auf seinen Zug. © Fritz Landenberger „Vitamin D” – nicht jeden stört die Frankfurter Hitze
Zwei Bänke weiter sitzt Anas Hajji. Der junge Mann will sein Studium ab dem kommenden Semester beginnen – Wirtschaftswissenschaften. Der Neu-Isenburger ist heute nach Frankfurt gekommen, um im Fitnessstudio zu trainieren. „Es wird schon heiß dort – trotz der Ventilatoren“, sagt er. Doch abgesehen davon störe ihn das Wetter nicht. „Vor zwei Wochen hat es geregnet, jetzt ist es besser.“ Und der pralle Sonnenschein auf dem Bahnhofsvorplatz? „Vitamin D“, sagt Hajji nur und lacht.
Wolfgang Pfänder am Südbahnhof schützt sich mit Brille und Hut vor dem Sonnenschein. © Fritz Landenberger “Langsam wird mir zu heiß” – Senioren in Frankfurt besonders von Hitze betroffen
Und die Älteren? Wie kommen die mit dem Wetter klar? Ein älterer Herr läuft vom Bahnhof in Richtung Schweizer Straße, in seiner Hand hält er eine Zeitung. Mit seiner stylischen Sonnenbrille und dem Strohhut wirkt der Rentner aus Frankfurt durchaus jugendlich. „Ich komme gerade vom Arzt“, berichtet Wolfgang Pfänder, wie er sich vorstellt. Bei dem Wetter gelte es, möglichst zu Hause zu bleiben. „Aber manches muss halt erledigt sein“, sagt er. In seiner Wohnung habe er die Rollläden halb heruntergelassen. Trotzdem sei es dort aktuell 24,5 Grad warm. „Langsam wird es mir zu heiß“, sagt er schließlich und marschiert weiter in Richtung Innenstadt.
„Hitzewelle, die schnell wieder weggeht” – Frankfurt-Besucher sieht Hitze gelassen
Gerd Klement, 70 Jahre alt, hat sich derweil ein schattiges Plätzchen unter einem Baum gesucht. Er ist gerade auf der Rückreise in seine Heimatstadt Erfurt. Der Besuch von Bekannten hat ihn nach Frankfurt geführt. Auch er gerät aufgrund der hessischen Hitze nicht in Panik. „Das ist eine Hitzewelle, die schnell wieder weggeht“, sagt der Rentner gelassen. Mehr als drei oder vier Tage mit Temperaturen in dieser Höhe erwarte er nicht.
Dennoch verhalte auch er sich bei solchem Wetter anders als sonst. So bewege er sich weniger und versuche, sich hauptsächlich im Schatten aufzuhalten. Etwas belastend sei es schon. Eines findet Klement dann noch besonders erwähnenswert: Ihn nerve, dass die Menschen sich in Deutschland so oft beschweren. Als es vor zwei Wochen kühler war, hätten sich die Leute beschwert und so auch jetzt bei diesen Temperaturen. So richtig recht könne man es den Menschen in Frankfurt nicht machen.
„Ich liebe Frankfurt” – Blumenhändlerin lässt sich Laune nicht verderben
Nächster Stopp: der Blumenladen “Ezyal”. Ikbal Zorluzoy betreibt seit 26 Jahren das Blumengeschäft am Frankfurter Südbahnhof – seit 22 Jahren genau an dieser Stelle neben dem Haupteingang. Zusammen mit ihrer Mitarbeiterin Elif Kalkal bindet sie scheinbar gelassen Schnittblumen zu schicken Sträußen – bis sie auf die aktuellen Temperaturen angesprochen wird. „Nicht gut. Bis 25 Grad, mehr bitte nicht – ich sterbe”, bricht es direkt aus ihr heraus.
Gut gelaunt trotz Hitze: Ikbal Zorluzoy vor ihrem Blumenladen am Südbahnhof. © Fritz Landenberger
Das Lachen hat sie dennoch nicht verloren, jede Frage beantwortet sie gut gelaunt und grinsend. Umso überraschender, weil die Hitze nicht nur ihr, sondern in erster Linie ihrem Geschäft schade. Durch die hohen Temperaturen gingen die Blumen schneller ein als sonst. Gegenmaßnahmen gebe es kaum, da vor allem Schnittblumen sehr temperaturempfindlich seien.
Die einzige Möglichkeit, sich selbst und die Blumen zu schützen: Im kleinen Häuschen des Blumengeschäfts bleiben und die Klimaanlage aufdrehen.
Aber selbst die helfe nur bedingt. Da keine Kunden mehr das Geschäft beträten, sobald man die Tür schließe, müsse diese ständig geöffnet bleiben. Somit halte sich auch die Wirkung der Klimaanlage in Grenzen. Von den Kosten, die die Belüftung verursacht, möchte sie lieber gar nicht erst anfangen zu sprechen. Stattdessen bringt sie ihre Meinung zu dieser Hitze anders auf den Punkt: „Man stinkt nach Schweiß, das mag ich nicht!“
Alles in allem sei sie aber sehr glücklich. „Ich liebe Frankfurt!“, betont die Unternehmerin, die vor 34 Jahren aus der Türkei nach Deutschland gekommen ist. „Ich bin in dieser Bude alt geworden.“ Man solle nicht zu viel jammern, es sei schließlich nicht oft so warm.
„Das Leben hört nicht auf, wenn es heiß ist”
Ähnlich geht es auch Zahia, die mit ihren zwei Kindern an der Straßenbahnhaltestelle des Frankfurter Südbahnhofs auf die Tram wartet, die sie und ihre Kinder zum Krankenhaus bringen soll. Zahia erzählt, sie sei Französin und habe sechs Jahre lang in Vietnam gelebt, bis der Beruf ihres Mannes sie nach Frankfurt brachte. Auch sie persönlich sei Hitze gewohnt.
Anders sehe es aber bei ihren Kindern aus: Damit diese unbeschadet durch die Hitzewelle kommen, müsse sie schon einige Bemühungen anstellen. Sie achte zum Beispiel darauf, stets Wasser dabei zu haben und nicht zu viel Zeit draußen zu verbringen. Viel mehr könne man jedoch nicht tun. „Das Leben hört nicht auf, wenn es heiß ist”, sagt sie abschließend.
Ganz egal, wie die Menschen in Frankfurt zum aktuellen Wetter stehen: Um den Folgen von zu hoher Hitze-Belastung vorzubeugen, können sie wie alle anderen in Hessen auf eine zweistufige Warn-App zurückgreifen. Die hatte das Land Hessen gemeinsam mit dem Deutschen Wetterdienst eingeführt.