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Lindt weicht Trump-Zöllen aus: Goldhasen-Produktion wandert in die USA. Der Schweizer Konzern investiert bis zu 10 Millionen Dollar in die Umstellung.
Kilchberg – Der Schweizer Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli erwägt eine strategische Produktionsverlagerung seiner weltberühmten goldverpackten Osterhasen in die USA. Laut einem Bericht von Bloomberg prüft das Unternehmen Investitionen von bis zu zehn Millionen Dollar, um die beliebten Hohlfiguren künftig am US-Standort Stratham in New Hampshire zu produzieren.
Hintergrund der Überlegungen sind die von der Trump-Administration, die branchenübergreifende Konsequenzen für alle importierenden Unternehmen hat. Lindt & Sprüngli stehen daher mit ihren Überlegungen, ihre Produktion zu verlagern, nicht alleine da. Bei Schokoladenprodukten aus der Europäischen Union verhängten die USA Importzölle von 15 Prozent auf. Die goldenen Osterhasen werden derzeit ausschließlich in Deutschland hergestellt und müssten daher den Strafzoll entrichten.
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Der Plan umfasst laut Insidern nicht nur die Verlagerung der Osterhasen-Produktion, sondern auch die Herstellung von Hasen, Weihnachtsmännern und anderen hohlen Schokoladenfiguren in den USA. Das Unternehmen bestätigte gegenüber Bloomberg, dass es „seit mehreren Jahren zusätzliche Investitionen in US-Kapazitäten evaluiert“. Ein Lindt-Sprecher erklärte: „Wir arbeiten kontinuierlich daran, unsere Produktion und internen Lieferketten effizienter zu gestalten und berücksichtigen dabei die aktuelle Situation rund um Zölle“. Dies schließe die Überprüfung ein, „welche Produkte an welchen Produktionsstandorten und für welche Märkte hergestellt werden“.
Die Vereinigten Staaten stellen für Lindt & Sprüngli einen strategisch wichtigen Markt dar. Als weltgrößter Schokoladenmarkt generierte das Unternehmen dort im vergangenen Jahr Umsätze von 843 Millionen Dollar bei einem Wachstum von 4,9 Prozent laut Geschäftsbericht. Die Nervosität europäischer und Schweizer Unternehmen wächst angesichts der Trump’schen Zollpolitik. Die Schweiz sieht sich mit einem 39-prozentigen Zoll auf Schweizer Importe konfrontiert – dem höchsten in der entwickelten Welt. Mehrere Unternehmen prüfen bereits Wege, die Auswirkungen der Abgaben durch Produktionsverlagerungen oder Outputreduzierungen zu minimieren.
Preisdruck durch steigende Kakaokosten verstärkt Zoll-Problematik: Die goldverpackten Lindt-Osterhasen könnten künftig in den USA statt in Deutschland produziert werden, um Trump-Zölle von 15 Prozent zu umgehen. ©
IMAGO / aal.photoZoll-Fiasko zwingt Unternehmen zum Umdenken: Kanadische Produktion könnte nach Europa wandern
Parallel zur möglichen US-Verlagerung erwägt Lindt & Sprüngli laut den Insidern auch, die Produktion für den kanadischen Markt vom Bostoner Werk auf europäische Standorte zu verlagern. Grund sind Vergeltungszölle, die Kanada gegen die USA verhängt hat.
Das Unternehmen lehnte eine detaillierte Stellungnahme zu den konkreten Plänen ab. Bereits Anfang August hatte Lindt & Sprüngli gegenüber der Nachrichtenagentur AWP erklärt: „Wir evaluieren derzeit verschiedene Optionen, wie wir mit den Zöllen künftig umgehen“.
Die Zollproblematik verschärft sich durch bereits stark gestiegene Rohstoffkosten. Ein Anstieg der Kakaopreise führte bereits zu einer durchschnittlichen Preiserhöhung von 16 Prozent bei Lindt-Produkten im ersten Halbjahr. Für die kommende Osterzeit kündigte das Unternehmen weitere Preiserhöhungen von rund zehn Prozent für den deutschen Markt an. Lindt & Sprüngli produziert bereits viele Produkte lokal in den Regionen, wo sie verkauft werden. Einige Spezialitäten stammen jedoch aus spezialisierten Produktionsstätten für den globalen Markt: Lindor-Schokoladentafeln werden ausschließlich in der Schweiz hergestellt, Frankreich fungiert als Zentrum für die dunkle Excellence-Schokolade, und Italiens Standorte konzentrieren sich hauptsächlich auf Nuss-Kreationen. (ls)